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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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Grube. Und doch ging es mir gut. Im Augenblick auf jeden Fall. Allein mit ihm im Büro ging es mir gut.
    »Mir geht’s gut«, sagte ich.
    Er nickte. »Freut mich zu hören.«
    »Und Ihnen?« Ich bin super im Smalltalk.
    »Auch gut.«
    Wir schauten uns in die Augen. Direkte, ehrliche, peinigende Blicke.
    Dann ging die Tür auf, zwei Studenten stürzten laut diskutierend herein, und der Moment war vorbei.
    Oh, wie ich meine neuen dunkelblauen Stöckelschuhe liebte!
     
    In den folgenden Wochen ging es in der Wahlkampfzentrale zu wie in einem Irrenhaus. Wir lebten von Tag zu Tag, von Stunde zu Stunde, von Minute zu Minute inmitten von Chaos. Immer mehr Leute wurden eingearbeitet, die beim Wahlkampf mitmachen wollten. Die meisten kamen einfach nur, weil sie an Jay glaubten und dazugehören wollten. Andere legten Wert auf die berufliche Erfahrung eines Wahlkampfs. Und nicht wenige meldeten sich freiwillig, weil sie hofften, auf diesem Weg jemanden kennenzulernen.
    Viele hatten sogar Erfolg in der Abteilung Liebe. Überall im Büro hatten sich Pärchen gebildet. Es machte mir Spaß, das zu beobachten, wenn ich mal eine freie Minute hatte. Andererseits war es auch mehr als einmal mit den Emotionen hoch hergegangen. Das war die Folge von Stress, Erschöpfung, ständiger Anspannung und den unglaublich beengten räumlichen Verhältnissen. Oft schrie Damon Mitarbeiter an, bis er mich zur Rettung des armen Opfers herbeieilen sah. Dann senkte er die Stimme. Es verstand sich von selbst, dass viele Freiwillige nach so einer Standpauke von Damon den Dienst quittierten.
    Damon und ich pflegten unsere gegenseitige, intensive Abneigung. Genauer gesagt, verabscheute er mich, und ich hatte für ihn genauso wenig übrig wie für rotgepunktete Würgeschlangen. Bei Strategiebesprechungen gerieten wir oft aneinander, und ich fühlte mich bemüßigt, meinen Standpunkt mit Hilfe aussagekräftiger Vergleiche zu erklären.
    Das machte Damon fuchsteufelswild, und schon gerieten wir wieder aneinander.
    Andererseits entwickelte er ein zunehmendes Interesse an allem, was ich tat. Es war fast schon zwanghaft. Das sagte ich ihm. Ein paarmal fragte er mich, ob ich einen Freund hätte. Ich erwiderte, ich würde mit ihm erst dann mein Privatleben erörtern, wenn Pluto auf dem Parkplatz halten würde.
    Schöne Zusammenstöße mit Jay hatte ich leider nicht mehr.
    Schade.
     
    Ich telefonierte mit Roy. Mein Prozess rückte näher, die Sache mit den unter Eid abgegebenen Erklärungen lief gut.
    Die Erklärung vom Schlappschwanz war in Chicago abgegeben worden. Roy schickte mir eine Abschrift. Ich las sie allein zur eigenen Belustigung. Was für ein Lügner dieser Schlappschwanz war, was für ein Spinner, ein echter Vollidiot.
    Bald würde ich ihm gegenüberstehen. Irgendwie freute ich mich darauf.
     
    Emmaline machte langsam Fortschritte, was ihren Frust mit uns betraf. Die Schlägerei und der Abtransport waren keine gute Sache gewesen, doch in unserer abschließenden Therapiestunde mussten wir nur eine Viertelstunde lang in den Sandsack boxen. Danach saßen wir mit ausgestreckten Armen in unseren bunten Sitzsäcken, so dass sich unsere Finger berührten, und schlossen die Augen.
    Emmaline schaltete das Licht aus. »Stellt euch Frieden vor«, sagte sie.
    Ich stellte ihn mir vor.
    Zumindest versuchte ich es. Doch mein Körper war erschöpft von den langen, hektischen Stunden im Wahlkampfbüro. Mein Kopf war krank vor Sorge, dass die Lopez und Rosvita im Gefängnis landen würden. Der Schlappschwanz hatte mich auf eine groteske Geldsumme verklagt. Ich hatte Herzschmerz wegen Jay, und gleichzeitig musste ich ständig an Johnny und Ally, an die Farm und die vielen fröhlichen Kinder denken, die ich immer gewollt hatte. Auch meine Mutter fehlte mir. Friede passte nicht in mein Bild.
    Schon lange hatte ich keinen Alkohol mehr getrunken. Es war unglaublich schwer für mich, dem Leben nicht die Härte nehmen zu können, den Schmerz nicht zu betäuben, den Kopf nicht frei zu bekommen.
    Und dann war es so weit: Ich ließ die Hände von Soman und Bradon los, senkte den Kopf auf die Knie und schluchzte los wie ein liebeskranker Wasserbüffel. Soman legte den Arm um mich und murmelte: »Das wird schon alles wieder, schmales Handtuch.«
    Bradon sagte: »Schon gut, Jeanne, wein ruhig, wein dich aus. Meine Frau weint auch manchmal, auch wenn sie dabei nicht ganz so stark zittert … hey, nimm’s leicht, Süße, du musst durchatmen, tief durchatmen.« Er legte seine

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