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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Zivilverfahren? Von dem winzigen Nervenzusammenbruch vor den Schnöseln aus der Werbebranche? Von dem kleinen Alkoholproblem? Ach nee, lieber nicht.
    Ich nickte erneut. Hielt inne. Ich stand auf, aber meine Beine waren noch immer aus Pudding.
    Er erhob sich ebenfalls. Ich hielt ihm die Hand hin, und wieder verschwand sie in seiner großen, warmen Pranke. Aus irgendeinem Grund fing ich wieder mit dem Nicken an.
    Ich wollte gehen, zögerte, meine Hand lag noch immer in seiner. Die Gummiknie wackelten.
    »Danke«, sagte ich. Es kam irgendwie erstickt heraus, aber wenigstens war es das richtige Wort.
    »Gern geschehen.«
    Mein Herz flatterte, als habe es Flügel.
    »Eins wäre da noch«, sagte der Gouverneur. »Den Ausflug an die Küste können wir erst nach dem Wahlkampf machen.«
    Ich nickte. Ein moralisch einwandfreier Politiker ging nicht mit seinen Mitarbeitern aus. Und Jay Kendall war moralisch einwandfrei. Ich klammerte mich an die Worte »erst nach dem Wahlkampf«. Sollte das bedeuten, dass wir danach ans Meer fahren würden? Oh, halt ein, du klopfendes Herz!
    Schließlich ließ er meine Hand los.
    Es gab eine lange Pause, in der wir uns in die Augen sahen. Ich wusste, dass wir eine Übereinkunft getroffen hatten. Ohne Worte. Warm und erdverbunden. Wie heiße Schokolade und Picknick am Wasserfall.
    Noch einmal stellte ich meine große Intelligenz unter Beweis: »Wie gefallen Ihnen meine Schuhe?« Ich drehte das Fußgelenk so, dass er sie sehen konnte: etwas ganz anderes als die schmutzigen Joggingschuhe.
    »Sehr hübsch«, sagte er mit leiser Stimme und sah mir in die Augen. »Sehr, sehr hübsch.«
    Nun wanderte sein Blick über mein gesamtes Gesicht – Augen, Wangen, Lippen –, und meine weiblichen Organe begannen zu kribbeln.
    Wir standen da und lächelten uns an. Ziemlich lange.
    Dann machte ich auf meinen rosa Stöckelschuhen kehrt und ging nur leicht schwankend durch die Tür. Dort winkte ich der Sekretärin mit den gepunkteten Schuhen zu.
    »Haben Sie die Stelle?«, flüsterte sie.
    »Ja.«
    Sie klatschte in die Hände und umarmte mich.
    Eine Schulklasse lief plaudernd vorbei. Ein kleines Mädchen trug ein Eisbärkostüm.
    Langsam wuchsen mir die Leute aus Oregon ans Herz.
     
    Als ich nach dem Bewerbungsgespräch in Salem zurück nach Weltana kam, lag ein Brief von Roy auf meinem blauen Himmelbett, den Rosvita dorthin gelegt haben musste.
    Es war die Kopie eines Schreibens von Jareds Anwalt, in dem genau aufgeführt wurde, wie viel Geld der Schlappschwanz in dem gegen mich angestrengten Zivilverfahren verlangte.
    Ich kannte den Betrag bereits, aber ihn nun schwarz auf weiß zu lesen machte mich so sauer, dass ich kreative Möglichkeiten ersann, ihm weiteren Schaden zuzufügen.
    Umgehend rief ich Roy an. Sehr höflich wiederholte ich, dass ich keinerlei Absicht hätte, dem Schlappschwanz auch nur einen Cent zu zahlen, und dass Roy dem Kläger sagen solle, ich verlangte eine Schwurgerichtsverhandlung. Roy solle die Geschworenen auffordern, die Hoden vom Schlappschwanz als Bezahlung für den mir entstandenen Schaden zu fordern.
    Er sagte, er habe in der kommenden Woche eine Besprechung mit dem Schlappschwanz und dessen Anwalt, bei dem er die beiden von meinem Entschluss unterrichten würde.
    Wir beendeten unser Gespräch mit Roys Zusicherung, dass er den Schlappschwanz beim nächsten Treffen wie ein Hotdog am Spieß grillen würde.
    »Vielen herzlichen Dank«, sagte ich, höflich wie immer.
    »Gern geschehen, Kleine«, sagte Roy. »Ich tue mein Bestes. Aber ich muss dich noch einmal darauf hinweisen, dass Geschworene dich durchaus des tätlichen Angriffs auf Jared für schuldig befinden können und dass wir uns auf einen Vergleich einigen sollten.«
    »Bitte nenne ihn Schlappschwanz«, unterbrach ich Roy.
    »Gut, der Schlappschwanz. Du hast ihn tätlich angegriffen, Schatz. Da kommen wir nicht drum rum.«
    »Und es hat mir Spaß gemacht.«
    »Bitte sag das nicht im Zeugenstand.«
    »Ich werd’s versuchen. Aber ich muss ehrlich sein.«
    »Aber bitte nicht so ehrlich.«
    »Ich einige mich nicht auf einen Vergleich, Roy. Ich will einen Prozess. Sorg dafür!«
    Ich ging nach draußen an den Fluss und schenkte mir einen Brandy ein.
    Ich trank keinen zweiten. Obwohl ich es gern getan hätte. Ich wollte den Stress fortspülen, aber beschloss in einem kurzen Moment der Klarheit, dass ich dem Schlappschwanz nicht länger dabei helfen würde, meine Leber mit Alkohol zu konservieren. Ich warf die Flasche ins

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