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Blaufeuer

Titel: Blaufeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Kui
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Nachtportier, der müde die Hand zum Gruß hebt. Draußen ist es windig und kühl. Die Luft riecht nach Regen. Als Janne in den Alfa steigen will, stellt Marit sich ihr in den Weg.
    »Ich habe beobachtet, wie du auf deinen Vater losgegangen bist, und ich will, dass wir darüber reden.«
    »So ein Blödsinn. Ich bin nicht auf ihn losgegangen.«
    »Aber du warst kurz davor. Ich habe dein Gesicht gesehen, da konnte einem Angst und Bange werden«, beharrt Marit, ihre Stimme klingt nicht mehr ganz so abgeklärt. Noch immer verstellt sie den Zugang zur Fahrertür.
    Janne betätigt am Autoschlüssel den Knopf für die Zentralverriegelung, die Blinkerleuchten glimmen auf. »Ich weiß, ich bin ein Monster, und jetzt lass mich bitte durch.«
    »Du bist kein Monster. Jedenfalls nicht, soweit ich das beurteilen kann. Dass du wütend auf ihn bist, ist völlig normal, das geht vielen Angehörigen von Komapatienten so. Du brauchst nur jemanden, mit dem du darüber reden kannst.«
    Janne atmet durch. »Und du meinst, du wärst die Richtige?«
    »Ich bin hier, und ich habe Zeit.«
    »Also schön.«
     
    Im Blaufeuer ist nicht mehr viel los, einige Stammkunden harren am Tresen aus, an einem der hinteren Tische sitzen drei alte Männer und spielen Skat. Keine Frauen. So erregt ihr Eintreffen allgemeines Interesse, das sich allerdings auf Blicke und Gemurmel beschränkt. Janne filtert ihren Namen und den ihres Vaters heraus. Sie bestellt ein Bier, Marit ein Glas Rotwein. Die Unterhaltung kommt schleppend in Gang.
    »Du besuchst deinen Vater nur noch selten.« Schulterzucken. Janne trinkt schnell.
    »Es kann einen schrecklich fertig machen, jemanden, den man liebt, so zu sehen.« »Ich komme damit klar.«
    Marit nippt an ihrem Wein und steckt sich eine Zigarette an. Ihre Hände sind rissig und gerötet, was an der konstanten Belastung durch Desinfektionsmittel liegt, wie Janne vermutet. Bis auf das regelmäßige Klopfen der Skatspieler, wenn sie die Karten auf dem Tisch ablegen, ist es still in der Kneipe, keine Musik, keine Gespräche. Von der Bar aus behält Johnny Ritscher sie im Auge.
    »Warum bist du so wütend auf deinen Vater?«, fragt Marit leise.
    »Weil er uns im Stich gelassen hat.« »Hat er das?«
    »Jedenfalls war es ein ziemlich unglücklicher Zeitpunkt, ins Koma zu fallen.«
    »Glaub mir, es gibt keinen günstigen Zeitpunkt für eine schwere Krankheit. Und leider sind es oft Stresssituationen, die Schlaganfälle auslösen.«
    »Stress nennst du das? Mein Bruder wurde ermordet. Außerdem habe ich Details über meinen Vater erfahren, die unsere Beziehung auch belasten würden, wenn er kerngesund wäre.«
    »Das ist ebenfalls nichts Ungewöhnliches. Dieser schreckliche Mord natürlich schon, aber nicht die Tatsache, dass im Lauf eines Klinikaufenthalts Dinge ans Licht kommen, die lange verschwiegen wurden.«
    Janne trinkt das Glas leer. »Wieso sagst du mir das alles?«
    »Um dir zu beweisen, dass du kein Monster bist. Und wenn du aufhörst, alles in dich hineinzufressen, wirst du auch keines werden. Hoffe ich zumindest.«
    Janne lächelt. »Du bist ein barmherziger Mensch, Schwester Marit.«
    Sie versuchen sich an leichteren Themen, dem Wetterumschwung, der mäßigen Qualität des Weins. Dann kommt Marit erneut auf Paul Flecker zu sprechen, den sie anscheinend für eine Art raubeinigen Engel hält. Diese Ansicht vertritt sie vehement.
    »Was macht dich da so sicher?«, will Janne wissen.
    »Zum einen ist er ein liebenswürdiger Patient.«
    Janne sucht den Blickkontakt mit Johnny Ritscher und deutet mit dem Kinn auf ihr leeres Bierglas. »Und weiter?«
    »Zum anderen habe ich ihn einmal vor einem Jahr erlebt, als Mitglieder von einem dieser Reiche-Leute-tun-Gutes-und-reden-drüber-Klubs eine Spende für die Kinderstation überreicht haben.«
    Janne lacht. »Die Lions oder die Rotarier, ich weiß selbst nicht genau, wo er überall mitmischt. Hatten sie einen fetten Scheck dabei und die Presse im Schlepptau?«
    »Darauf kannst du wetten. Also, die Herren ließen sich durch die Klinik führen, schüttelten hier und dort ein paar Hände und ließen sich bevorzugt mit kahlköpfigen Krebspatienten fotografieren. Dein Vater war der Einzige, der sich mit den Schwestern unterhielt. Er fühlte sich richtig wohl bei uns.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    »Und so einen schnippischen Ausdruck wie jetzt gerade bei dir, so von oben herab, so etwas habe ich bei ihm nie gesehen.«
    Janne ignoriert den Seitenhieb. In allen Einzelheiten

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