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Blauer Montag

Blauer Montag

Titel: Blauer Montag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N French
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um die Aufzeichnungen der Überwachungskameras.«

    »Hat er etwas gefunden?«
    »Autos. Jede Menge Autos. Zum Teil mit nur einer Person besetzt, zum Teil mit mehreren. Bei manchen lässt sich die Zahl der Insassen nicht genau feststellen. Aber wie er ganz richtig sagt, kann man ohne konkrete Anhaltspunkte nicht einmal von der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen sprechen. Es ist eher, als würde man in einem Heuhaufen nach einem bestimmten Halm suchen.«
    »Wir könnten seine Informationen mit den Daten aller Straftäter vergleichen, die schon einmal wegen einer Entführung aktenkundig geworden sind. Oder mit den registrierten Sexualtätern.«
    »Ja, dieser Gedanke ist uns auch gekommen. Brian hat mir gerade des Langen und Breiten erklärt, was für ein aufwendiger, komplizierter Prozess das sein wird. Und dass ich diesen Prozess ein wenig abkürzen könnte, indem ich ein paar Leute darauf ansetze. Von denen auch welche von Tür zu Tür gehen könnten, um Aussagen aufzunehmen.«
    »Was diese Frau betrifft …«, wechselte Yvette Long das Thema.
    »Wer ist sie?«
    »Sie sagt, sie möchte mit Ihnen über die Ermittlungen sprechen.«
    »Soll doch jemand von den Kollegen mit ihr reden.«
    »Sie hat ausdrücklich gesagt, sie wolle den leitenden Beamten sprechen.«
    Karlsson runzelte die Stirn. »Warum vergeuden Sie mit so etwas meine Zeit?«
    »Die Frau hat Sie namentlich genannt. Sie klang so kompetent.«
    »Es ist mir egal, ob sie …« Karlsson brach ab und stöhnte. »Wahrscheinlich geht es schneller, wenn ich rasch mit ihr spreche. Aber sie hat sich keinen guten Tag ausgesucht, um meine Zeit zu verschwenden. Wer ist sie?«

    »Ich weiß es nicht genau. Eine Ärztin.«
    »Lieber Himmel! Nun bringen Sie sie schon rein.«
    Karlsson hatte vor sich auf dem Schreibtisch ein großes Notizbuch liegen, in dem er sich Dinge notierte, Listen anlegte oder einfach nur herumkritzelte. Er blätterte auf eine leere Seite um. Dann griff er nach einem Kugelschreiber und ließ ihn ein paarmal klicken. Die Tür ging auf, und Yvette Long trat halb in den Raum. »Das ist Dr. Frieda Klein«, stellte sie die Besucherin vor. »Sie … ähm … sie wollte mir nicht sagen, worum es sich handelt.«
    Die Frau schob sich an ihr vorbei, woraufhin DC Long den Rückzug antrat und die Tür schloss. Karlsson war leicht irritiert. Normale Leute benahmen sich der Polizei gegenüber immer etwas seltsam. Sie wurden nervös oder bemühten sich krampfhaft, alles richtig zu machen, weil sie irgendwie den Eindruck hatten, etwas Unrechtes getan zu haben. Bei dieser Frau war das nicht so. Sie blickte sich mit unverhohlener Neugier in seinem Büro um, und als sie sich schließlich ihm zuwandte, hatte Karlsson das Gefühl, begutachtet zu werden. Nachdem sie ihren langen Mantel abgelegt und auf einen Stuhl an der Wand geworfen hatte, zog sie sich einen von den anderen Stühlen vor seinen Schreibtisch und ließ sich darauf nieder. Plötzlich kam es ihm vor, als wäre er derjenige, der mit ihr sprechen wollte. Ein höchst irritierendes Gefühl.
    »Ich bin Detective Chief Inspector Malcolm Karlsson«, stellte er sich vor.
    »Ja, ich weiß.«
    »Wenn ich das richtig verstanden habe, wollten Sie mit mir persönlich sprechen.
    »Das stimmt.«
    Karlsson schrieb den Namen »Frieda Klein« in sein Notizbuch und unterstrich ihn.
    »Und es hat etwas mit dem Verschwinden von Matthew Faraday zu tun?«

    »Möglicherweise.«
    »Dann legen Sie am besten gleich los, weil wir nämlich nicht viel Zeit haben.«
    Einen Moment wirkte sie verlegen. »Es fällt mir nicht ganz leicht, mit Ihnen darüber zu sprechen«, begann sie, »weil ich mir ziemlich sicher bin, dass Sie mir vorwerfen werden, Ihre Zeit zu vergeuden.«
    »Wenn Sie sich sicher sind, dann sollten Sie lieber wieder gehen und nicht noch mehr davon vergeuden.«
    Zum ersten Mal blickte Frieda Klein ihn mit ihren großen, dunklen Augen direkt an. »Mir bleibt keine andere Wahl«, erklärte sie. »Ich denke schon die ganze Woche darüber nach. Ich werde Ihnen sagen, was ich zu sagen habe, und anschließend gleich wieder gehen.«
    »Na, dann raus damit.«
    »In Ordnung.« Sie atmete tief durch. Einen Augenblick lang kam sie Karlsson vor wie ein kleines Mädchen, das auf einer Bühne etwas aufsagen sollte und noch einmal tief Luft holte, ehe es ins kalte Wasser sprang.
    »Ich bin Psychotherapeutin«, begann sie. »Haben Sie eine ungefähre Vorstellung davon, worin meine Tätigkeit besteht?«
    Karlsson lächelte.

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