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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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früher, aber in seinem Fall hätte er sich die Feindschaft der gesamten Kidderminster-Clique eingehandelt.»
    «Was ist mit der Sekretärin?»
    «Auch eine Möglichkeit. War vielleicht in George Barton verliebt. Im Büro waren sie ziemlich dicke miteinander, und es wurde dort die Vermutung laut, dass sie es auf ihn abgesehen hatte. Tatsächlich hat eine der Telefondamen gestern Nachmittag aus Jux George Barton imitiert, wie er Ruth Lessings Hand hielt und ihr sagte, dass er ohne sie nicht leben könnte, und leider wurde Miss Lessing zufällig Zeuge der Veranstaltung und hat dem Mädchen fristlos gekündigt – gab ihr einen Monatslohn und schmiss sie auf der Stelle raus. Hat den Anschein, als wäre sie an dieser Stelle empfindlich. Ferner muss man in Erinnerung behalten, dass die Schwester einen schönen Batzen geerbt hat. Sah nett und harmlos aus, das Mädchen, aber man kann nie wissen. Und außerdem war da noch Mrs Bartons anderer Freund.»
    «Ich bin ziemlich gespannt, was Sie über ihn wissen?»
    «Auffallend wenig», sagte Kemp langsam. «Aber was wir haben, klingt nicht gerade Vertrauen erweckend. Sein Pass ist in Ordnung. Er ist ein Bürger der Vereinigten Staaten, über dessen Vorgeschichte wir nichts herausfinden können, weder Nachteiliges noch anderes. Er ist hierher gekommen, hat sich im Claridge einquartiert und hat es geschafft, sich an Lord Dewsbury heranzumachen.»
    «Ein Hochstapler?»
    «Möglicherweise. Dewsbury scheint an ihm einen Narren gefressen zu haben – bat ihn, noch zu bleiben. War gerade eine ziemlich kritische Zeit damals.»
    «Rüstung», sagte Race. «Es gab doch diese Probleme mit dem neuen Panzertest in Dewsburys Fabrik.»
    «Ja. Dieser Browne hat behauptet, dass er sich für Rüstung interessiert. Und kurz nachdem er die Werke besichtigt hatte, haben sie diesen Sabotageakt entdeckt – gerade noch zur rechten Zeit. Browne hat ziemlich viele von Dewsburys Intimfreunden kennen gelernt – scheint die Bekanntschaft zu all denen kultiviert zu haben, die in der Rüstungsindustrie tätig sind. Mit dem Erfolg, dass er eine Menge zu Gesicht bekommen hat, das er meiner Meinung nach nie hätte sehen dürfen – und in ein, zwei weiteren Fällen gab es jeweils ernsthafte Schwierigkeiten in den Werken, nachdem er sich in der Gegend herumgetrieben hatte.»
    «Dürfte eine interessante Erscheinung sein, dieser Mr Anthony Browne.»
    «O ja. Er hat anscheinend sehr viel Charme und spielt ihn hemmungslos aus.»
    «Und wie kam er an Mrs Barton? George Barton hat doch nichts mit der Rüstungsindustrie zu tun?»
    «Nein. Aber sie scheinen recht vertraut miteinander gewesen zu sein. Vielleicht hat er sich bei ihr verplappert? Keiner weiß besser als Sie, Colonel, was für Informationen eine hübsche Frau aus einem Mann herausholen kann.»
    Race nahm die Worte des Chief Inspector so auf, wie sie gemeint waren: als Anspielung auf die Abteilung Gegenspionage, deren Leiter er einst gewesen war, und nicht – wie ein unbeteiligter Zuhörer fälschlicherweise hätte annehmen können – als Anspielung auf persönlich begangene Indiskretionen. Er nickte.
    Nach ein, zwei Minuten setzte er das Gespräch fort.
    «Haben Sie sich mal die Briefe angesehen, die George Barton erhalten hat?»
    «Ja. Wir fanden sie in seinem Schreibtisch, letzte Nacht bei ihm zu Haus. Miss Marie suchte sie für uns heraus.»
    «Wissen Sie, Kemp, diese Briefe interessieren mich. Was sagen die Experten dazu?»
    «Billiges Papier, gewöhnliche Tinte – Fingerabdrücke von George Barton und Iris Marie – und eine Masse nicht identifizierter Flecken auf dem Briefumschlag, Postangestellte und so weiter. Sie sind in Druckschrift verfasst, und zwar von jemandem mit höherer Bildung und normaler Gesundheit – so die Experten.»
    «Höhere Bildung. Also niemand vom Personal?»
    «Vermutlich nicht.»
    «Das macht es noch interessanter.»
    «Zumindest bedeutet es, dass noch jemand Verdacht geschöpft hatte.»
    «Jemand, der nicht zur Polizei ging. Jemand, der zwar Georges Verdacht erregen wollte, aber die Sache nicht weiter verfolgte. Da ist doch was faul, Kemp! Hätte er sie nicht auch selbst verfassen können?»
    «Durchaus möglich. Aber warum?»
    «Als Vorspiel für Selbstmord – ein Selbstmord, der wie Mord aussehen sollte.»
    «Um Stephen Farraday den Henker auf den Hals zu schicken? Das wäre eine Möglichkeit – aber dann hätte er doch dafür gesorgt, dass alles auf Farraday als Mörder hingewiesen hätte. So wie die Sachlage ist,

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