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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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alter Porzellanläden, Spielhäuser, Ausstellungen und eines großen Gemischs von Schäbigkeit und lichtscheuem Treiben. Im Herzen dieser Region angelangt, erreicht er durch einen Hof und einen langen weißgetünchten Durchlaß ein großes Ziegelgebäude, das aus nackten Wänden, Dachbalken und Dachfenstern besteht und an dessen Vorderseite, wenn man es so nennen kann, in großen Buchstaben steht:
    Georges Schießgalerie usw.
    Er geht in »Georges Schießgalerie usw.«. Darin erblickt man einige Gaslampen, die jetzt zum größten Teil abgedreht sind, zwei weiß angestrichene Scheibenstände und Einrichtungen zum Bogenschießen, Fechtzeug und alle Erfordernisse für Boxkunst.
    An diesem Abend ist in Georges Schießgalerie keine dieser sportlichen Übungen in Gang, und ein kleiner grotesk aussehender Mann mit einem großen Kopf ist hier Alleinherrscher und liegt schlafend auf dem Fußboden.
    Der kleine Mann ist wie ein Büchsenmacher gekleidet, trägt eine grünwollene Schürze und Mütze, und sein Gesicht und seine Hände sind schmutzig von Pulver und vom Laden von Gewehren. Wie er vor einer grellweißen Scheibe im Lichtschein liegt, sieht man die schwarzen Flecken an ihm um so deutlicher. Nicht weit von ihm steht ein fester, grob gehobelter Tisch mit einem Schraubstock, an dem er gearbeitet hat. Er ist ein kleiner Mann mit einem ganz zerhauenen Gesicht, der nach dem blaugefleckten Aussehen einer seiner Backen zu urteilen im Lauf des Geschäfts ein paar abgekriegt zu haben scheint.
    »Phil«, sagt der Kavallerist ruhig.
    »Zu Befehl!« Phil springt auf.
    »Wie war das Geschäft?«
    »Flau wie Dünnbier«, berichtet Phil. »Fünf Dutzend Büchsen- und ein Dutzend Pistolenschüsse. Und das Ziel!« Phil stößt bei dem Gedanken daran ein Geheul aus.
    »Sperr zu, Phil!«
    Wie Phil im Saal herumgeht, um den Auftrag auszuführen, zeigt es sich, daß er lahm ist, obgleich er sich sehr rasch vom Fleck bewegt. Auf der fleckigen Seite seines Gesichts hat er keine Augenbraue. Auf der andern eine sehr buschige schwarze, was ihm ein sehr eigentümliches und fast finsteres Aussehen verleiht. Seinen Händen scheint alles zugestoßen zu sein, was ihnen nur ohne Fingerverlust zustoßen konnte; sie sind über und über gekerbt, vernarbt und verkrümmt. Er scheint sehr stark zu sein und hebt schwere Bänke, als habe er gar keinen Begriff von ihrer Last. Er hat eine seltsame Art, sich mit der Achsel an der Wand entlang zu schieben und nach Gegenständen, die er sucht, hinzulavieren, anstatt gerade auf sie loszugehen, wodurch um die ganze Galerie herum ein Schmutzstreifen an der Wand entstanden ist, den die Leute »Phils Unterschrift« nennen.
    Dieser Aufseher von Georges Galerie – George selbst ist manchmal nicht anwesend – beendigt jetzt, nachdem er die großen Türen geschlossen und alle Flammen bis auf eine ausgedreht hat, seine Vorkehrungen damit, daß er aus einem hölzernen Verschlag in der Ecke zwei Matratzen mit Bettzeug herauszieht. Sie werden an die entgegengesetzten Enden der Galerie geschleppt, und dann macht sich jeder seine Lagerstätte zurecht.
    »Phil«, sagt der Galeriedirektor, geht ohne Rock und Weste auf ihn zu und sieht in seinen Hosenträgern noch soldatischer aus. »Man hat dich in einem Hausflur gefunden, was?«
    »In der Gosse«, berichtigt Phil. »Der Nachtwächter ist über mich gestolpert.«
    »Da ist dir das Vagabundieren schon von Anfang an zur zweiten Natur geworden?«
    »Zweiten Natur geworden«, nickt Phil.
    »Gute Nacht.«
    »Gute Nacht, Gouverneur.«
    Phil kann nicht einmal auf das Bett direkt zugehen, sondern muß sich erst an zwei Seiten der Galerie hinwetzen, um dann auf die Matratze zuzulavieren.
    Der Kavallerist geht noch ein paar Mal auf und ab, blickt zu dem durch die Dachfenster hereinscheinenden Mond hinauf, begibt sich auf einem kürzeren Weg als sein Aufseher zu seiner Matratze und legt sich ebenfalls schlafen.

22. Kapitel
Mr. Bucket
    Die Allegorie in Lincoln's-Inn-Fields sieht ziemlich kühl drein, obgleich der Abend schwül ist, denn beide Fenster Mr. Tulkinghorns stehen weit offen, und das Zimmer ist hoch, luftig und schattig. Das sind vielleicht, wenn der November kommt mit Nebel und Regen oder der Januar mit Eis und Schnee, keine sehr wünschenswerten Eigenschaften, aber sie haben ihre guten Seiten während der Hundstage. Sie ermöglichen es der Allegorie, obgleich sie Backen hat wie Pfirsiche und Knie wie Blumensträuße und rosenrot geschwollen ist an Waden und Armmuskeln, heute

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