Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
Vom Netzwerk:
mit Maria in seinen Armen auf der Hollywoodschaukel im Gippel’schen Garten und sprach über die Zukunft, als Johannes ihn anrief. Johannes hatte vorher noch nie bei ihm angerufen, und Peppi fürchtete deshalb, Johannes hätte ihm etwas Schreckliches mitzuteilen. Er atmete auf, als Johannes nur meinte, er hätte das Günther-und-Maria-Rätsel gelöst. Peppi unterbrach ihn, bevor er von seiner Theorie berichten konnte.
    »Johannes, is net so wichtig, mach da kan Kopf mehr!«
    Stille am anderen Ende der Leitung. Damit hatte Johannes nicht gerechnet.
    »Es is olles o.   k., de Maria is bei mir, und hiazn geb i sie nimmer her. Wir ham über olles g’redt, pfiat di, Johannes!« Und schon hatte Peppi wieder aufgelegt.
    Johannes ahnte nicht, dass Simona während seines Telefonats mit Peppi einen Blick in seine Jacketttasche geworfen hatte, dennoch meinte er, sie bei seiner Rückkehr in einer ganz anderen Laune anzutreffen als zuvor. Sie ließ seine Hand nicht mehr los, streichelte seinen Oberschenkel, und Johannes rätselte schließlich, ob ihre Bluse bereits vorher so weit aufgeknöpft gewesen war.
    »Was ich dich eigentlich fragen wollte, wieso ich versucht hab, dich zu erreichen«, sagte sie, und Johannes bemühte sich, ihr in die Augen zu schauen und bloß seinen Blick nicht zu weit nach unten rutschen zu lassen.
    »Jedenfalls«, fuhr sie zögerlich fort, »ich wollt dir sagen, dass ich gern mal mit dir DVD schauen würd. Hast du Lust? Morgen, bei mir? Ich hab auch sturmfrei!«, woraufhin sie zwinkerte und Johannes ahnungslos zustimmte.

[Ein Krieg erschüttert die Welt, Notizbuch III]
    [11.5.] Es wird weiter berichtet, daß, als nach dem Tod des kaiserlichen Thronfolgers der Krieg ausbrach, die Bergbarbaren ihre Köpfe schüttelten und in Deckung gingen, indem sie beschlossen, den Angerberg erst wieder zu verlassen, wenn das Bomben- und Salvenleuchten am weit entfernten, aber von St.   Peter aus noch sichtbaren Alpenhauptkamm für immer verloschen war. Die Frontlinien und Kampfeszonen, so habe ich in Recherchen herausgefunden, verliefen nördlich, östlich, westlich und südlich der Sporzer Alpen. [11.6.] St.   Peter am Anger blieb vom Geschehen rundum verschont, da der Große Sporzer Gletscher eine Barriere bot, der sogar der Krieg auswich. Ebenso wurden die jungen Männer vom Kriegsdienst ausgespart, da man behauptete, sie für die Adlitzbeerenwirtschaft zu benötigen, die dazu beitrug, daß Medikamente hergestellt wurden, die im Krieg dringend vonnöten waren. [11.7.] Nun gab es im Dorfe aber sieben junge Männer, die in der Blüte ihres Lebens standen und hungrig auf Abenteuer freiwillig in den Kampf ausrückten. Obwohl man jeden Tag für sie betete, wurden bald zwei in Särgen nach St.   Peter zurückgebracht. Einer fand die letzte Ruhe in einem Soldatengrab fünf Täler nördlich, zwei blieben verschollen – es heißt, daß sie an der Südfront im Gebirgskrieg zum Einsatz gekommen seien. Zwei überlebten. [11.8.] Der eine, so wird gesagt, flüchtete, als er merkte, daß man diesen Krieg nicht gewinnen konnte. In St.   Peter blieb seine Fahnenflucht ungeahndet, denn nachdem der Kaiser mitten im Krieg gestorben war, meinten die Bergbarbaren, es gäbe ohnehin nichts, wofür es sich zu kämpfen lohnte. [11.9.] Der zweite blieb lange verschollen. Als man nach Ende des Krieges begann, ihm ein Grabdenkmal zu errichten, kehrte er zurück, ausgemergelt, verletzt und entstellt von einer langen Gefangenschaft in einem Land, das so weit weg lag, daß die St.   Petrianer glaubten, er wäre bis ans Ende der Welt verschleppt worden. [12.0.] Der Name dieses Rückkehrers, der später, wie ich noch berichten werde, eine wichtige Stellung im Dorf einnehmen sollte, war Alfred Gerlitzen – von seiner weiteren Lebensgeschichte ist mir nötig, einiges zu künden.

Als Sterne und Kleider fielen
          
    Für die Großväter Rettenstein, Ebersberger, Hochschwab und Rossbrand begann der nächste Tag sehr früh, sogar noch um einiges früher als sonst, denn Großvater Rettenstein, der einen sehr leichten Schlaf hatte, hatte die Nacht über keine Tür gehört und wusste somit vor Anbruch der Dämmerung, dass Maria nicht nach Hause gekommen war. Zuerst warf er Günther mit seinem Gehstock aus dem Bett, doch der murmelte nur:
    »De wird scho wiederkumma«, und schlief auf dem Boden weiter.
    »A depperter Sautrottel, a Nichtsnutziger bist du«, brüllte Opa Rettenstein und merkte, dass er sich selbst um diese Situation kümmern

Weitere Kostenlose Bücher