Blaue Wunder
verurteilen.»
«Ich will ja auch nur sagen, dass ich Ellis Entscheidung, lieber allein zu bleiben, gut finde. Sie ist zwar jetzt wieder Single, aber meiner Meinung nach hat ihre Geschichte trotzdem ein Happy End.»
Petras Stimme hat genau den Tonfall, den ich an meinem letzten Geburtstag hatte. Ich hatte für zwölf Leute gekocht und dummerweise beim Einkaufen die eine oder andere Zutat vergessen. Es war rührend, wie mir alle heftig zustimmten, als ich beim Essen versuchte, mir selbst und allen anderen weiszumachen, dass ein gutes Hühnerfrikassee im Grunde genommen auf das Hühnchen gar nicht angewiesen ist.
Erdal schweigt und tauscht vielsagende Blicke mit seinem Camembertbrötchen. Es ist völlig klar, dass er mich für eine arme Irre hält, die ihre letzte Chance verspielt und dabei auch noch ein teures Kleid kaputtgemacht hat.
«Komm, Elli», sagt Petra bemüht, «ich hab dir indischen Sekt mitgebracht. Mach die Pulle auf und lass uns auf glücklichere Zeiten anstoßen.»
Ich räuspere mich.
«Darf ich erst mal weitererzählen? Die Geschichte ist noch nicht zu Ende.»
Ich starte den Motor und schalte die Scheinwerfer an. Was ist das für Lärm? Kracht das Parkhaus über mir zusammen? Und was ist das da für eine Gestalt vor meinem Auto? Ein Überfall?
Hysterisch will ich das Gaspedal durchtreten, um sowohl den Verbrecher als auch das einstürzende Gebäude möglichst schnell hinter mir zu lassen.
Das kann doch nicht wahr sein.
In meinem Scheinwerferlicht steht: Super-Nucki. Neben ihm ein Ghettoblaster, aus dem mein Lieblingslied dröhnt:
«Ich geh mit dir, wohin du willst
Auch bis ans Ende dieser Welt»
Super-Nucki bückt sich und hebt etwas vom Boden auf. Sein ernstes, angespanntes Gesicht verschwindet hinter großen Papptafeln.
Auf der ersten steht:
ICH HASSE DIESES LIED!
Auf der zweiten:
ICH LIEBE SCHWARZE OLIVEN!
Auf der dritten:
RAMBO IST ECHT DAS LETZTE!
Auf der vierten:
... UND ICH KANN
NICHT GLAUBEN,
WAS ICH HIER TUE!
Ich umkralle das Lenkrad. Ich komme mir vor, als würde ich in einer Achterbahn ohne Sicherheitsbügel sitzen.
Mit dem nächsten Schild lässt sich Super-Nucki ein wenig Zeit. Nena setzt zu ihrem letzten Refrain an:
«So wie es ist und so wie du bist
Bin ich immer wieder für dich da
Ich lass dich nie mehr alleine
Das ist dir hoffentlich klar»
Ich steige aus und gehe langsam auf Super-Nucki zu. Dabei verabschieden sich zwei weitere Knöpfe von meinem blauen Kleid.
Wieder hält Super-Nucki ein Schild hoch.
Na, denke ich, das ist doch endlich mal ein ordentliches Happy End.
Perfekt.
Nein, noch viel besser: fast perfekt!
Vielen, vielen Dank...
liebste Tine, für ein herrliches zweites Zuhause!
Ole, Biggi, Antonio und Purzel, die mich tatsächlich beflügelt haben!
liebe Katja, Literatin und Expertin für Goa und Liebesszenen aller Art!
meinen wunderbaren Herzensfreunden David und Kerstin!
dem Hilfsarbeiter Senor Broszehl, der eine große Hilfe war!
meinem Freund Philipp, fürs Reden und fürs Zuhören, stundenlang!
Ihnen, Señora Crespo, für den täglichen Luxus!
meinem Freund Arthur, der meine Welt größer macht!
dir, liebster Kalle, Exnachbar und Für-immer-Freund!
Do und Jo, für die rosige Zukunft in Nr. 7!
wie immer und für immer dir, Britta!
Guido, meiner Schwester!
natürlich meiner Tante Hilde für alles!
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