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Blaufeuer

Titel: Blaufeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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wieder an die Arbeit, und Janne fährt ins Krankenhaus, nur scheinbar, um ihren Vater zu besuchen. Sie hat es auf die Telefonnummern der beiden Frauen abgesehen, die so begierig darauf sind zu erfahren, ob und wann Paul Flecker aufwacht.
    »Entschuldigung, ich glaube, Sie haben meine Handynummer noch nicht notiert«, sagt sie zu der Dame am Empfangstresen der Intensivstation.
    »Haben wir bestimmt, Frau Flecker.«
    »Ich glaube nicht. Könnten Sie bitte nachsehen?«
    Seufzend tut sie Janne den Gefallen. Die Nummern der Angehörigen befinden sich, alphabetisch den Patienten zugeordnet, in einer schwarzen Mappe, die in einer Schublade unter dem Telefon liegt. Leider bekommt Janne keine Gelegenheit, einen Blick darauf zu werfen.
    »Ist das Ihre Nummer?« Sie liest sie vor.
    »O ja, tatsächlich. Dann ist ja alles klar.«
    »Habe ich Ihnen doch gesagt.« Die Mappe verschwindet wieder in der Schublade.
    »Wollten Sie nicht zu Ihrem Vater?« »Doch, doch.«
    Fast eine Stunde hält sich Janne am Bett Paul Fleckers auf, späht regelmäßig durch den Flur zum Empfang. Keine Chance. Dort herrscht ein ständiges Kommen und Gehen.
     
    Im Auto klingelt ihr Mobiltelefon. Es ist Birger. »Wo steckst du denn? Die Lilienthals sind da. Sie warten auf dich. Ich habe schon zwei Mal angerufen, dein Handy war aus. Du wolltest doch nur kurz zu deinem Vater.« »Die Lilienthals?«
    »Langjährige Kunden, Janne. Wir haben das vorhin beim Essen besprochen.«
    Haben sie das? »Ja, ich weiß, es hat eben länger gedauert. Ich bin gleich da«, verspricht sie und gibt Gas.
    Birger Harms sitzt am Schreibtisch und studiert irgendwelche Baupläne. Hinterm Ohr klemmt ein Bleistift, in der Hand hält er eine Lesebrille, die er wie eine Lupe benutzt. Auf einem Stövchen dampft eine Kanne Tee, das Radio dudelt: Welle Nord, Schlager von der Waterkant.
    »Sind sie schon weg?«
    Birger nickt.
    »Was haben sie gesagt?«
    »Was sollen sie gesagt haben? Guten Tag und guten Weg. Sie melden sich«, sagt er, ohne von den Skizzen aufzusehen. »Dein Bruder hatte eine Menge auf dem Kasten.«
    Janne zieht den Mantel aus. Sie stellt sich neben den Schreibtisch und berührt das dünne Papier. Eine Zeichnung ihres Bruders, kein Computerausdruck. Ein Bauspantenriss, der sämtliche Konstruktionsspanten, Schnitte und alle weiteren Details enthältund als Hauptbauunterlage für ein Schiff dient. Mit den Fingerspitzen folgt sie den Linien, die Eriks Bleistift gezogen hat. Sie muss schlucken.
    »Sollte das die Yacht für die Lilienthals werden?«
    »Ja.«
    »Birger, entschuldige, dass ich zu spät bin«, sagt sie. »Glaubst du, wir kriegen den Auftrag?« »Nein.«
    »Verdammt. So ein Fauxpas. Ich werde diese Leute anrufen und ...«
    »Das kannst du dir sparen. Hak es ab und mach dir nichts draus.«
    Janne fühlt sich hilflos. »Ist das dein Ernst? Vorhin am Telefon habe ich gedacht, du springst mir an die Gurgel, sobald ich ins Büro komme.«
    »Das wollte ich auch. Aber dann ist mir bewusst geworden, dass du ohnehin keinen Einfluss auf die Lilienthals hättest nehmen können. Wer bereit ist, so viel Geld für eine Yacht auszugeben, will keine Kompromisse eingehen. Erik war so etwas wie ein Star, seit seine Aiolos bei der Atlantik Challenge den dritten Platz erreicht hat. Diese Korinther. Das sind die gleichen Leute, die denken, wenn sie einen Ferrari fahren, verwandeln sie sich in Michael Schumacher. Jedenfalls wären die ohne Erik so oder so abgesprungen.«
    »Bist du sicher?« Janne ist unschlüssig, ob sie erleichtert oder entmutigt sein soll.
    »Ja, ziemlich. Paul hätte sie vielleicht noch bequatschen können. Aber du? Anfangs hatte ich gehofft, sie würden uns angesichts der Familientragödie aus Mitgefühl die Treue halten. Aber wer Mitgefühl zeigt, wird nicht so reich. Oder bleibt es nicht lange. Also, mach dir keine Vorwürfe, setz dich endlich und nimm dir einen Tee.«
    Weiterhin zerknirscht befolgt Janne seine Anweisung.
    »Was ist eigentlich los mit dir?«, fragt Birger nach einer Weile. »Du hörst nicht zu, kommst und gehst laut Gabi Bremer, wie es dir passt, ohne Absprachen zu treffen. Keiner weiß, woran er bei dir ist.«
    »Ich habe einiges durchzustehen, wie du weißt. Ich stecke in einer Krise«, antwortet Janne und schaufelt löffelweise braunen Zucker in ihre Tasse.
    »Super. Die Flecker-Werft wird von einer Frau in einer Krise geleitet, deren Qualifikationen rein künstlerischer Natur sind. Alles klar auf der Andrea Doria?«
    Janne muss

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