Blau wie das Glück: Roman (German Edition)
verlassen.«
»Aber er hat gesagt, er hat ein bisschen geschlafen.«
»Ich habe ihn überredet, sich eine Zeit lang neben dich zu legen.«
»Er gibt sich an allem die Schuld. Das ist doch albern.«
»Ja, das ist albern. Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit.
Er hat dich nicht aus den Augen gelassen, weil er dich so sehr liebt. Wie geht es deinem Kopf jetzt?«
»Meinem Kopf? Oh … besser«, stellte sie fest. »Viel besser. Danke. O Gott, was soll ich nur tun?«
»Dir fällt schon noch etwas ein. Ich lasse dir einen meiner Tees heraufschicken, und du trinkst ihn brav. So, jetzt lass uns mal sehen, was wir mit der Schulter machen können.«
»Wenn ich hier in Geall bliebe, würde ich meine Aufgabe im Leben verleugnen. Nur deshalb bin ich doch überhaupt hierher gekommen. Glenna, ich kann nicht. Ganz gleich, was ich empfinde oder was ich will, ich muss meine Bestimmung erfüllen.«
»Pflicht und Liebe. Sie führen oft ihre eigenen hässlichen, kleinen Kriege, was? Entspann dich jetzt. Versuch es mit Yoga-Atmung. Du bist eine starke Frau, Blair. Von Verstand, Körper und Herz. Viele Menschen verstehen nicht, wie schwierig es sein kann, stark zu sein. Aber ich würde sagen, Larkin versteht es.«
Als sie später etwas gegessen hatte und sich kräftiger fühlte, überredete sie Larkin zu einem Spaziergang. Sie spürte, dass er darauf lauerte, sie beim ersten Anzeichen von Schwäche in den Arm zu nehmen, aber sie fühlte sich eher seelisch schwach als körperlich. Sie musste ihm sagen, dass sie ihm nichts versprechen konnte. Er verdiente ihre Aufrichtigkeit. Wenn ihre Aufgabe hier erfüllt wäre, würde sie ihn verlassen.
Sie wusste, wie es war, zurückgewiesen zu werden, und wünschte sich von ganzem Herzen, dass die Situation eine andere wäre.
Sie gingen in den Garten mit dem Brunnen, den sie von ihrem Fenster aus sehen konnte. Die Sonne schien, aber in
der Luft spürte man bereits den ersten kühlen Hauch des Herbstes.
»Nur noch ein Monat«, sagte er und setzte sich neben sie auf die Bank aus blauem Marmor.
»Wir werden bereit sein.«
»Ja, das werden wir. In wenigen Tagen wird Moira ihr Schwert ziehen.«
»Und wenn sie es nicht ist? Wenn du es bist?«
»Ich bin es nicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe darüber nachgedacht, und ich würde es wissen, wenn es so wäre. Das habe ich immer schon gewusst, genauso wie Moira auch. Gott sei Dank.«
»Aber deine Familie, dieses Land. Du bist durch deine Geburt, durch dein Blut daran gebunden.«
»Ja, das stimmt.« Er ergriff ihre Hand und spielte mit ihren Fingern. »Es ist der Ort meiner Geburt, und ich werde ihn immer vermissen.«
»Du … was? Wieso vermissen? Wir werden siegen. Nur weil sie mich zusammengeschlagen haben, heißt das doch noch lange nicht, dass sie stärker sind als wir.«
»Nein, das wird auch nicht so sein.« Er blickte ihr in die Augen. Seine Augen schimmerten wie goldener Stahl. »Denn wir werden bis zum letzten Mann, bis zum letzten Blutstropfen kämpfen.«
»Warum …«
»Ich möchte dir eine Frage stellen, die noch keiner von uns bisher gefragt hat. Sind alle Vampire aus deiner Welt hierher gekommen, um mit Lilith zu kämpfen?«
»Nein, natürlich nicht.«
»Dann geht der Kampf also weiter, auch wenn die Schlacht gewonnen ist. Du musst Dämonen jagen, wie du es immer schon getan hast. Wenn hier welche überleben, wird es immer eine Armee geben, die gegen sie kämpft.
Das Volk von Geall wird wissen, was zu tun ist, aber die Menschen in deiner Welt wissen es nicht.«
»Ja.« Er verstand sie also. »Ich wünschte … es tut mir leid. Ich muss auf jeden Fall zurückgehen. Es geht nicht anders.«
»Nein, natürlich nicht. Aber ich kann die freie Entscheidung treffen. Deshalb werde ich mit dir gehen, um an deiner Seite zu kämpfen.«
»Wie bitte?«
» A stór. Hast du geglaubt, ich ließe dich gehen?«
»Du kannst doch hier nicht weg.«
»Warum denn nicht? Moira wird regieren, und mein Vater wird sie beraten, wenn nötig. Und mein Bruder und der Mann meiner Schwester können das Land bearbeiten und die Pferde versorgen.«
Blair dachte an seine Mutter, an seine Schwester, seinen Bruder. An seinen Vater und den Ausdruck auf Riddocks Gesicht, als er Larkin nach seiner Rückkehr umarmt hatte. »Du kannst doch deine Familie nicht verlassen.«
»Es ist schwer, geliebte Menschen zu verlassen, aber das ist auch richtig so, weil man es nur dann tun sollte, wenn es unumgänglich ist. Es war jedoch etwas ganz
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