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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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nicht gelingen. Ich glaubte, ich würde ihnen solange vorwerfen können, welch dummes Gaukelspiel sie trieben, bis ich an einer Krankheit des Körpers stürbe. Aber ich bin abgenutzt. Wie lang die Zerbröcklung gedauert hat, weiß ich nicht. Es war mir, als ob ich in einer einzigen Stunde zusammenbräche. Ich hoffe, sie werden es nie erfahren. Ich hoffe, Sie werden sie, alle die Sie hier sind, glauben machen, daß ich ihnen noch auf dem Totenbette getrotzt habe wie die langen Jahre hindurch.«
    Hier kam ihm Mr. Bucket, der in einem Winkel in der Tür saß, gutmütig tröstend zu Hilfe.
    »Ach, lassen Sie doch«, sagte er aus seiner Ecke heraus. »Reden Sie doch nicht so, Mr. Gridley. Sie sind ein wenig niedergedrückt. Das sind wir alle manchmal. Ich bin's auch. Kopf hoch! Sie werden sich noch oft genug mit der ganzen Kohorte herumzanken, und ich werde noch ein paar Dutzend Vorführungsbefehle gegen Sie bekommen, wenn ich Glück habe.«
    Gridley schüttelte den Kopf.
    »Schütteln Sie nicht den Kopf. Nicken Sie. Das möchte ich von Ihnen sehen. O du mein Himmel, was haben wir alles zusammen erlebt! Habe ich Sie nicht immer und immer wieder in der Fleet gesehen wegen Beleidigung von Amtspersonen? Bin ich nicht zwanzig Nachmittage im Gerichtshof gewesen, bloß um zu sehen, wie Sie wie eine Bulldogge den Kanzler angingen? Wissen Sie nicht mehr, wie Sie zuerst die Advokaten zu bedrohen anfingen und jede Woche ein paar Mal ein Friedensbruch gegen Sie bezeugt wurde? Fragen Sie die kleine alte Dame da. Sie war immer dabei. Kopf hoch, Mr. Gridley! Kopf hoch, Mann!«
    »Was wollen Sie mit ihm machen?« fragte George mit leiser Stimme.
    »Ich weiß es noch nicht«, antwortete Bucket ebenfalls flüsternd. Dann fuhr er mit seinem Zureden wieder laut fort:
    »Abgenutzt, Mr. Gridley, nachdem Sie mich wochenlang an der Nase herumgeführt und gezwungen haben, wie eine Katze auf das Dach zu klettern und als Arzt verkleidet mich hereinzuschleichen? So sieht jemand, der fertig ist, nicht aus. Ich glaube das nicht. Ich will Ihnen sagen, was Sie brauchen. Sie brauchen Aufregung, verstehen Sie, um sich aufrecht zu erhalten. Das ist's, was Sie brauchen. Sie sind daran gewöhnt und können ohne das nicht leben. Mir würde es gerade so gehen. Sehen Sie, hier ist der Vorführungsbefehl, erwirkt von Mr. Tulkinghorn in Lincoln's-Inn-Fields und seitdem auf ein halb Dutzend Grafschaften ausgedehnt. Was meinen Sie dazu, wenn Sie mit mir kämen und sich mit dem Friedensrichter tüchtig herumzankten? Es würde Sie aufmuntern und Ihnen zu einem neuen Kampf mit dem Kanzler frische Kräfte geben. Fertig sein! Ich muß mich wirklich wundern, einen Mann von Ihrer Energie so etwas sagen zu hören. Das dürfen Sie doch gar nicht. Ohne Sie ist die Komödie im Kanzleigerichtshof nicht halb so fidel. George, reichen Sie Mr. Gridley die Hand und versuchen Sie, ob es ihm nicht besser täte, wenn er aufsteht.«
    »Er ist zu schwach.«
    »Wirklich?« fragte Bucket besorgt. »Ich möchte ihn irgendwie aufmuntern. Ich sehe nicht gern einen alten Bekannten so zusammenbrechen. Es würde ihn mehr als alles andere stärken, wenn ich ihn ein bißchen wütend auf mich machen könnte. Er soll nur über mich herfallen, soviel er mag. Ich werde es ihm wahrhaftig nicht nachtragen.«
    Das Dach hallte von einem Schrei Miß Flites wider. Jetzt klingt er noch in meinen Ohren.
    »Nein, nein, Gridley«, schrie sie, als der Kranke schwer und lautlos vor ihr zurücksank. »Nicht ohne meinen Segen nach so vielen Jahren!«
    Die Sonne war untergegangen und das Licht allmählich von dem Dach verschwunden, und Schatten krochen die Wände empor. Für mich fiel der Schatten dieser zwei Personen, die eine lebendig, die andere tot, trüber auf Richards Abreise als die Finsternis der dunkelsten Nacht. Und durch Richards Abschiedsworte klangen mir die Worte in den Ohren:
    »Von allen meinen alten Bekannten, von allen meinen alten Hoffnungen und Bestrebungen, von der ganzen lebendigen und toten Welt ist diese arme Seele meine einzige natürliche Gefährtin, zu der ich passe. Zwischen uns besteht ein Band seit vielen leidensvollen Jahren, und es ist das einzige Band auf Erden, das das Kanzleigericht noch nicht zerrissen hat.«

25. Kapitel
Mrs. Snagsby auf der Lauer
    Mißstimmung herrscht in Cook's Court, Cursitor Street. Schwarzer Verdacht wohnt in diesen friedlichen Regionen. Die Cook's Courter sind wohl in ihrer gewöhnlichen Gemütsverfassung, aber Mr. Snagsby ist nicht mehr derselbe, und

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