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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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schreckt mi immer.« Maria streichelte die Stelle, von der das Treten auszugehen schien, und sagte nach einer kurzen Pause, fast flüsternd: »De tretn immer, wenn s’di sehn. Des erste Moi ham sie si g’rührt, ois du beim Spiel gegen Leonhard am Forstberg vo da Mittellinie losg’stürmt bist.« Peppi hob seine Augenbrauen:
    »I hab gar net g’wusst, dass du da da g’wesen bist?«
    »Na jo, des woar s’letzte Heimspiel in da Saison. Des wollt i scho sehn. I hab mi nur versteckt, damit du mi net siehst. I hab jo net g’wusst, ob da des recht is, wenn i kumm. Und i wollt net, dass’d dann schlecht spülst, weilst di ärgern musst, dass i da bin.«
    Maria sah wieder zu Boden, Peppi legte seine Hand zärtlich unter ihr Kinn und drehte ihren Kopf in seine Richtung, bis sie ihm in die Augen schaute.
    »Owa Maria, was redst denn? I g’freu mi do jedes Mal, wennst da bist. Du weißt scho, du bist mei Glücksfee. Und i hab jo g’ahnt, dass’d da warst. Weil ohne dir spül i nur Schaß zam.« Peppi schluckte, atmete tief ein, deutete auf ihren Bauch und fragte schüchtern: »Darf i?«
    Maria lächelte und legte seine Hand auf ihren Bauch. Als wäre angepfiffen worden, strampelten die Babys los. Peppi lachte, Maria strahlte selig.
    Es brauchte eine Handvoll Nachtfalter, die zwischen ihren Nasen auf die Straßenlaterne zusteuerten, bis die beiden merkten, wie nah sie einander gekommen waren, und erschrocken voneinanderwichen.
    »Solltest du net z’rück gehn? Da Trainer schimpft sicha, wennst de Abstimmung verpasst.«
    Peppi nickte. Maria ging einen Schritt rückwärts, seufzte, doch bevor sie sich umdrehen und losgehen konnte, sagte er:
    »Maria, komm do mit. Lass uns da als Freunde hingehn und nachher a wia Freunde redn. I mein, is dir des net a z’blöd, wenn wir so zerstrittn sand, und alle Leute immer ihnen ihre Nasen reinsteckn und si einmischn? Komm, zeig ma’s denan Traschtanten!«
    Maria überlegte, schüttelte dann jedoch den Kopf.
    »Und i versprech, in da zweiten Hälfte streitet da drinnen niemand mehr!«, schoss Peppi überzeugt heraus.
    »Geh, Peppi, des glaubst jo net wirkli!«, kicherte Maria, als fände sie seinen Versuch ebenso niedlich wie nutzlos. Peppi machte eine Pause, holte tief Luft und sagte:
    »Da wird niemand streitn – weil i hab a Lösung!«
    Peppi hatte natürlich keine Lösung, aber er fühlte sich wie beim Spiel gegen Hegerbergen, als er von der Mittelauflage losgestürmt war und das entscheidende Tor im Saisonfinale geschossen hatte. Jenes Tor, das die Mannschaft zum Herbstmeister gemacht hatte. Das war in der achtundachtzigsten Minute gewesen, vor ihm vier gegnerische Spieler, niemand, den er hatte anspielen können, weil alle den Torraum verteidigt hatten, und dann war er einfach losgedribbelt. Er hatte keine Ahnung gehabt, wie er den Ball jemals an den vier Gegenspielern und dem Tormann vorbeibringen sollte, quasi die halbe gegnerische Mannschaft hatte zwischen ihm und dem Tor gestanden, aber sein Instinkt hatte ihn geleitet, er hatte durch geschickte Haken und eine schöne Täuschung einen freien Weg gefunden, kurz vor dem Elfer abgezogen, genau ins Kreuzeck – 1   :   0 in der neunundachtzigsten Minute. Und wie damals wusste er auch nun nicht, wie er die Situation retten sollte, dennoch spürte er, sich der Herausforderung stellen zu müssen.
    Maria stützte sich auf seinem Arm ab und ließ sich zurück zum Fußballhaus begleiten. Auf dem Weg dorthin war sich Peppi sicher, sie lehnte sich näher an ihn, als er sie jemals mit Günther Pflicker gesehen hatte.
    Zurück im Fußballhaus begleitete Peppi Maria unter den erstaunten Augen von ganz St.   Peter am Anger auf einen Platz neben dem Fenster, wo sie Frischluft bekam und gute Sicht auf den Tisch hatte, auf dem Johannes saß, der aus Angst vor dem Gedränge während der Pause sitzen geblieben war und sich ins Notieren vertieft hatte. Der Stimmpegel im Saal schwoll an. Johannes setzte einen Punkt, legte das Samtband zwischen die zuletzt beschriebenen Seiten und klappte das Moleskine zu. Kaum sah er auf, erschrak er. Alle Augen waren auf ihn gerichtet, und prompt schoss ihm die Röte ins Gesicht. Kaum wandte er aber seinen Kopf nach rechts, hatte er Peppis muskulöse Wade im Blick. Peppi hatte sich nicht neben ihn gesetzt, sondern stand auf dem Tisch. Johannes sah auf die hellen, gestutzten Beinhaare; Peppi hatte Gänsehaut und räusperte sich. Da Fußballer auf einer Fußballvereinshauptversammlung eigentlich Redeverbot

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