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Blankes Entsetzen

Blankes Entsetzen

Titel: Blankes Entsetzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Norman
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Bett gegangen.«
    »Bestell ihm liebe Grüße«, sagte Edward.
    »Das mache ich«, sagte Lizzie.
    Als Nächstes rief sie Susan an, dankte ihr erneut, dass sie sich als so gute Freundin erwiesen hatte und bat sie, sie noch einmal bei Howard und den anderen Vicuna-Mitarbeitern zu entschuldigen. Sie verspreche, diese »unprofessionelle Phase« wieder gutzumachen, worauf Susan entgegnete, so gut Wahre Wonne auch sein mochte, es sei schließlich bloß ein Buch und wohl kaum mit Jacks Gesundheit zu vergleichen.
    Lizzie sagte Susan gute Nacht, machte sich eine Tasse heißer Schokolade und ging damit ins Wohnzimmer, wo sie Allbeurys Nummer heraussuchte und wählte.
    »Was für eine nette Überraschung«, sagte er, als er ihre Stimme hörte. »Was ist passiert?«
    Sie staunte kurz über sein Einfühlungsvermögen und erzählte ihm, was geschehen war. Seine aufrichtige Sorge um Jack und sein Mitgefühl, was das abrupte Ende ihrer Tour betraf, vermittelten ihr ein Gefühl von Wärme.
    »Soll ich kurz mit Christopher sprechen?«, fragte Allbeury leichthin, als wären sie alte Freunde, die regelmäßig plauderten.
    »Er ist eigentlich schon zu Bett gegangen«, sagte Lizzie.
    »Nichts erschöpft einen so sehr wie kranke Kinder«, sagte Allbeury.
    Er hörte sich beinahe so an, als hätte er das selbst schon erlebt, und Lizzie fragte sich, ob er vielleicht Neffen und Nichten hatte. Nicht zum ersten Mal wurde ihr klar, wie wenig sie über ihn wusste.
    »Ich lasse Sie in Frieden«, sagte er sanft. »Wenn Sie irgendetwas brauchen, Lizzie, zögern Sie nicht, mich anzurufen. Zu jeder Uhrzeit.«
    Sie dankte ihm, sagte gute Nacht und legte auf.
    »Wer war das?«
    Sie blickte auf, sah Christopher, der sauberer, aber immer noch entsetzlich aussah und in seinem weißen Frotteebademantel mit den eingestickten Initialen CW auf der Brust in der Tür stand.
    »Ich habe ein paar Anrufe beantwortet«, sagte sie. »Das war Robin Allbeury.«
    »Warum ruft Allbeury dich an?«
    »Er dachte, ich sei noch auf Tour, und wollte wissen, wie es läuft.« Lizzie hielt inne. »Wir waren letzte Woche zusammen abendessen.«
    »Wie gemütlich«, sagte Christopher.
    »Was soll das heißen?« Ihre Wut kehrte zurück.
    »Abendessen mit einem Scheidungsanwalt.«
    »Er hätte mit uns beiden gegessen, wenn du in London gewesen wärst.« Lizzie schüttelte den Kopf. »Aber warum rechtfertige ich mich eigentlich vor dir?«
    »Tut mir Leid.« Christopher blieb in der Tür stehen. »Was hast du ihm gesagt?«
    »Eben gerade? Dass Jack krank ist, natürlich.«
    »Sonst nichts?«
    »Natürlich nicht«, antwortete Lizzie kühl.
    »Danke«, sagte Christopher.
    »Ich schweige nicht dir zuliebe«, sagte sie.
    Am nächsten Morgen zeigte sich, dass Jack gut auf die neuen Antibiotika ansprach. Christophers blaue Flecken hatten sich lila, grün und schwarz gefärbt, und Lizzie und er hatten sich auf die Geschichte von einem Überfall geeinigt. Als Christopher mit Jack telefonierte, sagte dieser, er würde erst glauben, dass es seinem Vater wirklich gut ging, wenn er ihn sehen könnte. Daraufhin unterbrach Christopher das Telefonat und bat Lizzie, noch einmal über das Besuchsverbot nachzudenken.
    »Jetzt, wo er glaubt, ich sei überfallen worden, ist es sicher okay – wahrscheinlich ist er sogar beeindruckt.«
    »Es ist nicht okay«, sagte Lizzie. »Es ist eine Lüge.« Sie hielt inne. »Und selbst wenn es dir nichts ausmacht, deinen Sohn anzulügen – sobald du einen Fuß ins Krankenhaus setzt, wird jeder dich nach den blutigen Einzelheiten löchern und fragen, was die Polizei unternimmt. Außerdem …«
    »In Ordnung«, sagte Christopher. »Ich habe verstanden. Jack wirkte nur so aufgebracht, dass er mich nicht sehen kann.«
    »Und wessen Schuld ist das?«, fragte Lizzie.

84.
    So sehr Allbeury sich auch freute, von ihr gehört zu haben – Lizzies Anruf am Vorabend war aus seiner Sicht unbefriedigend gewesen. Zu kurz und zu verstörend.
    Sie hatte die Anspannung in ihrer Stimme erklärt: Jack lag im Krankenhaus, und natürlich hatte sie Angst um ihn. Dennoch hatte Allbeury gespürt, dass es mehr war als das. Etwas, das vielleicht nicht schwerer, aber zumindest gleich schwer wog wie die Ängste um ihren Sohn.
    Wade vermutlich.
    Christopher, der großartige Vater, der Exfreier vom Straßenstrich.
    Es dauerte an diesem Abend lange, bis er einschlafen konnte, und als er endlich schlief, träumte er von ihr – einen abstrakten Traum, in dem nichts deutlich war außer ihrem Gesicht

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