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Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift

Titel: Blaues Gift - Almstädt, E: Blaues Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Almstädt , luebbe digital
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Nähe des Tatortes war. Psychisch instabil, nennen sie es, wenn unsereins solche Aussagen macht. Dann gibt’s irgendwann einen Tritt in den Hintern, und das war’s.«

26. Kapitel
 
    B roders hustete. Sie standen vor der Tür des schmalen Reihenhauses, die sich gerade hinter ihnen geschlossen hatte. »Alles hängt jetzt davon ab, ob Frau Bauer die Dorothea Bauer ist, die wir suchen, und ob sie zur Mitarbeit bereit ist«, verkündete er, nachdem der Anfall vorbei war.
    »Wenn sie bisher nicht mit uns geredet hat, warum sollte sie es sich jetzt anders überlegen. Gabler und Kürschner werden ihren ganzen Charme aufbieten müssen, aber ich befürchte, sie beißen auf Granit.«
    »So enthusiastisch heute, Frau Korittki?«
    »Sorry, aber der Besuch bei Frau Tietge hat mich deprimiert. Was es wohl mit dem Kissen zu ihren Füßen auf sich hat? Ein Hund oder eine Katze? Und wo steckt dann dieses Viech?«
    »An Rauchvergiftung krepiert.«
    Pia sah ihn zweifelnd an, und Broders lenkte zu ihrem Erstaunen ein. Überhaupt war er überaus handzahm, seit sie ihr angestammtes Revier in Lübeck verlassen hatten.
    »Ich weiß, das war geschmacklos. Es ist nur, man fragt sich, wie es einem selbst ergehen mag, wenn man älter wird und nicht mehr arbeiten kann. Allein in so einer Bude, krank, einsam, mit einer Schublade voll Erinnerungen an gemeine Verbrechen und menschliche Verfehlungen, in der man nach Gutdünken wühlen kann?«
    »Du vergisst die netten Träume«, meinte Pia. Der allgegenwärtige Gebirgszug im Hintergrund, dunkel, schattig und viel zu nah, bedrückte sie. Sie hatte das Gefühl, nicht richtig durchatmen zu können. Nach ihrem Ermessen lag viel zu viel Land zwischen ihr und dem Meer.
    »Träumst du? Ich schlafe meistens wie ein Toter«, bekannte Broders freimütig. »Ein Glas Rotwein am Abend, und alles ist gut. Nur leider wird der Speckring um die Taille nicht weniger davon.«
    »Wie wäre es mit Sport?«
    »Ach ja, wann denn? Als ich in deinem Alter war, da konnte ich auch essen, was ich wollte, und war dünn wie ein Hering. Ich sag dir, die Zeit ist nicht unser Freund.« »Wessen Freund?« »Ach, vergiss es einfach.« Sie waren inzwischen am Auto angekommen und stiegen ein. »Hat die Tatortbesichtigung dir etwas gebracht? Noch einen 20 Jahre alten Zigarettenstummel gefunden, Miss Marple?«, fragte Broders nun.
    Pia ließ den Motor an. »Die Lichtung war gar nicht so einfach zu finden. Ein hübscher, sehr versteckt gelegener Winkel. Ich bin sicher, der Täter kannte die Lichtung und wusste, dass die Mädchen oft dort spielen. Ergo kannte er Dorothea und Marlene, den Platz, wo sie sich im Wald immer aufhalten, und wahrscheinlich wusste er auch, wann Marlene Klavierunterricht hatte.«
    »Das sagte die Tietge ja auch schon.«
    »Ein Mann aus dem Umfeld der beiden Mädchen. Ich begreife nicht, wieso man ihn nicht ausfindig gemacht hat.«
    »Pia, das ist über 20 Jahre her.«
    »Ich weiß. Aber ich glaube nicht, dass Dorothea Bauer es je vergessen hat. Und noch kann der Täter zur Rechenschaft gezogen werden. Wir müssen unbedingt noch mit ein paar Leuten sprechen, die damals mit Dorothea Bauer und Marlene Brinkmann in Kontakt standen.«
    »Wir sind heute Nachmittag mit Dorothea Bauers Mutter verabredet.«
    »Du hast mit ihr gesprochen?«
    »Ich bin nicht nur zur Dekoration mitgekommen, meine Liebe. Auch wenn ich mich bestens dafür eignen würde.«
 
    Dorothea Bauers Mutter war die Inhaberin einer Kneipe namens Deisterklause. Sie ließ Heinz Broders und Pia Korittki am frühen Nachmittag vor der eigentlichen Öffnungszeit ein, um ungestört mit der Polizei reden zu können.
    Wenn Pia noch Zweifel an der Identität von Dorothea Bauer aus Lübeck gehabt hatte, beim Anblick von Kerstin Bauer waren sie verflogen. Sie war etwas rundlicher als ihre Tochter, hatte aber dasselbe rötlich blonde Haar, die sommersprossige Haut und die blassgrünen Augen. Sie musste jung Mutter geworden sein, Pia schätzte ihr Alter trotz der Schummerbeleuchtung im Raum auf höchstens Ende 40. Wo Dorothea Bauer schlicht und respektabel aussah, war ihre Mutter eher schrill und etwas nachlässig gekleidet. Der hochtoupierte Zopf auf ihrem Kopf wirkte zu jugendlich, und das Spaghettiträgerhemdchen enthüllte erschlaffte Oberarme.
    Pia hatte erwartet, einer harten, gleichgültig wirkenden Frau gegenüberzustehen, vielleicht durch die Bemerkung von Frau Tietge beeinflusst, dass Dorothea zwei Tage nach der Tat schon wieder zur Schule geschickt worden

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