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Blau wie Schokolade

Blau wie Schokolade

Titel: Blau wie Schokolade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Lamb
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gewusst? Schon, wenn ich mit ihr essen gegangen wäre. So wie ich es mir vorgenommen hatte, wie ich es mir versprochen hatte.
    Ich müsste doch Beckys Nachnamen wissen, Herrgott nochmal!
    Ich beugte mich vor und legte die Stirn auf den Empfangstresen. Was war ich nur für ein selbstsüchtiger, niederträchtiger Mensch!
    Eine furchtbare Freundin.
    Warum war ich nie mit Becky essen gewesen?
    Die Frau an der Anmeldung, eine Afroamerikanerin mit großen dunklen Augen, klopfte mir auf die Schulter. »Ist schon gut, Kleine, schon gut …«
    Ich holte tief Luft, damit ich sprechen konnte. »Ich muss zu meiner Freundin Becky. Ihren Nachnamen weiß ich nicht. Das kann ich selbst kaum fassen.« Ich keuchte und bekam kaum noch Luft. »Aber ich kenne sie, ich kenne sie in- und auswendig, ihr wahres Selbst. Ich weiß, dass sie bei lauten Geräuschen zusammenzuckt, außerdem ist sie viel zu dünn, und ich vermute, dass sie obdachlos sein könnte, aber sie ist jetzt sauber und clean, und als Soman die Schlägerei hatte, ist sie sogar dem Typen auf den Rücken gesprungen, der es auf Soman abgesehen hatte, so mutig war sie, obwohl er sie runtergeworfen hat. Sie ist direkt wieder auf ihn los, um Soman zu helfen. Obwohl der selbst total groß ist.« Ich holte Luft. »Und ich weiß, dass sie wie ein Vogel fliegen kann, und sie kann tolle Sachen aus Ton machen, und sie kann boxen, das würden Sie nicht glauben, wenn Sie sehen, wie klein sie ist …«
    Ich hatte selbst überlegt, mit meinem großen Bronco ins Meer zu fahren, dennoch war ich entsetzt und unerträglich traurig über das, was Becky getan hatte.
    Ich rief Soman auf dem Handy an. Er nannte mir Beckys Nachnamen. »Ich komm nach unten und hol dich ab, Jeanne. Scheiße, Jeanne, ich kann echt nicht glauben, dass mein Mädel so was …« Er begann zu weinen. Soman sagte, wo er mich abholen würde. Ich lief los.
    Die Frau am Empfang rief mir hinterher: »Halten Sie durch!«
    Ich winkte ihr zu und lief noch schneller.
    Das versuchte ich nun schon seit zwölf Jahren. Ehrlich gesagt, hatte ich es ziemlich satt, immer durchhalten zu müssen.
     
    Becky sah aus wie ein weißes Skelett. Ihr blondes Haar war nach hinten gekämmt, ein Tropf verschwand in ihrem Arm wie eine durchsichtige Schlange. Apparate piepsten und schlugen aus, immer wieder kamen Krankenschwestern ins Zimmer, um nach dem Rechten zu sehen.
    Ich hielt eine Hand von Becky, Soman die andere. Emmaline hockte, ganz in Weiß, am Fußende des Bettes. Am Fenster hoch über der Stadt saßen Bradon und seine Frau Olivia, eine elegante Dame mit schicker Frisur und ausdrucksstarken Gesichtszügen.
    Ich machte mir Vorwürfe.
    Ich hätte meine eigenen Sorgen hinter mir lassen und Becky helfen sollen.
    Ich hätte ihr im Kurs mehr Aufmerksamkeit schenken sollen.
    Ich hätte darauf bestehen sollen, sie nach der Therapie nach Hause zu fahren, dann hätte ich herausgefunden, wo sie wohnte.
    Ich hätte ihr mehr helfen sollen, hätte einen Schritt auf sie zu machen und mich erkundigen sollen, ob sie Arbeit hatte, und wenn ja, womit sie ihr Geld verdiente.
    Ich hätte … ich sollte … ich hätte …
    Und jetzt lag sie da. In einem Krankenhausbett, nachdem sie ihr Blut aus dem Körper gelassen hatte, mit Absicht, weil sie nicht mehr leben wollte.
    »Becky?«, flüsterte Soman.
    Mit geschlossenen Augen bewegte sie den Kopf. Ihre Haut war käsig.
    »Becky?« Unter seiner dunklen Haut wirkte auch Soman blass. Seine Hand zitterte. »Becky, Schatz, wach auf, tu’s für mich, Süße. Kannst dich doch vom Leben nicht so runterziehen lassen.«
    Doch das hatte sie getan.
    »Das Leben wird besser«, flüsterte Soman. »Viel, viel besser, mein Mädchen. Muss es einfach. Alles ist besser, als unter der Erde zu liegen, meine Süße, alles.«
    Becky rührte sich und schlug die Augen auf.
    Als Erstes erblickte sie Soman.
    Sie riss die Augen noch ein bisschen weiter auf. Trotz ihrer Erschöpfung und der Beruhigungsmittel war sie verwundert. »Soman?«
    Ihre Stimme war schwach, wie die eines kleinen Kätzchens.
    »Ja, meine Süße, ich bin hier.«
    »Was … was machst du hier?« Sie hustete.
    »Wo soll ich wohl sonst sein, wenn du hier bist?«
    Sie blinzelte.
    »Verflucht nochmal, wie bist du auf die Idee gekommen, so was zu tun?«
    »Ich glaube nicht, dass sie jetzt Vorwürfe gebrauchen kann, Soman«, sagte Emmaline leise.
    »Emmaline?« Becky war noch verwirrter, doch dann erkannte ich ein zweites Gefühl. Gerührte Dankbarkeit.
    »Ja, Becky, ich

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