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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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nur erspähte er seinen Vater, der emsig mit ein paar Dorfburschen diskutierend nahe der Schank stand. Johannes hatte bis zu diesem Tag nicht gewusst, dass sein Vater ein Funktionär des FC St.   Peter und als Vandalismus- und Rabaukenbeauftragter dafür zuständig war, die wilden Dorfburschen nach verlorenen Spielen zu zügeln.
    Die Hitze im zweiten Raum des Fußballklubhauses, der bei regulärem Betrieb als Gaststätte für gemütliches Beisammensein und Vereinssitzungen genutzt wurde, schlug Johannes wie eine Watsche ins Gesicht. Die Decke war niedrig, und die Wände waren mit Filz beklebt. Auf dem PVC – Belag schienen entweder große Mengen Getränke verschüttet worden zu sein, oder der Schweiß bildete Pfützen am Boden. Alle Arten von Sitzgelegenheiten aus dem Besitz des Fußballvereines waren aufgestellt, sogar die Bänke der Reservespieler und die Futteralsessel der VIP – Tribüne. Johannes steuerte zwei freie Plätze im hinteren Sitzbereich an, doch Peppi zerrte ihn am Hemd in die andere Richtung, bis ihm dieses aus der Hose rutschte. Nah an der Stirnseite des Raumes waren die Tische, die bei regulärem Betrieb zusammengeschoben im Raum standen, an die Wand gerückt. Aus Peppis Semmel tropfte ein dicker Batzen Ketchup, als er sich mit Schwung auf einer der Tischplatten niederließ.
    »Das ist nicht dein Ernst, oder?«, fragte Johannes skeptisch, denn er hätte bevorzugt, sich weniger exponiert unters Volk zu mischen, doch Peppi lehnte bereits bequem an der Wand und ließ die Füße baumeln.
    »Isch brausch ein bisscherl Platz für meine Fuaßballerbeine. Der Trainer hat geschagt, die wern wir verschischern.«
    Johannes gab sich Mühe, nicht auf die halb zerkaute Kuh zu achten, die beim Sprechen zwischen Peppis Zähnen zermahlen wurde.
    Die Menge war aufgeregt über die Tagesordnungspunkte, und die Einzigen, die in ihre Richtung blickten, waren die auf den Tischen gegenüber sitzenden Dorfmädchen – und die hatten nur Augen für Peppi, der wiederum nur Augen für Maria hatte, die nah am Fenster saß und unter der Hitze litt. Der Vorteil, den Johannes an seinem Sitzplatz erkannte, war der gute Überblick über den Saal. Er konnte nicht nur im Blick behalten, ob Günther Pflicker in der Nähe war, sondern auch, wer bei wem saß, wer mit wem sprach, wer wem geheime Zeichen sandte, und nach und nach entdeckte er ein aufschlussreiches Netz der Kommunikationswege. Erleichtert atmete er auf, als er Günther nirgendwo entdecken konnte, und hoffte, dieser wäre vom selben unidentifizierten Insekt gestochen worden wie Ilse. Interessiert beobachtete Johannes, wie Robert Rossbrand nahe der Schank mit Verena Kaunergrat turtelte, die er bereits am Sonnwendfeuer über Robert hatte sprechen hören. Nun hatten sie also zusammengefunden, dachte Johannes und wandte den Kopf ab, als er Roberts Hand bemerkte, die bereits zur Gänze in Verenas Hose verschwunden war.
    Liebe zivilisierte Freunde! In letzter Zeit muß ich oft an den im Volksmund überall bekannten Spruch »Auf der Alm, da gibt’s ka Sünd« denken. Obwohl ich als Historiograph den Bauernweisheiten überaus ablehnend gegenüberstehe, fühle ich mich ob des Verhaltens der Bergbarbaren oft an diesen Sinnspruch erinnert. Sie intrigieren gegeneinander, treiben wilde Unzucht und nehmen wohl bewußtseinsverändernde Substanzen. Ich wurde Zeuge einer Übergabe, die mich, da ich anschließend das Verhalten des Konsumenten sehen mußte, darauf schließen läßt, daß man in St.   Peter am Anger etwas produziert, das vor dem Rest der Welt geheimgehalten wird. Dies scheint mir auch als Befeuerung ihres Krieges logisch! Unter Miteinbezug meiner Studien zu Klima und Ökosystem von St.   Peter halte ich folgende Varianten für denkbar: [A] Rund um die Au kultivieren sie Kaninchenwurzel, deren Asarone stimmungsaufhellend und aphrodisierend wirken. Biologisches Viagra! (Scheint mir nach allem, was ich sah – vgl. Bürgermeister und Rossbrand –, am naheliegendsten.) [B] Sie haben die mittelalterliche Tradition der Alraunenkultur aufrechterhalten und brauen Säfte mit den verschiedensten Wirkungen. (Ev. Gift zum Ausschalten der Gegner?) [C] In all den Gärten stehen die Engelstrompeten nicht nur zur Zierde, sondern ihre Samen werden zum halluzinogenen Gebrauch verkauft, ihre Blätter zum Rauchen getrocknet und Tees zur Beschwindelung zubereitet.
    »Olle drin? Olle da? Kann’s losgehn? Fehlt wer? Olle da?«
    Schuarl blickte wie immer so drein, als wäre er gerade eben

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