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Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Polizeimänner von Zeit zu Zeit die Türe auf und späht aus der Dunkelheit draußen herein. Nicht etwa, weil er Verdacht hat, sondern weil er auch gern wissen möchte, was die da drinnen erzählen.
    So nimmt die Nacht ihren bleiernen Verlauf und findet den Hof in ungewohnten Stunden immer noch außer Bett, immer noch traktierend und traktiert werdend und immer noch sich benehmend wie ein Verein, der unerwartet eine kleine Erbschaft gemacht hat. Dann scheidet die Nacht endlich mit langsamem Schritt, und der Laternenmann macht seinen Rundgang und schlägt wie der Scharfrichter eines despotischen Märchenkönigs die kleinen Flammenköpfe ab, die sich angemaßt haben, die Finsternis zu schädigen. Dann muß der Tag kommen, ob er will oder nicht.
    Und der Tag sogar, trotz seinem trüben Londoner Auge, kann erkennen, daß Cook's Court die ganze Nacht durchwacht hat. Wie die Gesichter schläfrig auf Tischen ruhen, die Beine auf harten Dielen liegen anstatt in Betten, sehen selbst die Hausfassaden des Hofs müde und matt drein, und als die Nachbarschaft aufwacht und von dem Geschehnis erfährt, strömt sie, nur halb angekleidet, herbei, und die beiden Polizeidiener und der Feuerwehrhelm, äußern Eindrücken viel weniger zugänglich als der Hof, haben alle Hände voll zu tun, um nur die Tür freizuhalten.
    »Gott im Himmel, meine Herren«, ruft Mr. Snagsby, der jetzt herankommt. »Was höre ich!«
    »Ist alles wahr«, entgegnet einer der Polizeimänner, »alles wahr, aber, bitte, nicht stehenbleiben!«
    »Du mein Gott, meine Herren«, sagt Mr. Snagsby, noch während er zurückgedrängt wird. »Ich war gestern abend noch zwischen zehn und elf Uhr an seiner Haustür und sprach mit dem jungen Mann, der dort wohnt.«
    »Wirklich? Nun, dann werden Sie den jungen Mann hier daneben finden. Nicht stehenbleiben, nicht stehenbleiben, bitte.«
    »Nicht verletzt, hoffentlich?« fragt Mr. Snagsby.
    »Verletzt? Nein! Warum sollte er denn verletzt sein?«
    Mr. Snagsby, ganz außerstande, diese oder irgendeine andere Frage bei seinem verstörten Gemütszustand zu beantworten, begibt sich in die »Sonne« und findet Mr. Weevle, bei Tee und Zwieback gähnend, sichtlich von der überstandenen Aufregung und vielem Tabakrauch erschöpft.
    »Und Mr. Guppy auch«, stauntMr. Snagsby. »Gott, Gott, Gott! Wie ein Verhängnis scheint alles das. Und meine klei...« Die Fähigkeit zu reden verläßt Mr. Snagsby mitten in den Worten: meine kleine Frau, denn diese schwer geprüfte Dame zu dieser Morgenstunde in die »Sonne« treten und vor der Bierpumpe stehen zu sehen, wie der Geist der Anklage die Augen auf ihn gerichtet, macht ihn verstummen.
    »Meine Liebe«, sagt Mr. Snagsby, als sich seine Zunge wieder löst, »willst du nicht etwas nehmen, ein wenig – um nicht durch die Blume zu sprechen – einen Tropfen Shrub?«
    »Nein«, sagt Mrs. Snagsby.
    »Meine Liebe, du kennst doch diese beiden Herren?«
    »Ja«, sagt Mrs. Snagsby und nimmt mit steifer Kälte von ihrer Anwesenheit Notiz, Mr. Snagsby immer noch unablässig fixierend.
    Der getreue Mr. Snagsby kann diese Behandlung nicht länger mehr ertragen. Er nimmt Mrs. Snagsby bei der Hand und führt sie beiseite zu einem an der Wand stehenden Faß.
    »Mein kleines Frauchen, warum siehst du mich so an? Bitte, tu das doch nicht!«
    »Ich kann nichts für meine Blicke«, ist die Antwort.
    Mr. Snagsby entgegnet mit feinem Sanftmutshüsteln. »Wirklich nicht, meine Liebe?« und denkt nach. Dann hustet er seinen Besorgnishusten und sagt:
    »Das ist ein schreckliches Geheimnis, meine Liebe«, immer noch ganz außer Fassung gebracht durch Mrs. Snagsbys unverwandten Blick.
    »Schreckliches Geheimnis«, bestätigt Mrs. Snagsby.
    »Mein kleines Frauchen«, fleht Mr. Snagsby kläglich. »Um Gottes willen, sprich nicht in diesem verbitterten Ton mit mir und sieh mich nicht immer so forschend an. Ich bitte und flehe dich an: Laß das! Gott im Himmel, du traust mir doch nicht am Ende gar zu, jemand bei seiner eigenen Selbstverbrennung mitgeholfen zu haben, meine Liebe.«
    »Weiß ich nicht«, entgegnet Mrs. Snagsby.
    Hastig seine unglückliche Lage überschauend, kommt es Mr. Snagsby jetzt fast auch so vor, als sei es wirklich nicht so ganz ausgeschlossen. Hat er doch mit soviel Geheimnisvollem, das in Beziehung zu diesem Hause steht, schon zu tun gehabt, daß vielleicht doch eine Mitschuld an dem gegenwärtigen Vorfall nicht so ganz ausgeschlossen ist. Er wischt sich kraftlos mit seinem Taschentuch die Stirn und

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