Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
mit einigen Leuten dran. Ich erinnere mich aber nicht mehr, wie sie aussahen. Hab nicht viel Notiz von ihnen genommen, bis der Kerl abkratzte. Dachte erst, der verträgt nicht viel. Warten Sie mal – an eine der Ladys erinnere ich mich. Dunkle Haare – die hatte was, wenn Sie mich fragen.»
    «Meinen Sie die junge Frau in dem grünen Samtkleid?»
    «Die doch nicht! Die war zu mager. Ich meine die Kleine in Schwarz, die hatte klasse Kurven.»
    Ruth Lessing war es also gewesen, die Mr Morales’ schweifende Blicke auf sich gezogen hatte.
    Er verzog anerkennend das Gesicht.
    «Ich hab ihr beim Tanzen zugeschaut – Mann, die konnte tanzen, die Kleine! Ich hab ihr ein, zwei Mal ‘n Auge zugekniffen, aber die blieb eisig – hat einfach durch mich hindurchgesehen auf eure britische Art.»
    Weitere wertvolle Informationen konnten Mr Morales nicht entlockt werden. Er gab bereitwillig zu, dass sein Alkoholpegel zu dem Zeitpunkt, als die Show lief, schon ziemlich hoch gewesen war. Kemp dankte ihm und machte Anstalten zu gehen.
    «Mein Schiff nach New York geht morgen», sagte Morales und fragte dann wehmütig: «Sie legen nicht zufällig Wert darauf, dass ich noch bleibe?»
    «Besten Dank, aber ich glaube nicht, dass Sie weiter als Zeuge benötigt werden.»
    «Wissen Sie, mir gefällt’s hier – und wenn die Polizei mich braucht, könnte die Firma mich nicht rausschmeißen. Wenn die Polizei sagt, du musst dich zur Verfügung halten, dann hältst du dich zur Verfügung. Vielleicht fällt mir ja auch noch etwas ein, wenn ich mich sehr anstrenge.»
    Aber Kemp nahm den so sehnsüchtig ausgeworfenen Köder nicht auf, und er und Race fuhren zur Brook Street, wo ein cholerischer Herr sie begrüßte – der Vater der Ehrenwerten Patricia Brice-Woodworth.
    General Lord Woodworth empfing sie mit einem Schwall von offenherzigen Kommentaren.
    Wie, zum Teufel, konnten sie unterstellen, dass seine Tochter – seine Tochter! – in so eine Sache verwickelt sein könnte? Armes England, wenn ein junges Mädchen nicht mehr friedlich mit seinem Verlobten in einem Restaurant speisen konnte, ohne von Detektiven und Scotland Yard belästigt zu werden! Sie kannte diese Leute ja nicht einmal, wie hießen sie gleich – Hubbard – Barton? Ein Geschäftsmann! Das zeigte mal wieder, dass man in der Wahl seiner Lokale nicht vorsichtig genug sein konnte – das Luxembourg hatte immer als akzeptabel gegolten – aber offenbar war dort nun schon zum zweiten Mal so eine Sache passiert. Gerald war ein Idiot, dass er Pat dorthin ausgeführt hatte – diese jungen Männer glaubten, sie wüssten alles! Jedenfalls würde er nicht zulassen, dass man seine Tochter hetzte und einschüchterte und ins Kreuzverhör nahm – nicht ohne anwaltlichen Beschluss! Er würde den alten Anderson von Lincoln’s Inn anrufen und ihn fragen –
    Hier hielt der General abrupt inne und starrte Race an.
    «Sie hab ich doch schon mal gesehen», sagte er. «Aber wo –?»
    Race’ Antwort kam lächelnd und wie aus der Pistole geschossen. «Badderpore. 1923.»
    «Beim Jupiter!», sagte der General. «Wenn das nicht Johnny Race ist! Was haben Sie denn mit dieser Sache zu tun?»
    Race grinste.
    «Ich war gerade bei Chief Inspector Kemp, als die Rede darauf kam, dass Ihre Tochter vernommen werden sollte. Ich gab zu bedenken, dass es für sie weitaus angenehmer wäre, wenn Inspektor Kemp hier vorbeikäme, anstatt sie zum Yard zu bestellen. Und dann dachte ich, ich gehe am besten mit!»
    «O – äh – ja, sehr anständig von Ihnen, Race.»
    «Natürlich möchten wir die junge Dame so wenig wie möglich behelligen», warf der Chief Inspector ein.
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Miss Patricia Brice-Woodworth kam herein und übernahm mit der ganzen Gelassenheit und Unvoreingenommenheit der Jugend die Kontrolle über die Situation.
    «Hallo», sagte sie. «Sie kommen von Scotland Yard, ja? Wegen gestern Abend? Ich habe schon auf Sie gewartet. Hat Vater sich aufgeregt? Bitte nicht, Papi – denk dran, was der Arzt über deinen Blutdruck gesagt hat! Ich verstehe nicht, warum du dich immer so echauffierst! Ich ziehe mich mit den Herren Inspektoren oder Kommissaren oder was immer sie sind, auf mein Zimmer zurück und schicke Walters mit einem Whisky und Soda zu dir.»
    Der General hatte das cholerische Bedürfnis, verschiedene Kritikpunkte gleichzeitig vortragen zu wollen, jedoch gelang es ihm nur noch, Colonel Race vorzustellen:
    «Alter Freund von mir, Major

Weitere Kostenlose Bücher