Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
Vom Netzwerk:
Therese begutachtete sie und nickte. »Das wird wunderschön, Jeanne, das wird ganz toll.«
    Und unter Thereses begabten Händen wurde es das auch. Sie schien genau zu wissen, wie sie die Fliesen in der Küche anzuordnen hatte. Die übrigen Kacheln verwendete sie auf der anderen Seite des Raumes beim Kamin, so dass eine wunderbare Verbindung zwischen den beiden Seiten entstand. Therese war unglaublich geschickt.
    Die Jungs hatten die Wände in einem buttrigen Gelb gestrichen. Der Holzboden glänzte. Auf beiden Seiten des Kamins hatte ich mir von Ricardo Regale einbauen lassen, in die ich Trockenblumen von den Feldern, die Arbeiten ortsansässiger Künstler und Fotos meiner Nichten und Neffen stellen wollte.
    In den frühen Morgenstunden, wenn ich von meiner Schlaflosigkeit gemartert wurde, strich ich in der Garage einen alten Tisch weiß an. Am darauffolgenden Abend öffnete ich die Kiste, die ich damals für meine Flucht von Chicago nach Oregon gepackt hatte. Darin waren Kacheln, die zusammengesetzt das Motiv einer überbordenen blauen Obstschale zeigten. Meine Mutter und ich hatten diese Fliesen bei unserem letzten gemeinsamen Einkaufsbummel gekauft, bevor sie zu krank dafür wurde. Ich setzte die Kacheln auf den Tisch, verfugte sie, küsste jede einzelne und fuhr mit dem Finger den Umriss des Obstes nach.
    Die Renovierung des Hauses hatte ein Vermögen gekostet. Wahrscheinlich würde ich dafür eine Niere verkaufen müssen, aber es hatte sich gelohnt. Die Leute in Weltana, die die Arbeiten an meinem Haus verfolgt hatten, meldeten sich bereits bei den Lopez und boten ihnen Arbeit an. Meine neuen Freunde würden in Zukunft nicht an Auftragsmangel leiden.
    Ich dachte an Charlie und seine Familie und atmete tief durch.
    Sie sollten die Ersten sein, die ich in mein neues Haus einladen wollte.
    Mir Charlies Gesichtsausdruck bei der Einladung vorzustellen machte mich glücklich.
    Am nächsten Morgen stieg ich in meinen Bronco und fuhr zur Arbeit.
    Es war traurig, dass Becky versucht hatte, sich die Pulsadern aufzuschneiden, doch hatte ich aus ihrer furchtbaren Geschichte eine Menge über Familienbande gelernt: Ich begriff, was für eine miserable Schwester ich für Charlie, was für eine lausige Schwägerin ich für Deidre und am schlimmsten, was für eine unmögliche Tante ich für meine Nichten und Neffen gewesen war.
    Traurig, aber wahr. Und, wie bei Becky, hoffentlich wiedergutzumachen.
     
    Drei Wochen später zog ich um. Ich gab den Lopez einen Bonus und half ihnen bei der Suche nach einem schönen Mietshaus. Ich schenkte ihnen die Betten, Kommoden, den Tisch und die Stühle. Ricardo hatte bereits neue Aufträge. Auch Therese hatte Näharbeiten bekommen. Diese Frau konnte wirklich alles nähen, sie hatte mir wunderbare Gardinen und Vorhänge, Tischdecken und eine herrliche hellblaue Decke mit weißen Blumen gefertigt.
    »Wir beide werden für immer Freundinnen sein, Jeanne«, sagte sie eines Abends, nachdem ihre Familie und ich zusammen bei mir chinesisch gegessen hatten. »Ich kann dir gar nicht genug danken. Für alles.« Sie legte mir die Decke um die Schultern und umarmte mich. »Hier wirst du glücklich sein. Jeden Tag habe ich in diesem Haus gebetet, dass du ein glückliches Leben führen wirst, und ich weiß, dass Gott mich erhört hat.«
    Zum ersten Mal seit meiner Ankunft in Weltana lud ich alles aus meinem Bronco und dem Anhänger, den ich von Chicago hinter mir hergezogen und in Rosvitas Garage verwahrt hatte. Es waren Kisten voller Bücher, Kunst, bestickter Kissen, die Teetassensammlung meiner Oma, das Porzellan meiner Mutter, meine Fotoalben, der Rest meiner famosen Schuhsammlung und all die kleinen und großen Kreuze, die meine Mutter mir im Laufe der Jahre geschickt hatte. Ich nagelte sie im Wohnzimmer an die Wand.
    Dann war ich zu Hause.
    Endlich.
     
    »Also, Jay, in einer Dreiviertelstunde musst du vor der Handelskammer sprechen. Der Wagen steht schon draußen«, sagte Charlie am Konferenztisch, blätterte durch seine Aufzeichnungen und zupfte an seinen Locken. »Ich gebe dir die jüngsten Ergebnisse unserer Telefonumfrage mit, dazu den Entwurf einer Rede von Jeanne, die du morgen vor dem tödlich langweiligen Treffen der Geschäftsleute im Snobisten-Center halten musst« (so nannte Charlie einen alten Eliteclub in Portland), »und hier sind drei Rückrufe, die du heute Morgen noch erledigen musst. Am besten sofort.«
    Wir befanden uns im Endspurt des Wahlkampfs. Ich war völlig erschöpft, hatte

Weitere Kostenlose Bücher