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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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wenn er mit einem Gitarrenkoffer herumläuft, jedenfalls kann ich plötzlich ein bisschen besser nachvollziehen, was Skye an ihm findet.
    »Hey Caveman.«
    Würg. Wahrscheinlich hat er meinen richtigen Namen vergessen. »Hi Kröte. Skye ist nicht hier.«
    »Ich weiß. Ich wollte dir eigentlich auch nur ein Lied vorspielen, das ich für sie geschrieben habe. Vielleicht kannst du mir sagen, ob es ihr gefallen wird.«
    »Okay. Klar doch.«
    Er setzt sich auf den Boden und nimmt seine Gitarre aus dem Koffer. Mit dem Rücken lehnt er sich an ein Schränkchen, streckt sich und hockt sich dann in den Schneidersitz. Die Puppen in den beleuchteten Regalen und die Holzkrippe neben ihm lassen das Ganze wie eine Kulisse für ein schräges Musikvideo aussehen. Er schlägt ein paar Akkorde an, dann räuspert er sich und singt los.
    Der Song ist ziemlich gut, wenn auch ein bisschen kitschig. Die Stelle, an der er singt, dass er ohne Skye sterben würde, bringt mich beinahe zum Lachen, aber ich schaffe es, ernst zu bleiben. Als der Song zu Ende ist, kann ich dann plötzlich wirklich verstehen, warum Skye ihn mag. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich ihn selbst ganz verträumt ansehe. Als dann ein Klatschen die Stille unterbricht, werde ich schlagartig rot.
    Xander steht an der Ladentür. Heute sieht er sogar noch reicher aus. Perfekt gestyltes Haar, Designerklamotten und Gucci-Lederschuhe ohne Socken.
    »Super Song«, sagt er zu Henry.
    »Danke.« Henry schaut mich an.
    »Ja, richtig toll«, bestätige ich.
    Er atmet erleichtert auf und packt dann seine Gitarre ein. Ich wende mich Xander zu.
    »Ich bin wieder auf einen Botengang geschickt worden«, sagt er.
    »Wieder einer der Tage, an dem du dich unter die einfachen Leute mischst, um das Leben schätzen zu lernen?« Ich hätte schwören können, dass ich beim letzen Mal etwas Ähnliches gesagt habe, aber der verletzte Ausdruck in seinem Gesicht zeigt mir, dass ich es damals wohl bloß gedacht hatte. Na gut, war ja sowieso nur ein Witz (mehr oder weniger). Wenn er keinen Spaß versteht, ist das sein Problem.
    »So in der Art«, murmelt er.
    Henry steht auf. »Die schottische Puppe gehört mir, also lass die Finger davon.«
    Xander hebt die Hände. »Kein Interesse.« Ich hab das Gefühl, dass Xander bei Henrys Bemerkung nicht nur an die Puppe im Schottenrock gedacht hat. Aber da Xander ja kein Interesse hat, spielt es sowieso keine Rolle.
    Henry macht sich auf den Weg zur Tür. »Ich singe den Song am Freitagabend auf unserem Konzert. Kommt doch. Wir treten im Scream Shout auf. Zehn Uhr.« Das Scream Shout ist eine Kneipe, ungefähr fünf Blocks entfernt, in der einheimische Bands vor kleinem, meist betrunkenem Publikum gegen wenig oder gar keine Bezahlung auftreten. Gelegentlich schließe ich mich Skye an, aber es ist nicht wirklich mein Ding.
    Xander schaut Henry nach. Dann dreht er sich wieder zu mir und macht ganz auf Geschäftsmann: »Meine Großmutter hat mich gebeten, eine Puppe abzuholen, die sie bestellt hat.«
    »Deine Großmutter?« Ich schlage den Ordner auf und frage mich, ob ich eine Bestellung übersehen habe.
    »Katherine Dalton.«
    »Mrs Dalton ist deine Großmutter?«
    »Warum überrascht dich das so sehr?«
    Ich klappe meinen Mund wieder zu. Weil Mrs Dalton so lieb ist und so natürlich und ganz großartig und … Du dagegen nimmst dich so dermaßen wichtig, hast perfekt manikürte Nägel und deine Klamotten sind mit Geldscheinen gefüttert (oder wenigstens ist das die Ausrede, die ich ihm für seine gute Körperhaltung zugestehe). »Ich hatte einfach nur keine Ahnung.«
    »Sie spricht also nie über ihren genialen Enkelsohn?«
    »Ich hatte gedacht, sie würde Alex schicken.«
    »Ich bin Alex.«
    Ach so. Wie dämlich kann man nur sein? Beides steht natürlich für Alexander. »Nennst du dich jetzt Alex oder Xander?«
    Ein arrogantes Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus, als hätte ich ihn gegoogelt oder so.
    »Deine Kreditkarte«, erkläre ich und erinnere ihn, dass er sie das letzte Mal, als er hier war, benutzt hat.
    »Ach so. Ja, ich werde Xander genannt, aber meine Großeltern bevorzugen Alex. Ich wurde nach meinem Großvater benannt, du weißt ja, wie das ist.«
    Ich weiß nicht mal ansatzweise, wie das ist. »Ja, natürlich.«
    »Na gut, Susans Tochter …« Er stützt seine Ellenbogen auf der Ladentheke ab, betrachtet einen kleinen Holzapfel, den uns ein Kunde vor Jahren geschenkt hat, und dreht ihn wie einen Kreisel. »Hast du meine

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