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Blausäure

Blausäure

Titel: Blausäure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aber ich hielt mich von ihrem Haus und der Familie fern. Ich konnte mir denken, dass sie Nachforschungen anstellen würden, aber ich musste noch ein Weilchen undercover bleiben. Aber ich machte mir Sorgen um sie. Sie sah krank und ängstlich aus – und George Barton schien sich höchst merkwürdig zu benehmen. Ich drängte sie, mit mir zu kommen und mich zu heiraten. Nun, sie wollte nicht. Vielleicht hatte sie Recht. Und dann wurde ich zu dieser Feier vergattert. Als wir uns zum Essen setzten, erwähnte George, Sie würden auch kommen. Ich sagte ziemlich schnell, dass ich einen Bekannten getroffen hätte und eventuell früher gehen müsste. Übrigens habe ich wirklich jemanden gesehen, den ich aus Amerika kannte – Monkey Coleman – er erinnerte sich allerdings nicht an mich – aber in Wahrheit wollte ich Ihnen aus dem Weg gehen. Mein Auftrag war noch nicht abgeschlossen.
    Sie wissen, was dann geschah – George starb. Ich habe weder mit seinem Tod noch mit dem von Rosemary etwas zu tun. Ich weiß nicht, wer die Morde begangen hat.»
    «Nicht einmal ein Verdacht?»
    «Entweder muss es der Kellner gewesen sein oder einer von den fünfen, die am Tisch saßen. Ich glaube nicht, dass es der Kellner war. Ich war es nicht und Iris auch nicht. Es hätte Sandra Farraday gewesen sein können, oder Stephen Farraday, oder alle beide zusammen. Aber der sicherste Tipp ist meiner Meinung nach Ruth Lessing.»
    «Gibt es irgendetwas, um diesen Glauben zu unterstützen?»
    «Nein. Sie erscheint mir nur als die wahrscheinlichste Lösung – aber ich habe nicht die mindeste Ahnung, wie sie es angestellt haben könnte! Bei beiden Tragödien war sie so am Tisch platziert, dass es praktisch unmöglich für sie war, sich am Champagnerglas zu schaffen zu machen – und je mehr ich darüber nachdenke, was im Luxembourg geschah, desto unmöglicher kommt es mir vor, dass George überhaupt vergiftet wurde – und doch wurde er vergiftet!»
    Anthony legte eine Pause ein.
    «Und da ist noch etwas, das mir zu schaffen macht – haben Sie herausgefunden, wer die anonymen Briefe geschrieben hat, die George auf die Spur brachten?»
    Race schüttelte den Kopf.
    «Nein. Ich dachte schon, ich wüsste es – aber habe mich geirrt.»
    «Das Interessante daran ist ja, dass es demnach irgendwo irgendjemanden gibt, der weiß, dass Rosemary ermordet wurde. Und wenn Sie nicht sehr aufpassen – wird dieser Jemand als Nächstes ermordet!»

Elf
     
    A nthony hatte am Telefon in Erfahrung gebracht, dass Lucilla Drake um fünf Uhr ausgehen wollte, da sie mit einer lieben alten Freundin zum Tee verabredet war. Er ließ genügend Spielraum für eventuelle Zwischenfälle – Umkehren, um das vergessene Portemonnaie zu holen, Entscheidung, für alle Fälle doch einen Regenschirm mitzunehmen, und letzte Plaudereien an der Haustür – und traf genau fünfundzwanzig Minuten nach fünf am Elvaston Square ein. Er wollte Iris sehen, nicht ihre Tante. Und nach allem, was er über Lucilla gehört hatte, hätte er in ihrer Anwesenheit nur wenig Gelegenheit zu einer ungestörten Unterredung mit seiner Braut gehabt.
    Das Stubenmädchen – das den frechen Schliff von Betty Archdale vermissen ließ – sagte ihm, dass Miss Iris gerade nach Hause gekommen sei und sich in der Bibliothek aufhalte.
    Anthony antwortete mit einem Lächeln: «Bemühen Sie sich nicht. Ich finde den Weg allein.» Dann ging er an ihr vorbei zur Bibliothek.
    Iris fuhr bei seinem Eintreten nervös herum.
    «Ach, du bist es.»
    Er ging rasch zu ihr.
    «Was ist los, Liebling?»
    «Nichts.»
    Nach kurzem Zögern wiederholte sie schnell:
    «Nichts. Ich wäre nur beinahe überfahren worden. Ja – meine Schuld, nehme ich an. Ich bin so in Gedanken versunken über die Straße geschusselt, ohne zu gucken, und das Auto kam um die Ecke gesaust und hat mich nur knapp verfehlt.»
    Er schüttelte sie sacht.
    «So etwas darfst du nicht machen, Iris! Ich mache mir Sorgen um dich – Himmel! – nicht wegen deiner wundersamen Errettung vor quietschenden Autoreifen, sondern wegen des Umstands, der dich gedankenversunken über die Straße schusseln lässt. Was ist es, Liebling? Du hast doch etwas auf dem Herzen?»
    Sie nickte. Als sie zu ihm aufsah, waren ihre Augen voller Trauer und groß und dunkel vor Furcht. Er erkannte ihre Botschaft, noch bevor sie sehr leise und schnell sagte:
    «Ich habe Angst.»
    Anthony nahm wieder seine ruhige, lächelnde Haltung an. Er ließ sich neben Iris auf einem breiten Sofa

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