Blankes Entsetzen
waren offenbar gewalttätig, wobei Patstons Aggression sich anscheinend eher gegen das Kind als gegen seine Frau richtete. Keiner der beiden Morde enthielt ein offensichtliches sexuelles Element.
Sie wandte sich dem Bericht der Spurensicherung zu und fand ein weiteres, möglicherweise bedeutendes Detail vom Tatort des Patston-Mordes, das mit ihrer Erinnerung an ältere Fälle übereinstimmte. Beide Leichen waren nur notdürftig versteckt worden.
»Was bedeutet?«, murmelte sie und trank ihre Cola aus.
Wollte der Mörder der Frauen, dass die Leichen gefunden wurden? Oder war er aus irgendeinem Grund unfähig gewesen, die Leichen anständig zu vergraben?
Aber vielleicht war auch das nur ein weiterer Zufall. Vielleicht waren beide Mörder nur nervös gewesen, aus Furcht, dass Passanten vorbeikamen.
Ansonsten sah sie keine Parallelen.
Außer natürlich Allbeury und Novak.
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71.
ährend sie zahllose Tassen Tee trank, sich um Irina W kümmerte und mit Karen Dean redete – was ihr im Augenblick leichter fiel als mit ihrem Schwiegersohn oder den wohlmeinenden Freunden, die sie anriefen –, fragte sich Sandra, warum Tony sich so entschieden dagegen sperrte, über Irinas Adoption zu sprechen, wo er doch anfangs so stolz darauf gewesen war.
Diese Frage schlich sich immer wieder in ihre Gedanken. Sie grübelte ständig darüber nach, wenn auch vielleicht nur, um sich von Joanne abzulenken – denn nicht an sie zu denken war der einzige Weg, nicht verrückt zu werden und weiterzumachen, Irina zuliebe.
Und dann, ganz plötzlich, wusste Sandra warum, und als sie es einmal erkannt hatte, fragte sie sich, wie es ihr die ganze Zeit hatte entgehen können.
Anfangs, als Tony und Joanne versucht hatten, ein Kind zu adoptieren, war es ihnen nicht gelungen, das System in ihrem Sinne arbeiten zu lassen. Dann aber, wie aus dem Nichts, hatten sie plötzlich einen Weg gefunden, und nur wenige Monate später war Irina bei ihnen gewesen.
Sandra wartete, bis ihre Enkelin schlief und Dean in die Küche gegangen war, um zum Abendessen Spaghetti zu kochen, dann suchte sie Tony.
Er war in der Garage und werkelte unter der Motorhaube seines Autos.
»Essen fertig?«, fragte er, als er sie durch die Seitentür hereinkommen sah.
»Gleich.« Sandra schloss die Tür hinter sich, atmete tief durch und kam direkt zur Sache. »Tony, ich weiß jetzt, warum du 321
wegen der Polizei so komisch warst und warum du nicht über die Adoption sprechen oder dich ans Fernsehen wenden willst.«
Er richtete sich auf, sein Gesicht eine Maske. »Keine Ahnung, wovon du redest.«
»Sie war nicht legal, stimmt’s?« Ihre Stimme war gekämpft.
»Irinas Adoption.«
»Sandra …«
»Ich wünschte, du und Joanne hättet es mir erzählt«, sagte sie.
»Ich hätte es verstanden. Wie konntet ihr bloß denken, dass ich euch nicht verstehen würde? Ich hätte euch geholfen, hätte alles getan …«
»Um Himmels willen«, zischte Tony und schnitt ihr das Wort ab, »sprich leise.«
»Keine Sorge«, sagte Sandra. »Karen kocht, und Irina schläft.
Du kannst mir vertrauen, Tony. Ich würde nie etwas tun, das
…«
»Verdammt, Sandra, würdest du bitte den Mund halten.« Tony schlug die Motorhaube zu. Seine Wangen waren gerötet. »Wenn du helfen willst, behalt es einfach für dich und sprich nicht darüber. Gott weiß, dass ich diese ganze verdammte Geschichte schon mehr als einmal bereut habe.«
Sandra starrte ihn an. »Doch wohl nicht, dass du Irina hast?«
»Unsinn. Natürlich nicht. Wenn du mal für eine Sekunde den Mund halten und mir zuhören würdest.« Sein Blick war verzweifelt. »Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
Er drehte sich um und schlug mit beiden Händen aufs Autodach. »Ich frage mich allmählich, ob ich ihnen von Irina erzählen soll. Schließlich ist es besser, wegen illegaler Adoption verknackt zu werden als wegen Mordes.«
Sprachlos starrte seine Schwiegermutter seinen Rücken an. In der Stille spürte Tony ihren Blick und drehte sich um, Entsetzen in seinen Augen.
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»Du glaubst doch wohl nicht, dass ich Joanne das angetan habe?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte Sandra. »Das ist es nicht.« Sie glaubte tatsächlich nicht, dass er es getan hatte – nicht das.
»Aber ist dir denn nicht klar, dass sie dir Irina wegnehmen, wenn du ihnen die Wahrheit sagst?«
»Natürlich ist mir das klar«, sagte Tony.
»Und es ist dir egal?«, fragte Sandra ungläubig.
»Ist kein großer Unterschied für mich, oder?«, antwortete
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