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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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Unterlippe. »Doch, ich glaube schon.«

5.
    V or ungefähr einem Jahr hat meine Mom angefangen, im Hinterzimmer des Ladens Geburtstagspartys für kleine Mädchen zu organisieren. Schon damals war das eine alberne Idee (und ist es immer noch); sie wollte Rohmodelle von Puppen bestellen. Die Mädchen sollten dann im Laden die Details selbst aussuchen – Kleidung, Haarfarbe, Augenfarbe –, damit jedes von ihnen mit seiner ganz individuellen Puppe nach Hause gehen konnte. Anfangs erlaubte meine Mom den Mädchen, die Augen selber aufzumalen, aber das wurde zur absoluten Horrorshow. Deswegen sitze ich jetzt an der Kasse und male die Augen auf, während meine Mom mit den Mädchen hinten bleibt und ihnen dabei hilft, die Outfits und Frisuren auszusuchen. An einem guten Tag nehmen wir unterm Strich hundert Dollar ein. An den meisten Samstagen können wir uns glücklich schätzen, wenn wir keinen Verlust gemacht haben (meine Mom ist viel zu gutherzig und erlaubt den Kindern, sich mehr als die drei Kleidungsstücke, die ihnen zustehen, auszusuchen).
    Heute haben wir zwanzig Dollar eingenommen, glaube ich, und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als dass wir mit diesen Samstagspartys aufhörten. Aber es macht meine Mom glücklich – von wegen Kinderlachen und solcher Quatsch – und deswegen beschwere ich mich nicht. Auf dem Weg nach draußen laufen die Mädchen kichernd durch den Laden und halten dabei ihre neu eingekleideten Puppen fest umklammert und grabbeln alles an. Meine Mom wird die nächsten zwei Stunden damit verbringen, den »Partyraum« zu putzen (den wir früher mal Pausenraum genannt haben).
    Ich blicke auf, als Skye mit Henry im Schlepptau hereinkommt. »Wir haben dich gestern Abend vermisst«, sagt sie.
    Ich krame erfolglos in meinem Gedächtnis. »Was war gestern Abend?«
    »Das Konzert unserer Band – wir haben doch im Scream Shout gespielt«, sagt Henry, ein »Du Schusselchen« schwingt zwischen den Zeilen mit.
    »Ach ja. Wie war’s denn?«
    Skye lächelt. »Er hat einen Song für mich geschrieben.«
    Henry stellt seine Gitarre ab und lässt sich neben sie auf den Boden fallen. »Wir dachten, wir wiederholen den Abend noch einmal.«
    »Super«, sage ich und lasse meinen Blick über Moms Liste mit den Puppenkleidern wandern, die langsam ausgehen, und hake diejenigen ab, die ich bereits bestellt habe.
    »Sie klingt zwar nicht begeistert, aber sie ist es«, sagt Skye zu Henry.
    »Sehr«, versichere ich trocken.
    Er schlägt ein paar Akkorde an. »Cavemen hat kein Leben«, singt er. Ich bewerfe ihn mit meinem Stift, aber weil ich ihn brauche, bücke ich mich und hebe ihn wieder auf.
    Skye lacht. »Sie hat ein Leben, Henry. Bloß ein langweiliges.«
    »Wenn man bedenkt, dass ich die Hälfte meines Lebens mir dir verbringe, Skye, solltest du aufpassen, was du sagst.«
    »Caveman hat ein fades Leben«, singt er. »Sollte mehr nach Action streben.«
    »Nein danke, Langeweile reicht mir völlig.« Tatsache ist, dass ich mich an mein monotones Leben ganz gut gewöhnt habe und im Moment nur noch ungefähr einmal pro Woche das dringende Bedürfnis habe, mir die Haare zu raufen.
    Skye rückt eine Puppe im Regal neben sich zurecht. »Mal im Ernst, Caymen, du hättest gestern Abend kommen sollen. Warum warst du nicht da?«
    »Um wie viel Uhr seid ihr zu Hause gewesen?«, frage ich.
    »Keine Ahnung … gegen zwei.«
    »Da hast du deinen Grund. Ich musste heute Morgen arbeiten.«
    »Das klingt ja, als wäre sie schon erwachsen«, sagt Henry.
    Wer hat dich um deine Meinung gebeten?
    »Spiel ihr ein Lied vor, Henry. Ein richtiges.«
    »Okay.«
    Als er anfängt zu spielen, nimmt mir Skye die Liste aus der Hand und legt sie auf die Ladentheke. »Gönn dir mal eine kleine Pause.« Sie zieht mich auf den Fußboden gegenüber von Henry. Während er singt, wirft sie mir einen Blick zu. »Oh, jemand hat gestern Abend nach dir gefragt.«
    »Wo?«
    »Im Scream Shout.«
    »Wer?«
    »Keine Ahnung, irgendein Typ. Er sah aus, als hätte ihm die ganze Kneipe gehören können. Schickimicki-Klamotten. Superweiße Zähne.«
    Aus irgendeinem Grund jagt mir diese Nachricht einen Schrecken ein. »Xander?«
    Sie zuckt mit den Schultern. »Keine Ahnung. Seinen Namen hat er nicht gesagt.«
    »Was hat er denn gesagt?«
    »Na ja, ich hab mitgehört, wie er einen Typen hinter mir angesprochen hat. Kennst du ein Mädchen namens Caymen, hat er gefragt. Der Typ hat verneint. Als ich mich umgedreht habe, um ihm zu sagen, dass ich dich kenne, war er

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