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Blaue Wunder

Blaue Wunder

Titel: Blaue Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ildikó von Kürthy
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anzieht: um es ausgezogen zu bekommen. Größe 65C. Schmaler Rücken, großer Busen - eine Traumkombination.
    War es hier erst kürzlich zum Äußersten gekommen? Oder hatte hier jemand ein Zeichen gesetzt? Verdammt, wer immer hier seinen BH deponiert hatte, war eine gewiefte und zu allem bereite Frau. Pfui, was für eine bösartige Kreatur! Astrid? Oder war noch eine dritte Person im Spiel?
    Ich rührte den BH nicht an und rückte das Sofakissen wieder zurecht. Mit dieser unschönen Wendung hatte ich natürlich nicht gerechnet. Verflucht. Ich war extrem verwirrt, beschloss aber instinktiv, das Feld nicht kampflos zu räumen. Eine Unbekannte hatte mich zum Duell aufgefordert und mir den Fehdehandschuh beziehungsweise den Fehdebüstenhalter vor die Füße geworfen. Elisabeth Dückers würde die Herausforderung annehmen. Ich versuchte es also unter dem nächsten Kissen und war fast ein wenig erleichtert, dass dort noch ein freies Plätzchen für meine Unterhose war.
    «Ich denke, von den Linsenbratlingen mit Banane-Curry-Dip kann ich ruhig etwas naschen. So eine Linse hat so genannte Minuskalorien, das hab ich mal gelesen. Linsen sind praktisch wie Sport von innen. Elli, jetzt mach doch nicht so ein Gesicht.»
    Erdal steht in der «Bar Viaux» vor dem Büffet und löffelt sich einen gewaltigen Haufen Linsenbratlinge auf den Teller. Sollte das mit den Minuskalorien stimmen, wird er nach dem Verzehr keine zwei Kilo mehr wiegen.
    Ich selber nehme von dem Büffet bloß eine Loseblattsammlung Salate, selbstverständlich ohne Dressing, dazu trinke ich literweise stilles Wasser. Jetzt wünsche ich mir, ich hätte doch die AppetitzüglerTablette angenommen, die Erdal mir angeboten hatte, bevor wir aufbrachen. Aber ich muss sagen, dass Erdal mir das Mittel nicht wirklich schmackhaft gemacht hatte.
    Doch, doch, hatte er beteuert, er habe es bereits persönlich vor einigen Monaten ausprobiert und es habe auch hervorragend gewirkt. Den ganzen Abend habe er tatsächlich nichts gegessen und keinen Moment Hunger verspürt.
    Was allerdings auch damit zu tun hatte, dass er bis spät in die Nacht würgend über der Kloschüssel gehangen und das Schicksal um einen schnellen Tod angefleht hatte. «Ich habe nun mal eine außergewöhnlich reizbare Magenschleimhaut», erklärte er den Vorfall.
    Und jetzt stehe ich trübsinnig vor diesem wunderbaren Büffet und versuche vergeblich die Anwesenheit von Kartoffel-Speck-Salat und Frikadellen zu verdrängen. Ich werfe Erdal einen vernichtenden Blick zu, weil der sich jetzt bar jeder Hemmung auf die frittierten Chicken Wings stürzt. «Geflügel hat ja so gut wie kein Fett», nuschelt er mir zwischen zwei Hähnchenflügeln zu. Ich drehe mich angewidert um und wünsche, die Zeit des Verzichts wäre endlich vorbei.
    Noch zwanzig Stunden bis zum Wolkenball. Morgen muss ich in das blaue Kleid passen. Ansonsten bleibt mir nur der schwarze lange, langweilige Rock mit Stretchbund, mit dem ich schon die Taufe meines Patenkindes und die silberne Hochzeit meiner Eltern bestritten habe.
    «Ich gehe jetzt, Erdal, sonst habe ich morgen Augenringe.»
    «Es ist erst zehn. Du bleibst. Wie du morgen aussiehst, ist doch völlig egal. Maurice kommt um sechs, und ich habe noch keinen Augenring gesehen, den er nicht repariert hätte. Lenk dich ab und trink noch ein Wässerchen. Tina wäre bestimmt beleidigt, wenn du so früh schon wieder abhaust.»
    «Was, glaubst du, wird das für eine Überraschung? Oder weißt du, worum es geht?»
    «Ich weiß auch nur, was heute in der Rundmail stand: Es hat bestimmt was mit ihrem geplanten -Interview zu tun. Vielleicht erscheint es morgen, und sie feiert mit uns ihre offizielle Rückkehr in den Kreis der Heterosexuellen. Pffhh, wenn die wüssten. Ich finde es schon ziemlich unverschämt, dass Tina ihre Liebesgeschichte mit Carolin selbst vor mir geheim gehalten hat. Ich bin nun wirklich für meine Diskretion bekannt, und außerdem habe ich ihr immer alles von mir erzählt, wirklich alles. Sogar als sich Karsten bei unserem ersten Mal die Vorhaut eingerissen hat. Dabei hatte er mich so gebeten, es niemandem zu sagen. Aber Tina ist eine so enge Freundin von mir, da wollte ich ihr gegenüber einfach nicht illoyal sein, indem ich ihr etwas so Wesentliches verschweige. Und was habe ich davon? Ich muss von dir erfahren, dass die Frau, vor der ich kein Geheimnis habe, ohne mein Wissen zu einer Lesbe

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