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Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition)

Titel: Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vea Kaiser
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Euro bezahlt hatte, stand er auf und bemühte sich, nicht allzu gehetzt auf die Toilette zu laufen, um herauszufinden, was sich in dem Säckchen verbarg. Als er sich im ranzigen WC eingeschlossen und sich vergewissert hatte, allein zu sein, stieß er auf einen Inhalt, mit dem er nicht gerechnet hatte.
    Liebe zivilisierte Freunde! Verzeiht, daß ich Euch einst auf die falsche Spur lockte, ich vermutete Dinge, die sich als falsch herausstellten: und zwar verkauft der Dorfwirt von St.   Peter keine Drogen, sondern Kondome. Ich vermute, daß dem so ist, da aufgrund der repressiven Macht der Kirche und der strikten konservativen Werturteile, die nach außen hin von allen gepflegt werden, der Verkauf dieser Waren in der lokalen Greißlerei nicht möglich ist. Auf diese Art also handeln die Bergbarbaren unter der Hand mit Anti-Konzeptiva, doch bedenket, daß durch solch undurchsichtigen Verkauf der Manipulation Tür und Tor geöffnet sind. Um zurückzukommen zu jener schändlichen Verkuppelung von Maria Rettenstein und Günther Pflicker: Haltet Ihr es nicht auch für möglich, daß die im Wirtshaus von Günther vermutlich erworbenen Kondome mit Löchern versehen worden waren? Zum Beispiel von denjenigen Menschen, die das meiste Interesse an einer von Günther verursachten Schwangerschaft der Maria Rettenstein haben, den vier alten Männern Rettenstein, Hochschwab, Rossbrand und Ebersberger, die durch ihre Interventionen in die Pärchenfindung wohl hoffen, ihre machtpolitischen Vorstellungen durchzusetzen. Aber glaubt mir, meine lieben zivilisierten Freunde, ich werde dies alles aufdecken und solche manipulativen Praktiken beenden!
    Es kostete Johannes große Anstrengung, auf dem Weg zurück von der Toilette seine Aufgebrachtheit zu überspielen. Er wollte sich nur noch kurz verabschieden und dann schnurstracks zu Peppi gehen, um ihm von seinem Verdacht zu berichten, doch kaum war er in der Stube angekommen, strahlte ihm feuerrotes Licht entgegen. Simona Nowak saß an der Bar, genau da, wo er zuvor gesessen hatte. Johannes setzte sich zu ihr und war hin- und hergerissen, ob er sie küssen sollte. Würde er sie küssen, bedeutete dies Spiritus ins Feuer des Dorftratsches, täte er es allerdings nicht, wäre Simona, so wie er sie bisher kennengelernt hatte, wiederum enttäuscht, und das wollte er noch weniger. Also beugte er sich vor und schenkte ihr einen langen Kuss, bis aus Richtung des Stammtisches, wo heute Alois’ Freunde saßen, ein Pfeifkonzert ertönte.
    »Simona, hey, schön dich zu sehen, aber unerwartet!«, stammelte Johannes und gab sich Mühe, möglichst selbstbewusst zu wirken.
    »Tja, ich wollte dich anrufen, aber tote Leitung, also hab ich bei dir zu Hause angerufen, und deine Mutter sagte, du bist im Wirtshaus, und ich wollte eh schon immer wissen, wie es hier aussieht.« Johannes dachte kurz nach, er war sich zu hundert Prozent sicher, seiner Mutter kein Wort darüber gesagt zu haben, dass er heute ins Wirtshaus ging.
    »Entschuldige, Simona, in dieser Höhle gibt’s keinen Empfang«, sagte Johannes und streichelte ihren Arm, dabei fiel ihm ein, dass er ja Peppi über seine Erkenntnisse informieren wollte. »Apropos, danke, du erinnerst mich, ich muss schnell einen ganz wichtigen Anruf erledigen, magst du dir was bestellen, ich mach das kurz, und dann komm ich wieder?«, fragte er sie, und Simona hielt ihm die Wange hin, woraufhin Johannes ihr einen Kuss aufdrückte, das Handy aus der Brusttasche seines Jacketts zog, selbiges über den Barhocker hängte und nach oben ging.
    Simona genoss indessen die Blicke, die ihr all die Dorfbewohner zuwarfen. Sie wusste, dass es niemand wagen würde, sie unangenehm zu belästigen, solange sie mit Johannes zusammen war, dem Schriftführer des Fußballvereins. Und von dieser archaischen Welt vergnügt, bestellte sie einen weißen G’spritzten und machte es sich auf dem Barhocker bequem. Sie schlug ein Bein über das andere und hängte ihre Handtasche auf einen der Haken unterhalb der Schank. Als sie sich bückte, fiel ihr Blick auf silber-rot glänzendes Verpackungsmaterial in Johannes’ Jacketttasche. Sie zögerte einen Moment, dann griff sie danach und erfühlte tatsächlich, was sie vermutet hatte. Simona schrak zurück und setzte sich aufrecht. Sie hatte nicht gedacht, dass Johannes bereits so weit war und an derlei dachte – doch dieser Sachverhalt bewies eine völlig andere Situation, und Simona überlegte, was dies für Johannes und sie bedeutete.
    Peppi saß

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