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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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Freundin. Aber das Verhältnis schien nicht mehr so innig zu sein wie vorher. Es war mehr ... das klingt jetzt blöd, eine Frage von Macht und auch Eifersucht. Doro versuchte, Marlenes Leben zu kontrollieren und sich ihren Einfluss auf sie zu sichern. Ich weiß, dass das jetzt weniger nach Freundschaft klingt, aber trotzdem bin ich mir sicher, dass Doro Marlene auf ihre Weise sehr geliebt hat.«
    »Aber Marlene wies sie mehr und mehr zurück?«
    »Ja, es sah ganz so aus. Ich vermute aber, dass der Kontakt nie ganz abgebrochen ist. Nicht so, wie bei mir ... Ich habe Dorothea durch dieses Verbrechen verloren, während ein gemeiner Kerl noch immer frei herumläuft und nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Deshalb spreche ich überhaupt mit Ihnen. Vielleicht finden Sie ihn ja doch noch? Dann hätten sich die Mühen der vergangenen Jahre wenigstens gelohnt.«
    »Wissen Sie, wo Ihre Tochter zurzeit lebt?«, mischte sich Broders wieder in das Gespräch.
    »In Lübeck. Sie ist Personalchefin bei einer Firma Krüger.« Ein Anflug von Stolz schwang in Kerstin Bauers Stimme mit.
    Pia nickte. Es war kein Zufall gewesen.
    »Wir sind unter anderem hier, weil Marlene Liebig, die auch in Lübeck lebt und in der gleichen Firma arbeitet wie ihre Tochter, spurlos verschwunden ist. Gleichzeitig ist ein Mann, von dem wir vermuten, dass er ein Verhältnis mit Marlene hatte, ermordet worden. Sagt Ihnen der Name Holger Michaelis etwas?«
    »Nein, nie gehört. Ist das der Mann ...?«
    »Es wäre eine Möglichkeit. Vielleicht hat er früher, eventuell auch unter anderem Namen, in Barsinghausen gelebt. Wir prüfen das gerade nach.«
    »Ja, ja, prüfen Sie nur. Was meinen Sie, was die Polizei damals alles veranstaltet hat? Die hatten ein lange Liste von verdächtigen Männern abzuarbeiten. Angefangen bei Marlenes Vater selbst, den sie lange im Visier hatten, über den armen Alfie Heck, unseren Hausmeister in der Wohnanlage, wo wir damals wohnten, bis hin zu den Nachbarn, Lehrern, meinen Stammkunden in der Kneipe, dem Postboten ... Beinahe jeder Mann über 18 und unter 100 stand damals unter Verdacht. Sie glauben gar nicht, was das in so einem kleinen Ort alles auslöst ...«
    Jemand rüttelte draußen an der Klinke der Kneipentür. Frau Bauer sah unwillig auf ihre Armbanduhr. »Einige können es einfach nicht abwarten. Seit ich diesen Laden mache, öffne ich an Werktagen nachmittags um vier Uhr. Das ist doch früh genug fürs erste frisch Gezapfte? Wissen Sie eigentlich, was mich an der ganzen Geschichte inzwischen am meisten ankotzt?«
    »Nein.«
    »Dass ich dem Kerl, der das Leben meiner Tochter zerstört hat, in den vergangenen Jahren vielleicht schon zig Male ein Bier vor die Nase gestellt habe, und er sich dabei innerlich einen gefeixt hat.«
    Broders Mobiltelefon riss sie aus dem unbehaglichen Schweigen, das der Bemerkung von Kerstin Bauer gefolgt war.
    »Verstehe«, brummte er in den Apparat, nachdem er sich gemeldet und einen kurzen Moment gelauscht hatte. »Ja, genau das vermuten wir auch. Wir haben gerade mit ihrer Mutter gesprochen.«
    Broders warf Pia einen bedeutungsvollen Blick zu. Seinen Gesprächspartner am Telefon fragte er: »Michaelis? Sein ganzes Leben lang? Verdammter Mist! Stimmt das auch? Es hätte so gut gepasst. Nein, du hast Recht, Wilfried. Ja, wir melden uns mal. Nein, wir streiten uns nicht. Ha, ha, ich leg jetzt auf.«
    Frau Bauer richtete sich auf. »Ich muss noch ein paar Vorbereitungen treffen, bevor der große Ansturm über mich hereinbricht.« Sie blickte zur Tür, wo sich eine unruhige Silhouette vor dem Riffelglas abzeichnete.
    »Machen Sie nur. Ich will noch mal kurz telefonieren, dann verschwinden wir«, sagte Broders zu ihr.
    »Was ist los? War Kürschner dran?«, fragte Pia, als Kerstin Bauer geschäftig in der Küche verschwunden war.
    »Genau der. Unsere Leute waren vorhin bei Dorothea Bauer in der Firma und auch bei ihr zu Hause, aber sie ist weg. Ausgeflogen, arrivederci ...«
    »Das kann nicht sein. Sie muss heute arbeiten, es ist Mittwoch ...«
    »Es gibt wohl für manche Menschen Wichtigeres, als sich jeden Tag den Arsch aufzureißen. Sie ist unentschuldigt ferngeblieben, haben die Leute in ihrer Firma ausgesagt. In ihrer Wohnung ist sie auch nicht, ihr Auto ist ebenfalls verschwunden.«
    »Was sagt uns das jetzt? Ist sie auf der Flucht, ist sie tot oder auf dem Weg hierher?«
    Verdammt, wir sind zu spät!, dachte Pia alarmiert. Broders telefonierte wieder.
    »Ich will Wagner sprechen! Nein,
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