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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Gras.
    Am nächsten Morgen erwachte ich ohne dicken Kopf.
    Das gefiel mir.
     
    »Ich werde diesen Dan Fakue umbringen«, erklärte Rosvita am Abend, als sie den Teig für ein spanisches Omelett aufschlug und ich den Salat für einen Caesar’s Salad wusch. Wir waren beide beim zweiten Glas Wein. Danach wollte ich kein weiteres mehr trinken. »Ich kann nicht glauben, dass du für einen Politiker arbeitest«, murmelte Rosvita. »Aber immerhin hat Kendall ein ansehnliches, anständiges Rückgrat, nicht so wie die meisten Politiker, bei denen zwischen Hintern und Hirn nur ein Gummiband ist.«
    »Was hat der Migrantenschreck jetzt wieder getan?«
    Rosvita schlug mit dem Pfannenwender auf die Arbeitsfläche und machte sich dann wie besessen daran, Tomaten kleinzuschneiden.
    »Er behandelt sie wie Vieh! Wie Vieh!« Sie riss sich eine rosa Blume aus dem Haar und zertrat sie auf dem Boden. »Ich werde ihn zermalmen, und wie! Vor kurzem war Juan Carlos krank und konnte zwei Tage lang nicht arbeiten. Da hat er ihn rausgeworfen! Auf die Straße gesetzt hat er ihn! Seine Frau musste ihn auf den Rücksitz laden, die zwei Kinder einpacken und verschwinden. Ich habe ihr fünfhundert Dollar gegeben, und sie hat geweint.« Rosvita riss den Kühlschrank auf, nahm den Käse heraus und schlug die Tür wieder zu.
    »Und ich weiß, was er mit den Frauen macht!«
    Mir wurde übel. Ich wusste, dass jetzt etwas Schlimmes kommen würde. »Wovon redest du?«
    »Ich habe schon mehrmals gesehen, dass Frauen aus dem Lager tagsüber zu ihm ins Haus gingen. Ich habe versucht, mit ihnen darüber zu reden, aber diese Frauen weinen nur, sie weinen bitterlich und wollen keinen Ton sagen.«
    Ich ließ den Durchschlag fallen. Der Salat verteilte sich auf dem Boden, nass und leblos. Ich fühlte mich gleichzeitig krank und fuchsteufelswild.
    Ich nahm an, dass die Frauen sich vom Migrantenschreck vergewaltigen ließen, damit ihre Männer die jämmerliche, rückenschindende, pestizidbelastete Arbeit unter der sengend heißen Sonne behielten und sie ihre Kinder ernähren konnten. Oder weil Fakue ihnen mit Abschiebung drohte.
    Ich erschauderte. Diese Art von Verbrechen gab es schon seit Millionen von Jahren. Und es würde noch Millionen Jahre so weitergehen.
    Männer waren solche Schweine.
    »Ich werde ihn umbringen, Jeanne. Ich – werde – ihn – umbringen!«
    Rosvita schlug die Eier zu lockerem Schaum und goss die Mischung in eine heiße, gebutterte Pfanne, wo sie vor sich hin brutzelte. »Mein Bruder ist ein berühmter Strafverteidiger, und er sagt, ich soll kein Verbrechen begehen. Er würde mir helfen, auch wenn ich schuldig wäre, obwohl er nicht versprechen kann, mich freizubekommen. Aber er ist so berühmt und unglaublich erfolgreich, dass er es bestimmt doch schaffen würde.«
    »Ich würde es nicht riskieren«, sagte ich nachsichtig.
    »Dan Fakue wird sterben«, prophezeite Rosvita. »Er soll verrotten.«
    Der Gedanke regte meinen Appetit auf unser spanisches Omelett und den Caesar’s Salad an, aber ich glaubte nicht wirklich, dass Rosvita ihre mörderischen Absichten in die Tat umsetzen würde.
    Ich irrte mich.
    Und hatte keine Vorstellung, dass sie so bald tätig werden würde.
     
    An meinem ersten Arbeitstag erwachte ich bei Tagesanbruch und begann, verschiedene Outfits anzuprobieren. Ich musste mich nur sechsmal komplett umziehen, mit Schmuck und allem Drum und Dran und natürlich anderen Schuhen, bis ich mich entschieden hatte, was ich am ersten Tag in der Wahlkampfzentrale tragen wollte.
    Ich duschte und ließ die Locken bis auf die Schultern fallen. Ich schminkte mich zurückhaltend: Wimperntusche, Rouge, Lippenstift. Nicht viel. Ich hatte gemerkt, dass es in Oregon als oberflächlich und eitel erachtet wurde, zu viel Zeit auf das eigene Gesicht zu verwenden.
    Einerseits war ich nervös, unsicher und verängstigt. Alles andere als bereit, wieder zur Arbeit zu gehen, nach meinem Nervenzusammenbruch. Mir war schlecht. Nachdem ich jahrelang achtzig Stunden pro Woche gearbeitet hatte, wollte ich mich immer noch am liebsten verstecken.
    Andererseits bekam ich das Pochen meines kleinen Herzens kaum in den Griff, wenn ich nur daran dachte, dass ich Jay Kendall wiedersehen würde. Klopf, klopf, klopf. Ich rief mir in Erinnerung, was der letzte Mann in meinem Leben meinem Selbstwertgefühl angetan hatte. Und der Kerl davor und der vor ihm. Wichser, einer wie der andere. Sei vorsichtig, Jeanne, sagte ich mir.
    Ich zog einen schwarzen

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