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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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dachte anscheinend …« Er verstummt, als er ein Porzellanbaby in einer Korbwiege beäugt. »Vielleicht hab ich den falschen Laden erwischt.«
    »Nein. Schon gut. Leg sie einfach hier hin.«
    Er kommt heran und platziert einen kleinen Stapel auf der Ladentheke. Dann mustert er mich kurz. Was er sieht, scheint ihm zu gefallen, denn er zeigt auf das Flugblatt und sagt: »Komm doch einfach vorbei.«
    Auf dem Flugblatt ist das Bild einer Kröte abgedruckt, die aussieht, als wäre sie eben gegen den Kühlergrill eines Kleinlasters geknallt. Wer hat dieses Ding bloß entworfen? Quer über ihrem Bauch steht: »Crusty Toads«. Und darunter: »Freitag, 22 Uhr, Scream Shout.«
    Mir liegt schon irgendeine sarkastische Bemerkung zu den Flugblättern auf der Zunge, aber ich kann mich gerade noch beherrschen. »Ja, ich werd's versuchen.«
    »Klingt eher, als würdest du das Gegenteil meinen.« Er blinzelt heftig, was mich daran erinnert, wie er zu seinem Spitznamen gekommen ist. »Ich bin der Sänger der Band. Würdest du jetzt eher kommen oder eher nicht?«
    Ich lächele. »Vielleicht ein bisschen eher.«
    »Ich heiße Mason.« Sehr viel besser als Tic.
    »Caymen.«
    Bitte kein Spitzname.
    »Nett, dich kennenzulernen, Caymen.«
    Der Kandidat erhält fünf Punkte.
    »Und wie stehen meine Chancen, dass ich dich tatsächlich am Freitagabend sehen werde?«
    Ich werfe noch einmal einen Blick auf das Flugblatt und dann wieder auf ihn: »Nicht schlecht.«
    Er fingert an seinem Lippenring herum. »Richte den alten Damen aus, dass es bei uns rockt.«
    »Werde ich machen.«
    Gerade als er den Laden verlassen will, kommt meine Mom durch die Hintertür und er bleibt stehen.
    »Hi«, sagt sie.
    »Mom, das ist Mason. Mason, das ist meine Mom, Susan.«
    »Hi Susan. Schön, Sie kennenzulernen.«
    »Gleichfalls.« Sie zeigt zur Decke. »Caymen, ich bin oben und erledige ein paar Telefonate, falls du mich brauchst.« Sie greift nach dem Treppengeländer.
    »Alles okay?«
    »Ja … ich … ja, alles bestens.«
    Ich schaue ihr nach, wie sie die Treppe hochgeht, und wende mich dann wieder Mason zu.
    Er klopft auf den Stapel mit Flugblättern. »Bis Freitag.« Während er aus der Tür geht, winkt er mir noch einmal zu.
    Ich beiße mir auf die Lippe und starre die Kröte auf dem Zettel an. Ich brauche entweder neue Klamotten oder eine neue Frisur. Irgendetwas Neues. Ich vergewissere mich, dass niemand durch die Ladentür kommt, und gehe dann in Moms Büro, um nachzusehen, ob sie mir schon meinen Gehaltsscheck ausgestellt hat. Normalerweise legt sie ihn in einem Umschlag auf ihren Schreibtisch. Es ist nicht viel und ich habe ihr schon eine Million Mal gesagt, dass ich mir blöd vorkomme, wenn sie mich bezahlt, aber sie besteht darauf.
    In der Schublade auf der rechten Seite liegt das Rechnungsbuch, das vor lauter Quittungen und losen Zetteln überquillt. Ich ziehe es heraus und blättere es durch. Ich hab schon mehrmals gesehen, wie sie dort meinen Gehaltsscheck herausgeholt hat. Nichts. Ich will das Buch schon wieder zuschlagen, aber etwas Rotes blitzt mir entgegen. Als ich die letzte Seite überfliege, bleibt mein Blick an der letzten Zahl hängen, eine rote »2.253.00«. Das ist mehr, als wir in einem Monat ausgeben, wie ich weiß. Ich kümmere mich manchmal um die Rechnungen.
    Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und Schuldgefühle schnüren mir den Atem ab. Ich wühle nach meinem Gehaltsscheck und meine Mom kann es sich gar nicht leisten, mich zu bezahlen. Wir sind mehr als bankrott. Kein Wunder, dass meine Mom in letzter Zeit so gestresst scheint. Heißt das, dass wir den Laden aufgeben müssen? Für nur eine Sekunde stelle ich mir ein Leben ohne den Puppenladen vor.
    Und in dieser einen Sekunde fühle ich mich frei.

7.
    I ch starre in den Spiegel, der in meinem Zimmer hängt. Selbst wenn ich so weit wie möglich Richtung Tür gehe, schaffe ich es nicht, mich komplett darin zu sehen. Mein Zimmer ist zu klein. Ich habe meine Haare glatt gefönt, meine beste Jeans und ein schwarzes T-Shirt angezogen und meine lilafarbenen Stiefel zugeschnürt. Nichts Neues.
    Stattdessen habe ich hin und her gegrübelt, ob das hier überhaupt eine gute Idee ist. Auf die Minute genau in acht Stunden muss ich aufstehen und mich für die Arbeit fertig machen. Weil ich weiß, wie schlecht es um den Laden steht, habe ich Schuldgefühle. Als hätte ich nicht genug getan. Zum hundertsten Male rede ich mir ein, dass ich ja nicht lange bleiben muss. Mich bloß einmal kurz

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