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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Großraumbüro mit der typischen Einrichtung: zahllose Klapptische in allen Größen, Klappstühle, Telefone, überall Kabel, Freiwillige am Hörer oder bei kleinen Besprechungen, leere Pizzakartons, mehrere Fernseher, ein Schild mit der Aufschrift DANKE ALLEN FREIWILLIGEN HELFERN ! und eine riesige Zeittafel an der Wand, auf der Jay Kendalls öffentliche Auftritte, seine Reden, Wohltätigkeitsveranstaltungen, das Datum der Stimmzettelausgabe und der Countdown bis zum Wahltag eingetragen waren.
    Wieder ließ ich den napoleonisch kleinen Mann auf mich wirken, dann sah ich mir die Gesichter der übrigen Wahlkampfmitarbeiter an und machte angesichts der Worte von Damon verschiedene Gefühle von Abscheu, Ungläubigkeit und Verärgerung aus.
    Ich war erst seit einer Woche dabei, aber eines wusste ich schon: Alle hassten Damon.
    Charlie hörte Damon zwar zu, doch sah ich seinem reglosen Gesichtsausdruck an, dass er kurz davor war, aufzuspringen und den Kerl mit seinem abgetragenen Gürtel zu erwürgen.
    »Es geht nicht einfach nur um Jay Kendalls Wiederwahl. Es geht um die Schwächung unserer Konkurrenz, um die Zerstörung ihrer Infrastruktur, um unseren Sieg. Es ist ein Krieg. Ein politischer Krieg.« Speichel flog durch die Luft. »Unser Kandidat ist unsere Waffe. Unsere Reden sind unsere Bomben. Unsere Strategie ist unser Schlachtfeld. Den Sieg, Leute! Behaltet ihn immer im Auge!«
    Ich schaltete ab – bei Besprechungen abschalten kann ich perfekt – und bewunderte meine Schuhe. Sie waren der Hammer. Schwarze High Heels mit einer Spitze im Leoparden-Look.
    Als ich Damon Sturgill vorgestellt wurde, umklammerte er meine Hand und bewegte sie so schnell auf und ab, als würde er masturbieren. Mit Absätzen war ich mehrere Zentimeter größer als er. Das hasste er. Und ich wusste es. Er fühlte sich fremdbestimmt. Herabgesetzt. Klitzeklein.
    Damon mit seiner harten, aber herzlichen Art war der typische Autoverkäufer: Jeder war sein bester Freund, doch er würde ihn von hinten mit irrem Grinsen erdolchen, wenn er dafür eine Sprosse auf der Karriereleiter nach oben klettern konnte. Er hatte eiskalte graue Augen, die tot wirkten, als sei jedes menschliche Mitgefühl und jede Freundlichkeit schon vor Jahren verkümmert, eingegangen in all der Zeit, in der ihm nur sein Dödel Gesellschaft leistete.
    Auf den ersten Blick empfand ich eine starke Abneigung gegen ihn. Ungewollt sah ich in ihm den »wandelnden Masturbator«.
    »Unsere Strategie ist es, uns wie ein AK - 37 auf Kory Mantel einzuschießen.« Er tat, als drücke er auf den Abzug einer Pistole.
    » 47 «, sagte ich. »Es gibt kein AK - 37 .«
    Wütend sah Damon mich an. »Egal.«
    »Das ist aber ein wichtiger Unterschied, wenn wir in den Krieg ziehen«, beharrte ich. »Da muss man die richtigen Waffen haben.«
    Damon wurde sauer. »Kory ist ein hartgesottener Abtreibungsgegner. Er ist gegen Sterbehilfe, gegen eheähnliche Gemeinschaften von Schwulen, gegen ärztlich verordnetes Marihuana. Er ist gegen Schwule. Wir müssen an sein empörendes Abstimmungsverhalten im Senat erinnern, an die Tatsache, dass er massenweise Geld von Lobbyistenverbänden und rechtslastigen konservativen Gruppen annimmt, dass er das eine sagt und das andere tut. Wir müssen vorsichtig und unauffällig eine öffentliche Diskussion über seinen Sohn anstoßen.«
    »Über seinen Sohn?«, tönte Charlies alarmierte Stimme in den schwarzen Strudel von Damons düsterer Rede.
    »Ja. In seiner letzten Ansprache hat er von seinem Sohn erzählt, was das für ein super Kind sei, dass er sportlich und schulisch ganz weit vorn wäre. Die Zeitungen sind drauf angesprungen, und jetzt müssen wir zeigen, was in Wahrheit dahintersteckt!«
    »Nämlich was?«, fragte Charlie.
    »Hey, Charlie!« Damon breitete die Arme aus wie ein Geier. »Charles, Charles, Charles!«
    Ich beschloss, Charlie den Ärger zu ersparen und Damon selbst zu erwürgen. Schließlich hatte Charlie Frau und Kinder zu versorgen. Für mich wäre eine Gefängnisstrafe nicht so schlimm.
    »Korys Sohn ist drogenabhängig«, sagte Damon. »Wir können öffentlich machen, dass Mantel der Kürzung der Mittel für Drogentherapien zugestimmt hat, was ja irgendwie ein Witz ist, da sein eigener Sohn diese … diese Probleme hat. Wir können Details über die Vorstrafen von Mantels Sohn, über seine Abhängigkeit, seinen Ausschluss von der Schule an die Presse durchsickern lassen. Wie kann ein Mann mit einem drogenabhängigen Sohn einen Staat

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