Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Zyankali gewesen, Mr Farraday?»
    «Nein.»
    «Aber Sie haben einen Vorrat an Zyankali auf Ihrem Landsitz?»
    «Der Gärtner vielleicht. Darüber weiß ich nichts.»
    «Sie haben nie selber welches in einer Drogerie oder zum Fotografieren erstanden?»
    «Ich verstehe nichts vom Fotografieren, und ich wiederhole, dass ich niemals Zyankali gekauft habe.»
    Kemp setzte ihn noch ein bisschen unter Druck, bevor er ihn gehen ließ.
    Zu seinem Untergebenen sagte er nachdenklich:
    «Er hat immens schnell bestritten, dass seine Frau von der Affäre mit der Barton’schen etwas wusste. Ich möchte zu gern wissen, warum?»
    «Würd sagen, er hat Mordsbammel, dass sie Wind davon bekommt, Chief Inspector.»
    «Das kann sein, aber ich hätte ihm doch genug Köpfchen zugetraut, um zu sehen, dass es ein zusätzliches Motiv für ihn gewesen wäre, Rosemary Barton zum Stillschweigen zu bringen, falls seine Frau keine Ahnung gehabt hätte und dann womöglich massiv geworden wäre. Um seine Haut zu retten, hätte er die Parole ausgeben müssen, dass seine Frau mehr oder weniger von der Geschichte wusste, es aber vorzog, das Ganze zu ignorieren.»
    «Würd sagen, daran hat er nicht gedacht, Chief Inspector.»
    Kemp schüttelte den Kopf. Stephen Farraday war nicht dumm. Er besaß einen klaren und scharfsinnigen Verstand. Und er war leidenschaftlich darauf bedacht gewesen, dem Inspektor den Eindruck zu vermitteln, dass Sandra nichts wusste.
    «Nun», sagte Kemp, «Colonel Race scheint ja mit der Spur, die er aufgetan hat, sehr zufrieden zu sein, und wenn er Recht behält, dann sind die Farradays aus dem Schneider – alle beide. Das würde mich freuen. Irgendwie mag ich diesen Burschen. Und wenn Sie meine persönliche Meinung hören wollen: Ich halte ihn nicht für einen Mörder.»
     
    Stephen öffnete die Tür zu ihrem gemeinsamen Wohnzimmer und rief leise:
    «Sandra?»
    Sie kam aus der Dunkelheit auf ihn zu und umarmte ihn plötzlich, die Hände auf seiner Schulter.
    «Stephen?»
    «Warum sitzt du hier im Dunkeln?»
    «Ich konnte das Licht nicht ertragen. Erzähl!»
    «Sie wissen Bescheid», sagte er.
    «Über Rosemary?»
    «Ja.»
    «Und was denken sie?»
    «Sie sehen natürlich, dass ich ein Motiv hatte… O, mein Liebling, in was habe ich dich nur hineingezogen! Es ist alles meine Schuld! Wenn ich nur nach Rosemarys Tod einen Schnitt gemacht hätte – weggegangen wäre – dich freigegeben hätte – dann wärst wenigstens du jetzt nicht in diese schreckliche Sache verstrickt.»
    «Nein, sag das nicht… Verlass mich nicht… verlass mich nicht!»
    Sie hing an ihm – sie weinte. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Er spürte, wie sie zitterte.
    «Du bist mein Leben, Stephen, mein Ein und Alles – verlass mich nicht…»
    «Bedeute ich dir so viel, Sandra? Das wusste ich nicht…»
    «Ich wollte nicht, dass du es merkst. Aber jetzt – »
    «Ja, jetzt… Wir stecken gemeinsam drin, Sandra… Wir stehen es gemeinsam durch… Was auch kommen mag, gemeinsam!»
    Ein Gefühl von Stärke überkam sie, als sie beide so eng umschlungen in der Dunkelheit standen.
    Sandras Stimme verriet Entschlossenheit:
    «Wir lassen uns unser Leben nicht zerstören! Wir lassen es nicht zu! Niemals!»

Zehn
     
    A nthony Browne sah auf die Visitenkarte, die ihm der kleine Hotelpage entgegenhielt. Er runzelte die Stirn und sagte dann schulterzuckend:
    «Okay, führen Sie ihn herauf.»
    Als Colonel Race ins Zimmer kam, stand Anthony am Fenster, und die helle Sonne schien ihm schräg über die Schulter.
    Er sah einen großen, soldatischen Mann, mit einem faltigen, bronzenen Gesicht und eisengrauem Haar – einen Mann, den er schon früher – vor etlichen Jahren – gesehen hatte, und einen Mann, über den er eine Menge wusste.
    Race sah eine dunkle, anmutige Gestalt und den Umriss eines wohlgeformten Kopfes. Eine sympathische, lässige Stimme sagte:
    «Colonel Race? Sie waren ein Freund von George Barton, soviel ich weiß. Er erwähnte Sie an jenem letzten Abend. Zigarette?»
    «Danke vielmals. Gern.»
    Während er Race Feuer gab, fuhr Anthony fort:
    «Sie waren an diesem Abend der Überraschungsgast, der nicht aufkreuzte – schön für Sie.»
    «Da irren Sie sich. Der leere Platz war nicht für mich bestimmt.»
    Anthony zog die Augenbrauen hoch.
    «Wirklich? Barton sagte – »
    Race unterbrach ihn.
    «George Barton mag manches gesagt haben. Seine Pläne sahen anders aus. Auf diesen Stuhl, Mr Browne, sollte sich, als das Licht verlosch, eine

Weitere Kostenlose Bücher