Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
Vom Netzwerk:
auf den Rasen fallen und blickte in den Himmel, egal wie sehnlich er sich einen stillen Moment wie früher wünschte, die Welt würde weiter durch das All rasen, und in diesem Augenblick, mitten auf dem finsteren Fußballplatz von St.   Peter am Anger, verstand der Stürmerstar Peppi Gippel, wie die Welt funktionierte. Egal wie heftig man auf die Bremse trat, sie raste trotzdem weiter. Alles, was man tun konnte, war, sich eine gute Position zu verschaffen, die Sicherheitsgurte anzulegen, das Steuerrad fest zu umschließen und so gut wie möglich zu versuchen, diesen Wagen namens Leben zu lenken, um zumindest nicht gegen einen Strommast zu donnern – so verstand es der Stürmer Peppi Gippel. Maria konnte aus ihren verquollenen Augen kaum noch schauen, und schließlich reichte Peppi ihr die Hand, um ihr hochzuhelfen:
    »Komm, geh ma heim.«
    »Owa wos wird da Trainer sagn, wenn i zu dir mitgeh?«
    »Was a immer sagt, wennst da bist: Wir solln de Handtücher net am Boden schmeißn, und um halb acht is Morgensport. Du bist wahrscheinli freig’stellt!«
    Dunkel war es, und während der Mond eilig an den Sternen vorbeiraste, wurde er Zeuge, wie sich Maria Rettenstein und Peppi Gippel küssten.
    Liebe zivilisierte Freunde! Ich beneide Euch darum, daß Ihr Gefährtinnen gefunden habt, die Eure Auffassung teilen, der mit der Hand geschriebene Brief sei das einzige, neben dem von Auge zu Auge gesprochenen Wort, akzeptable Kommunikationsmittel zwischen zwei Menschen. Meine schöne Nymphe Simona hat sich der Göttin Techne verschrieben und versucht mich zu überzeugen, wie einfach die Handhabung von Textnachrichten ist. Nun schwanke ich zwischen meiner Liebe zu ihr und meiner Liebe zur hellenischen Kommunikation, denn einerseits will ich sie glücklich machen, und das kann ich nur, wenn ich ihrem ausgeprägten Kommunikationsdrang entgegenkomme, andererseits: wie kann ein Mensch einen vernünftigen Gedanken fassen, wenn ein kleines Metallding ständig Lärm macht? Wie kann man sich konzentrieren, wenn man pausenlos auf Botschaften antworten muß? Ich muß sagen, ich empfinde es als Erfüllung, nicht mehr als einsamer Wolf durch die Prärie zu streifen, doch muß ich forschen, und das geht nicht, wenn jenes kleine Metallding ständig etwas von mir will. Und immer diese mediale Brechung – wieso kann man sich stattdessen nicht einfach sehen? Liebe zivilisierte Freunde, was soll ich tun?
    Während Peppi Gippel das Glück seines Lebens wiederfand, betrieb Johannes A. Irrwein im Wirtshaus Spurensuche: Er wollte herausfinden, mit welchen Substanzen der Wirt handelte und Robert Rossbrand vor der Fußballhauptversammlung beliefert hatte. Johannes hatte lange geübt, wie er sich benehmen wollte. Er hatte an Alois studiert, wie man möglichst männlich auf einem Bierhocker saß, wie man unauffällig schmallippig grüßte, und nachdem er dies stundenlang vor dem Spiegel seines Zimmers unter Petzis wachsamen Augen geübt hatte, fühlte er sich bereit, ins Wirtshaus zu ziehen.
    Als sich die Augen aller Anwesenden auf ihn richteten, kaum dass er die ungeölte Tür öffnete, ließ er sich nicht aus der Ruhe bringen, sondern grüßte mit einem Nicken rundum, woraufhin sich die Männer wieder ihren Biergläsern zuwandten. Johannes nahm an der Bar Platz.
    »Servas Schriftführer«, begrüßte ihn der Wirt.
    »Grüß Gott«, antwortete Johannes und bemühte sich, jenen getriebenen Gesichtsausdruck aufzusetzen, den er bei Robert beobachtet hatte.
    Er bestellte sogar ein Bier und flüsterte:
    »Ja, also, ich, Sie, du, hast ja mal gesagt, wenn ich was brauch, dann –«, Johannes begann zu schwitzen, tat sich schwer, zu formulieren, denn er wusste ja gar nicht, was er genau verlangen sollte, doch der Wirt schien zu verstehen.
    »Ah so, klane Party?«, fragte er, und Johannes dankte seinen Schutzgöttern, dass der Wirt seine Nervosität falsch gedeutet hatte.
    »Hab eh scho so wos g’hört, du und de rotschädlade Zuag’reiste, gelt?«, fragte der Wirt weiter, und Johannes schoss die Röte ins Gesicht.
    Er wollte Simona aus seinen Forschungstätigkeiten raushalten und nicht den Verdacht aufkommen lassen, sie nähme Drogen, aber gleichzeitig schien das im Moment eine wirksame Deckung zu sein, und so nickte er, woraufhin der Wirt verstohlen zwinkerte und genau so ein Plastiksackerl mit rot-silber glänzendem Inhalt hervorfingerte, wie er es Robert gegeben hatte. Johannes strahlte, und kaum dass er dem Wirt die überraschend niedrige Summe von fünf

Weitere Kostenlose Bücher