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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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einmal gesprochen?«, fragte Keenan.
    »Nach unserem Treffen in der Bibliothek nicht mehr«, sagte Allbeury.
    »Was ist mit Michael Novak?«, fragte Helen.
    »Ich glaube, er hat danach noch zweimal mit ihr geredet«, antwortete Allbeury.
    »Worüber?« Wieder Keenan.
    »Mrs Patston versuchte, zu einer Entscheidung zu kommen«, sagte der Anwalt.
    »Was für eine Entscheidung?«, fragte Helen.
    »Ob ich ihr helfen soll, ihrer Ehe zu entfliehen.«
    »Sie haben uns immer noch nicht gesagt«, sagte Keenan,
    »welche Art von Ausweg Sie ihr vorschlugen, Mr Allbeury.«
    »Ich wartete noch auf ihre Antwort.«
    »Sie müssen doch eine Vorstellung gehabt haben«, sagte Helen.
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    »Natürlich«, räumte Allbeury ein.
    »Und zwar?«, drängte Keenan.
    Allbeury schwieg einen Moment lang. »Wenn Mrs Patston mir gesagt hätte, dass sie gehen wollte«, sagte er schließlich, »hätte ich versucht, dafür zu sorgen, dass sie an einen Ort kann, an dem sie sich sicher gefühlt hätte.«
    »Dauerhaft?«, fragte Keenan.
    »Ja«, antwortete Allbeury. »Nichts anderes hätte ihr das Gefühl von Sicherheit geben können.«
    »Aber Sie warteten noch auf ihre endgültige Antwort?«, fragte Keenan.
    »Bis Mike Novak mir erzählte, dass sie tot sei«, sagte Allbeury.

    Er führte die beiden Polizisten in sein blaues Arbeitszimmer und bot ihnen an, ihm über die Schulter zu schauen, während er seinen Terminkalender auf dem Monitor erscheinen ließ und bis zum 20. Februar zurückscrollte, dem Tag von Lynne Bolsovers Verschwinden und Tod.
    »Wenn nötig«, sagte Allbeury, »lassen sich die beiden Morgentermine überprüfen.«
    »Der am Nachmittag nicht?«, fragte Helen, die zu seiner Linken stand.
    »Da war ich bei einem Mandanten, der Vertraulichkeit wünscht und sich im Augenblick in Übersee aufhält.« Er sah zu ihr auf. »Der letzte Stand war, dass John Bolsover wegen des Mordes an seiner Frau in Belmarsh einsitzt und auf den Beginn des Prozesses wartet.«
    »So ist es«, sagte sie.
    Allbeury wandte seine Aufmerksamkeit wieder dem
    Terminkalender zu, scrollte acht Monate weiter zum Oktober und sah dann zu Keenan auf, der rechts von seinem Stuhl stand.
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    »Montag«, sagte Keenan. »Der Siebte.«
    »Im Büro.« Allbeury lehnte sich zurück, damit sie den Eintrag sehen konnten. »Allbeury, Lerman und Wren in Bedford Row.«
    Er blickte wieder Keenan an. »Wenn Sie das überprüfen, Inspector, würde ich Diskretion sehr zu schätzen wissen.«
    »Das versteht sich von selbst, Sir«, sagte Keenan.
    »Wo haben Sie sich den Tag über aufgehalten?«, fragte Helen.
    Allbeury drehte sich mit einem leisen Lächeln zu ihr um. »Ich hatte am Montag eine Menge zu tun. Einer der Junganwälte holte mir ein Sandwich – ich weiß nicht woher, aber es war mit dick geschnittenem Schinken belegt und sehr lecker.«
    »Sie wirken recht unbeschwert«, sagte Helen, »wenn man bedenkt, wie bestürzt Sie wegen der Morde zu sein behaupten.«
    »Verzeihen Sie mir«, sagte Allbeury. »Wahrscheinlich bin ich es einfach nicht gewöhnt, nach Alibis gefragt zu werden, Inspector.«
    »Sie haben uns sehr geholfen, Mr Allbeury«, sagte Jim Keenan.
    »War das alles?«
    »Ich glaube schon«, sagte Keenan.
    Allbeury stand auf. »Wenn Sie noch irgendetwas brauchen, zögern Sie nicht, mich anzurufen.«
    »Werden wir nicht«, sagte Helen.
    »Vielen Dank.« Keenan nickte dem Anwalt zu.

    »Das war offensichtlich nicht die ganze Geschichte«, sagte Keenan, während sie in dem schimmernden Aufzug nach unten fuhren.
    »Er lügt das Blaue vom Himmel herunter«, sagte Helen und blickte nach oben in die Kamera.
    »Ich würde es eher als geschicktes Ausweichen bezeichnen«, 315
    sagte Keenan. »Vermutlich mehr aus Sorge, dass wir seine Geschäfte zu genau unter die Lupe nehmen, als wegen der beiden Morde.«
    »Mochten Sie ihn?« Helen klang neugierig.
    Die Türen öffneten sich, und sie gingen durch die marmorne Lobby, vorbei am Portier und hinaus auf die Flusspromenade.
    Ein steifer, kalter Wind blies von der Themse her.
    »Ich kann nicht sagen, dass ich ihn nicht mochte«, antwortete Keenan. »Mit Sicherheit verabscheue ich ihn nicht so sehr, wie es offensichtlich bei Ihnen der Fall ist.«
    »Es liegt nicht nur an ihm«, sagte Helen. »Es ist das ganze System, dem ich misstraue.« Die beiden bogen vom St.
    Saviour’s Dock und der Butler’s Wharf in die Seiten-Straße, in der sie ihre Wagen geparkt hatten. »Novak, der da draußen für den Mann im Nobel-Hochhaus vielleicht

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