Blaubeertage (German Edition)
schon weg.«
»Und, hat er die Kneipe verlassen?«
»Nein, er ist noch eine Weile geblieben, hat Henry und den anderen zugehört, sich eine Cola bestellt. Dann ist er gegangen.«
Xander hat nach mir gesucht. Nicht gut. Mr Rich und sein total überspannter Lebensstil sollen mir vom Hals bleiben. »War er allein?«
»Nein. Ein Mädel war bei ihm. Kurzes dunkles Haar. Sie sah gelangweilt aus.«
Seine Cousine vielleicht? Ich zucke mit den Schultern.
»Wer ist er denn?«
»Nur der Enkelsohn einer Kundin.«
»Der reiche Enkelsohn einer reichen Kundin?«
»Ja.«
»Wir sollten uns mehr reiche Freunde zulegen. Das würde unser Unterhaltungsniveau auf ein neues Level bringen.«
»Was redest du da?« Ich zeige auf Henry. »Das ist doch absolut erstklassig. Wir haben unseren eigenen Privatmusiker.«
»Ihr hört mir überhaupt nicht zu«, beschwert sich Henry.
»Entschuldige. Klingt super, Babe.«
Er beendet den Song und packt seine Gitarre zurück in den Koffer. »Caveman, ich werde dir einen Gefallen tun.«
»Bitte nicht.«
»Lass mich ausreden. Ich werde dich mit einem Freund verkuppeln. Dann können wir zu viert ausgehen.« Er wirft Skye einen Blick zu. »Tic. Der Sänger der Crusty Toads.«
Ein gigantisches Lächeln hellt Skyes Gesicht auf. »Oh ja, der ist so cool. Du wirst ihn toll finden, Caymen.«
»Tick? Ist damit sein Dachschaden gemeint?«
»Nein, nervöse Zuckungen. Ein Tic.« Henry blinzelt angestrengt und demonstriert mir etwas, von dem ich annehme, dass es eine nervöse Zuckung sein soll. »Das ist nicht sein echter Name.«
»Ach nee«, sage ich.
»Ist wahr. Seinen richtigen Namen vergesse ich immer. Mal im Ernst, ihr beiden seid wie füreinander geschaffen. Du wirst ihn mögen.«
Ich stehe auf und schnappe mir wieder meine Liste. »Nein. Ich will nicht ausgehen.« Und ich will definitiv nicht jemandem zu einem Blind Date treffen, der Tic heißt und von dem Henry denkt, dass er für mich wie geschaffen sei.
»Bitte, bitte, bitte«, bettelt Skye und zerrt an meinem Arm.
»Ich kenne den Typen noch nicht einmal. Ich komme mir total bescheuert vor.«
»Das können wir ändern. Ich werde ihn irgendwann nächste Woche vorbeischicken, damit er Hallo sagen kann«, meint Henry.
Ich wirbele herum. »Wage es ja nicht.«
»Klingt ganz nach einer Herausforderung«, sagt Henry grinsend.
»Nein, ist es nicht, Kröte. Wag es ja nicht.« Wäre es verwerflich, wenn ich eine der Puppen auf ihn hetzen würde?
»Mach dir keine Sorgen. Ich werde das schlau einfädeln. Ich werde ihm nicht verraten, dass du mit ihm ausgehen willst oder so.«
»Ausgesprochen schlau angesichts der Tatsache, dass ich nicht mit ihm ausgehen möchte.«
Skye singt: »Angsthase, Angsthase!«
Henry lacht wieder und steht auf. »Keine Sorge, Caveman, du schaffst das schon. Sei einfach nur du selbst.«
Nicht schon wieder dieses »Sei ganz du selbst«. Ich hasse diesen Spruch. Als hätten mein Selbst und Tic sich schon mal getroffen und glänzend verstanden, sodass ich nur noch sicherstellen muss, dass mein Selbst auch diesmal wieder mit dabei ist. Wie unlogisch.
»Bist du so weit, Cry?«
»Ja. Bis später.« Sie wirft mir ein vielsagendes Lächeln zu und ich stöhne. Das ist ja wohl das Letzte! Die schicken mir hier irgendeinen Typen namens Tic in den Laden und es gibt nichts, was ich dagegen tun kann.
6.
N achdem ich eine Woche lang jedes Mal, wenn die Ladenglocke gebimmelt hat, nervös hochgeschaut habe, fange ich an zu hoffen, dass Skye Henry die Drohung, Tic in unseren Laden vorbeizuschicken, vielleicht ausgeredet hat. Aber dann passiert es an einem Montagnachmittag. Ein Junge mit einem Stapel Flyern in der Hand kommt in den Puppenladen.
Er hat kurze, schwarz gelockte Haare und moccafarbene Haut. Ein Lippenring betont seine ohnehin schon großen Lippen noch mehr. Er trägt Jeans, Springerstiefel und ein T-Shirt, auf dem steht: Unsere Band ist cooler als eure . Auf eine schräge Art ist er tatsächlich ziemlich attraktiv. Und viel zu cool für mich. Ich frage mich, warum Skye nicht mit ihm ausgeht. Er würde wesentlich besser zu ihr passen.
»Hey«, sagt er. Seine Stimme klingt kratzig, als wäre er eben gerade aufgestanden oder als müsste er sich räuspern. »Henry hat mir gesagt, dass wir ein paar Flugblätter für unser nächstes Konzert in eurem Laden auslegen dürfen.« Er sieht sich um.
»Ich bin mir sicher, die alten Damen werden richtig abgehen auf eurem Konzert«, erwidere ich.
Er runzelt die Stirn. »Ja, Henry
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