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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Wirklichkeit schien sie sich zu ärgern, daß ich es nicht war. –
    »Stolz, Mrs. Rachael?«
    »Ich bin verheiratet, Esther«, verbesserte sie kalt, »und heiße Mrs. Chadband. Ich wünsche Ihnen guten Tag und hoffe, daß es Ihnen auch weiter gut gehen wird.«
    Mr. Guppy, der diesem kurzen Zwiegespräch aufmerksam zugehört hatte, seufzte hörbar und bahnte sich und Mrs. Rachael durch das Gewühl der kommenden und gehenden Menschen, in dessen Mitte wir uns befanden und das der Wechsel der Verhandlungen verursacht hatte, mit dem Ellbogen einen Weg. Richard und ich drängten uns ebenfalls durch, und das Fröstelgefühl bei diesem unerwarteten Zusammentreffen hatte mich noch nicht verlassen, als ich niemand anders als Mr. George auf uns zukommen sah. Er schritt gewichtig einher, kümmerte sich nicht um die Umstehenden und spähte über ihre Köpfe hinweg in den Gerichtssaal.
    »Heda, George«, rief Richard, den ich auf ihn aufmerksam gemacht hatte.
    »Das ist gescheit, daß ich Sie hier treffe«, antwortete der Kavallerist, »und auch Sie, Miß. Könnten Sie mir nicht eine Person im Saal zeigen, die ich suche? Ich kenne mich hier nicht aus.«
    Er drehte sich um, schaffte mühelos Platz für uns und blieb, als wir sicher vor dem Gedränge waren, in einer Ecke hinter einem großen roten Vorhang stehen.
    »Es ist hier eine kleine verrückte Alte«, fing er an, »die...« Ich hielt meinen Finger warnend empor, denn Miß Flite stand dicht neben uns. Sie hatte sich die ganze Zeit über in meiner unmittelbarsten Nähe gehalten und die Aufmerksamkeit verschiedener ihr bekannter Advokaten auf mich gelenkt und ihnen, wie ich in meiner Verwirrung bemerkte, in die Ohren geraunt: »Sst! Fitz-Jarndyce, hier links von mir.«
    »Hm, Sie werden sich erinnern, Miß, daß wir diesen Morgen von einem gewissen – Gridley«, setzte er hinter der Hand flüsternd hinzu, »sprachen.«
    »Ja.«
    »Er hält sich bei mir versteckt. Ich durfte es heute früh nicht sagen. Hatte keine Erlaubnis. Er tritt seinen letzten Marsch an, Miß, und hat sich in den Kopf gesetzt, sie zu sehen. Er sagt, sie verstünden einander und sie wäre ihm hier fast wie eine Freundin gewesen. Ich kam her, um sie zu suchen, denn als ich heute nachmittag bei ihm saß, war mir's, als hörte ich bereits den Schall der gedämpften Trommeln.«
    »Soll ich es ihr sagen?« fragte ich.
    »Würden Sie so gut sein!« Er warf einen fast ängstlichen Blick auf Miß Flite. »Es ist eine Schickung der Vorsehung, daß ich Sie treffe, Miß. Ich bezweifle, daß ich mit dieser Dame umzugehen verstanden hätte.« Und er steckte eine Hand in die Brust und stand militärisch gerade aufgerichtet da, während ich Miß Flite den Zweck seines freundlichen Kommens ins Ohr flüsterte.
    »Mein temperamentvoller Freund aus Shropshire! Fast so berühmt wie ich!« rief sie aus. »Nein, wirklich! Gewiß, mein Kind, werde ich ihn mit dem größten Vergnügen besuchen.«
    »Er hält sich bei Mr. George versteckt. Still! Dies ist Mr. George.«
    »Soooo«, sagte Miß Flite. »Sehr geehrt. Ein Militär, wie ich sehe. Ein vollkommener General, nicht wahr?« flüsterte sie mir zu.
    Die arme Miß Flite hielt es für unumgänglich notwendig, als Zeichen ihrer Hochachtung vor der Armee so höflich zu sein und soviel Knickse zu machen, daß es keine leichte Sache war, sie aus dem Gerichtssaal zu bugsieren. Als dies endlich geglückt war und sie Mr. George, den sie General anredete, zum großen Spaß verschiedner Maulaffen den Arm gab, verlor er dermaßen seine Fassung und bat mich so ehrerbietig, »ihn nicht zu verlassen«, daß ich es nicht übers Herz bringen konnte, es zu tun, zumal sich Miß Flite von mir immer gern leiten ließ und noch dazu sagte: »Meine liebe Fitz-Jarndyce, Sie werden doch natürlich mit uns kommen?« Da Richard ganz damit einverstanden war, entschlossen wir uns, sie zu begleiten.
    Mr. George erzählte uns, daß Gridley den ganzen Nachmittag von Mr. Jarndyce gesprochen habe, und so schrieb ich schnell ein paar Zeilen an meinen Vormund, um ihm mitzuteilen, wohin wir gegangen seien und weshalb. Richard versiegelte den Brief in einem Kaffeehaus, damit nicht zufällig etwas herauskäme, und wir ließen ihn durch einen Dienstmann besorgen.
    Dann nahmen wir eine Droschke und fuhren bis in die Nähe von Leicester-Square. Wir gingen durch einige enge Höfe und erreichten bald den Schießstand, dessen Eingang verschlossen war. Während Mr. George an einer an der Tür hängenden Klingel zog und

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