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Blaubeertage (German Edition)

Blaubeertage (German Edition)

Titel: Blaubeertage (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kasie West
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blicken lassen und wieder gehen.
    Meine Mom läuft an meinem Zimmer vorbei und kommt wieder zurück. »Ich dachte, du wärst schon weg.«
    »Nein, und ich muss auch nicht gehen, falls du mich brauchst.«
    »Caymen, ich komme bestens klar. Jetzt ab mit dir. Du siehst toll aus.«
    Als ich die fünf Blöcke zum Scream Shout gehe, schaue ich mich um. Dieser Teil der Stadt sieht aus wie aus einem Western. Die Ladenfronten sind mit Holz und roten Ziegelsteinen verkleidet. Einige Läden haben sogar Schwingtüren wie Saloons und die Bürgersteige sind mit Kopfstein gepflastert. Das Einzige, was noch fehlt, sind die Querbalken, um die Pferde vor den Läden anzubinden. Dafür gibt es eine breite Straße mit diagonalen Parkboxen. Das Meer ist ein paar Blöcke entfernt, aber an ruhigen Abenden kann ich es hören und sein Geruch ist immer da. Ich atme tief ein.
    Zwei Häuser neben unserem Laden ist ein Tanzstudio und ich bin überrascht, dass noch so spät am Abend alle Lichter brennen. Die unverhängten Fenster lassen den Innenraum in der Dunkelheit so deutlich wie auf einer Kinoleinwand erscheinen. Ein Mädchen, wohl in meinem Alter, tanzt vor einer Spiegelwand. Vermutlich nimmt sie seit Jahren Unterricht, so anmutig sind ihre Bewegungen. Ich frage mich, warum einige Menschen schon von Geburt an zu wissen scheinen, was sie mit ihrem Leben anfangen wollen, und andere – hauptsächlich ich – nicht die leiseste Ahnung haben. Ich seufze und setze meinen Weg zum Club fort.
    Das Scream Shout platzt an diesem Abend aus allen Nähten. Ich erkenne ein paar Mitschüler und nicke ihnen kurz zu. Die Bühne kann man kaum als solche bezeichnen, sie ähnelt mehr einem wackligen Podium. Bunt zusammengewürfelte Tische stehen davor und eine Wand nimmt komplett die Bar ein. Es ist so voll, dass ich nach Skye suchen muss.
    »Hey«, sagt sie, als ich mich zu ihr stelle. Ihre Haare schimmern heute Abend besonders rosa und neben ihr komme ich mir langweilig vor.
    »Hi. Ganz schön voll heute Abend.«
    »Ich weiß, total cool. Du musst einen guten Eindruck auf Tic gemacht haben. Gerade eben hat er gefragt, ob du noch kommen würdest.« Sie deutet mit dem Kopf auf eine Tür an der Seite der Bühne, hinter der sich vermutlich die Band fertig macht.
    »Müssen wir ihn so nennen?« So ganz war ich mir noch nicht im Klaren darüber, was ich von Mason halten sollte. Aber irgendeinen Eindruck muss er hinterlassen haben, denn sonst würde ich nicht hier stehen und meine wenigen Stunden Schlaf opfern.
    »Ja, das müssen wir, Caveman.«
    »Bitte. Nicht du auch noch, Cry.«
    Sie lacht. »Die Spitznamen sind furchtbar, oder? Ich finde es aber irre komisch, dass du Henry Kröte nennst.«
    »Wie läuft’s mit Kröte eigentlich so?«
    »Ganz gut.« Skye ist extrem treu. Henry müsste schon ein ausgesprochenes Schwerverbrechen begehen, dass sie mit ihm zu diesem Zeitpunkt Schluss machen würde. Nicht, dass er das tun würde. Abgesehen von seiner Angewohnheit, sich grausame Spitznamen auszudenken, ist Henry gar nicht so übel.
    Ich schaue wieder zur Bühne und warte auf den Auftritt der Band. »Vermutlich wirst du ihn heute Abend sehnsüchtig anhimmeln, weil er gleich für dich die totale Rockstar-Nummer abziehen wird.«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen.« Sie lächelt. »Und du wirst dich unsterblich in Tic verlieben, weil er eine Stimme wie Honig hat.«
    Sie hat recht. Zumindest was das mit dem Honig angeht. Als Mason anfängt zu singen, kann ich meinen Blick nicht von ihm lösen. Seine Reibeisenstimme hat auch etwas Samtiges und ich kann nicht anders, ich wiege mich im Takt. Als ich Skye neben mir kichern höre, schrecke ich endlich aus meiner Trance auf.
    »Ich hab’s ja gesagt«, sagte sie grinsend, als ich sie anschaue.
    »Was? Ich hab bloß zugehört. Zeugt nicht gerade von guter Kinderstube, wenn man nicht zuhört.«
    Sie lacht wieder.
    Nachdem der letzte Song vorbei ist, springt Mason von der Bühne und verschwindet mit den anderen Jungs im Raum dahinter. Henry kommt als Erster wieder und knutscht dann erst mal hemmungslos mit Skye direkt vor meiner Nase herum. Igitt. Wie kommt’s, dass ich mir plötzlich wünsche, ich hätte auch jemanden zum Knutschen? Alleinsein macht mir normalerweise überhaupt nichts aus, ich beherrsche es ziemlich perfekt. Was ist jetzt anders? Xanders Lächeln, wenn er sich auf die Lippe beißt, schießt mir durch den Kopf. Nein. Ich schüttele das Bild ab.
    Als ich mir ziemlich sicher bin, dass ich mit einer DNA-Probe aus

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