Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blaulicht

Blaulicht

Titel: Blaulicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nacke
Vom Netzwerk:
jemals über Täterpsychologie und Typologien erzählt habe. Halten Sie niemals irgendetwas für abwegig oder ausgeschlossen. Die Innenwelt eines anderen Menschen besteht aus genau dem, was Sie sich nicht vorstellen können.«
    Und genau deshalb taucht sie jetzt wieder auf aus der Starre und dem weiß-der-Teufel-weshalb-auferlegten Schweigen, und ihre Stimme klingt seltsam hell zwischen all den düsteren Tönen:
    »Ich hab da noch was, das uns interessieren könnte. Ich habe gestern erfahren, dass Gerlach vor ein paar Jahren tatsächlich in einen Fall von Missbrauch verwickelt war. Eine Schülerin hatte ihn angezeigt und der versuchten Vergewaltigung bezichtigt. Die Sache wurde aber bald zu den Akten gelegt, nachdem sich rausgestellt hatte, dass dieses Mädchen ganz offensichtlich gelogen hat.«
    »Ja, ich erinnere mich, aber woher haben Sie das jetzt?«, fragt Mattusch, dem das Hemd trotz der frühen Stunde schon wieder am Leib klebt.
    »Mein Schwager arbeitet im Sittendezernat.« Kalz knurrt leise etwas von Griechensippschaft, was Zoe aber geflissentlich überhört. Laut fragt er, was diese Information für den aktuellen Fall bringen soll, wenn klar sei, dass es sich sowieso um eine falsche Beschuldigung gehandelt hat.
    Zoe spürt eine klebrige Nervosität in sich aufsteigen, genauso wie damals in der Schule, wenn der Drechsler sie aufforderte, das Stilmittel des Hyperbatons bei Cicero näher zu erläutern.
    »Ich frage mich, warum eine Schülerin so etwas macht – genau diese Frage wurde damals eben nicht geklärt. Ich glaube ganz einfach nicht, dass jemand, der gute Noten hat, der nie auffällig gewesen ist, aus lauter Spaß an der Freude einen Lehrer denunziert und riskiert, von der Schule zu fliegen – genau das, was dieser Heike Harms dann auch passiert ist.«
    »Mein Gott, Frau Kapa...«,
    »Sagen Sie doch bitte Zoe!«
    Kalz steht mit gereizter Miene auf und stellt sich vor das geöffnete Fenster.
    »Sie sollten eigentlich wissen, wie Teenager ticken, so lange ist das bei Ihnen ja noch nicht her. Die Hormone spielen verrückt, vielleicht war diese Harms in ihren Musiklehrer verliebt, vielleicht wollte sie Aufmerksamkeit, wollte auch mal in der Zeitung stehen oder in eine Talkshow, Missbrauch ist doch seit einiger Zeit ein regelrechtes Modethema geworden, vielleicht hatte sie auch einfach nur Langeweile! Außerdem haben die Kollegen von der Sitte den Fall damals doch abgeschlossen, oder? Ich sehe keinen Grund, dieses Fass jetzt wieder aufzumachen.«
    »Aber es gibt da noch was anderes.« Zoe versucht, ruhig zu bleiben, sich von Kalz nicht verunsichern zu lassen, sich stattdessen auf Mattusch zu konzentrieren, aus dessen grauem Bürstenschnitt sich gerade ein Schweißtropfen gelöst hat und die Schläfe herunterkollert.
    »Mein Schwager hat mir von zwei Prostituierten erzählt, zu deren Kunden damals auch der Gerlach gehört hat, allerdings nicht besonders lange. Eine von ihnen hatte ihn auf einem Zeitungsfoto wiedererkannt und jemandem von der Sitte gesteckt, dass er auf vollkommen bizarre Rollenspiele gestanden hat. Also so richtig perverse.«
    »Vielleicht wollte die Frau ihm bloß eins auswischen, weil er nicht bezahlt hat. Ist überhaupt eine Sauerei, dass diese Schmierfinken von der Zeitung jeden Mist veröffentlichen, egal, ob es wahr ist oder nicht. Gab es eine Anzeige wegen Körperverletzung oder irgendetwas anderem?«
    »Nein, es kam zu keiner …«
    »Na also, inwiefern soll uns die Aussage einer Nutte dann was bringen. Eigenartige sexuelle Vorlieben erfüllen keinen Straftatbestand, das sollte doch auch Ihnen bekannt sein.«
    »Aber«, noch will Zoe nicht aufgeben, wird von Kalz jedoch abermals seitlich beschossen.
    »Es ist nicht Wolfgang Gerlach, der im Mittelpunkt dieser Ermittlung steht, Frau Kaliopus, sondern Sandra Kovács. Und wenn ich weiß, dass sie unter anderem PepZero im Blut gehabt hat, dann interessiert mich einzig und allein, woher sie das Zeug hat. Ob sie aus irgendwelchen Gründen zum Tatzeitpunkt vermindert schuldfähig war, ist für das Gerichtsverfahren relevant, und wenn sie da glaubhaft vorbringen sollte, dass der Mann sich an ihr vergriffen hat, wird man auch gegen einen Wolfgang Gerlach ermitteln. Aber jetzt kommen wir über die Kovács möglicherweise an die Dealer ran, die wir bisher noch nicht kennen, vielleicht ist das sogar eine Chance, die tschechischen Drahtzieher aufzuspüren. Diese Leute haben Menschenleben auf dem Gewissen, verstehen Sie – Menschenleben!«
    »Da

Weitere Kostenlose Bücher