Blankes Entsetzen
werden.
»Ich habe mich fürs Hammersmith entschieden, falls sie ein Bett freihaben«, sagte Lizzie am Telefon zu Angela, »weil Christopher schon in London ist.«
»Wie geht es Jack?«, fragte Angela.
»Seine Atmung hat sich ein wenig verschlechtert«, sagte Lizzie, »aber bisher kommt er noch ganz gut damit zurecht, also mach dir keine zu großen Sorgen.«
»Da fass dir mal an die eigene Nase, Schatz«, sagte ihre Mutter.
»Hat Christopher angerufen? Er ist nämlich nicht im Beauchamp, und Jane scheint nicht zu wissen, wo er steckt – das ist ungewöhnlich für sie.«
»Wir haben nichts von ihm gehört. Aber wenn er anruft, sag ich ihm, was los ist, und sorg dafür, dass er sich sofort bei dir meldet.« Angela atmete tief ein, fest entschlossen, um ihrer Tochter willen Ruhe zu bewahren. »Wann fährst du in Windsor los?«
»Innerhalb der nächsten zwei Stunden.« Lizzie bemühte sich, ihre Gedanken zu ordnen. »Ich darf mein Handy vielleicht nicht anlassen, wenn wir fahren – kannst du Christopher das bitte sagen, Mom?«
»Ich sorge dafür, dass er dich im Hammersmith erwartet.«
»Du bist ein Engel, Mom«, sagte Lizzie. »Und gib den anderen beiden einen Kuss von mir, ja?«
»Eine feste Umarmung von uns«, sagte Angela.
Als sie mit Jack im Krankenwagen nach London fuhr, fühlte Lizzie, wie ihre gespielte Ruhe von Minute zu Minute zerbröckelte, während sie die spürbare Nervosität ihres Sohnes beobachtete und sein immer lauteres Röcheln hörte. Doch nach ihrer Ankunft im Hammersmith, als die Aufnahme hinter ihnen lag und Jack in sein Bett gebracht worden war, erholte er sich ein wenig – obwohl sein Vater nicht da war und ihm auch keine Nachricht hinterlassen hatte – und sagte ihr, es sei nicht nötig, dass sie bliebe.
»Natürlich bleibe ich«, sagte Lizzie.
»Das brauchst du nicht. Du kannst in der Wohnung schlafen.«
»Ich weiß. Aber ich würde viel lieber bei dir bleiben.«
»Mom, ich liege nicht im Sterben«, sagte Jack.
»Das habe ich auch nie behauptet«, entgegnete sie und spürte, wie ihre Eingeweide sich zusammenzogen
»Warum willst du dann, dass alle mich für ein Baby halten?«
»Niemand würde so etwas denken«, widersprach Lizzie.
»Wenn Dad hier wäre – er würde verstehen, wie ich mich fühle«, sagte Jack.
Darauf fand sie keine Antwort.
»Du hast gewonnen«, sagte sie. »Ich fahre in die Wohnung.«
Sie sah kein Licht und kein sonstiges Lebenszeichen, als das Taxi sie vor ihrer Wohnung absetzte. Auch ragten weder Zeitungen aus dem Briefkasten, noch standen Milchflaschen auf der Treppe.
Lizzie seufzte, als sie nach ihrem Wohnungsschlüssel suchte und ihn ins Schloss steckte, zu erschöpft und besorgt um Jack, um sich Gedanken darüber zu machen, wo Christopher sein könnte.
Sie betrat den dunklen Flur, schaltete das Licht ein, schloss die Wohnungstür hinter sich ab und ging langsam zur Küche. Sie brauchte jetzt Tee und Schokoladenkekse – und dazu etwas Stärkeres.
Das Geräusch kam aus dem Wohnzimmer. Es war schwach, reichte aber aus, um sie mitten im Schritt innehalten zu lassen. Sie erstarrte, horchte.
Da war es wieder.
Es klang wie ein leises Stöhnen.
Plötzlich hellwach, aber eher verwirrt als ängstlich, ging Lizzie zur Wohnzimmertür und schob sie auf.
Es brannte kein Licht, aber die Vorhänge waren nicht zugezogen, und ihre Augen gewöhnten sich schnell an das Halbdunkel. Auf dem Sofa bewegte sich ein Schatten.
Lizzie streckte die Hand aus und schaltete das Licht ein.
»Du lieber Himmel«, sagte sie. »Was ist denn mit dir passiert?«
Christopher saß an einem Ende des Sofas, neben sich eine fast leere Flasche Johnnie Walker und eine Packung Aspirin.
»Lizzie«, stieß er mühsam hervor.
Sein Gesicht war übersät von Blutergüssen; ein Auge war beinahe schwarz und zu drei Vierteln geschlossen, und in seinem rechten Mundwinkel klebte verkrustetes Blut.
»Christopher, was ist passiert?«
»Ich … o Gott«, stieß er mit schwacher Stimme hervor.
Noch bevor er antwortete, auf halbem Weg zum Sofa, wo sie ihm zu Hilfe eilen wollte, wusste sie, dass er ihr etwas Schlimmes erzählen würde. Das hier waren nicht die Folgen eines normalen Unfalls.
Sie blieb abrupt stehen und starrte ihn an. »Sag es mir bitte.«
»Lizzie …« Er setzte sich ein wenig auf, zuckte vor Schmerz zusammen und stieß gegen die Whiskeyflasche, sodass sie von den Kissen herunter und auf den Teppich rollte. »Verdammt, tut das weh.«
Lizzie blieb immer noch, wo sie
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