Bleakhouse
Hand, und wenn es ihr zu Ohren kam, daß ich im Park ausruhe, gleich kam sie mir mit einem Korb nachgetrabt, und ihr freundliches Gesicht glänzte bei ihren Vorlesungen über die Wichtigkeit häufigen Essens. Dann war ein ausdrücklich für mich bestimmtes Pony da, ein dickes kleines Ding mit einem kurzen Hals und einer dicht über die Augen fallenden Mähne, das, wenn es wollte, so leicht und ruhig galoppieren konnte, daß es eine wahre Freude war. Schon nach ein paar Tagen kam es auf mich zu, wenn ich es rief, fraß mir aus der Hand und lief mir nach. Wir lernten uns so gut verstehen, daß, wenn es träge und etwas trotzköpfig mit mir einen schattigen Heckengang entlang trabte und ich ihm auf den Hals klopfte und sagte: »Stubbs, ich wundre mich, daß du nicht galoppierst, wo du doch weißt, wie gern ich das habe; mir scheint gar, du willst einschlafen«, es den Kopf komisch ein paar Mal schüttelte und sogleich in Galopp verfiel, wobei Charley immer stehen blieb und vor Freude in die Hände klatschte. Ich weiß nicht, wer dem Pony den Namen »Stubbs« gegeben hatte, aber er schien so natürlich zu ihm zu gehören wie sein zottiges Fell.
Einmal spannten wir es vor einen kleinen Wagen und fuhren triumphierend fünf Meilen weit die grünen Hecken entlang, aber plötzlich, gerade als wir es in den Himmel hoben, schien es übelzunehmen, daß es ein Kreis von Mücken, die schon auf dem ganzen Weg seine Ohren umschwirrten, so weit begleitet hatte, und es blieb stehen, offenbar, um darüber nachzudenken. Wie ich vermute, kam es zu der Ansicht, die Lage sei unerträglich, denn es weigerte sich standhaft, sich von der Stelle zu rühren, bis ich Charley die Zügel übergab, ausstieg und zu Fuß weiterging. Und da folgte es mir mit einer gewissen trotzigen Art von guter Laune, steckte mir den Kopf unter den Arm und rieb sich das Ohr an meinem Ärmel. Es nützte nichts, daß ich sagte: »Stubbs, ich bin, wie ich dich kenne, überzeugt, du wirst weitergehen, wenn ich mich in den Wagen setze.« Aber kaum war ich auch nur einen Schritt von ihm weg, blieb es wie eingewurzelt stehen, und wieder mußte ich wie zuerst vor ihm hergehen. Und in diesem Aufzug kehrten wir zur großen Freude der Dorfbevölkerung wieder nach Hause zurück.
Charley und ich hatten wirklich allen Grund, Chesney Wold das freundschaftlichste aller Dörfer zu nennen. Schon nach Verlauf einer Woche freuten sich die Leute so sehr, wenn wir vorbeikamen – und das geschah häufig genug im Lauf des Tages –, daß uns aus jeder Hütte freundliche Gesichter grüßten. Ich hatte schon früher viele von den Erwachsenen und fast alle Kinder kennengelernt, aber jetzt schien sogar der Kirchturm ein vertrautes und liebevolles Aussehen anzunehmen.
Unter meinen neuen Freundinnen befand sich auch eine uralte Frau, die in einem so kleinen Hüttchen, strohbedeckt und weißgetüncht, wohnte, daß der Fensterladen, wenn er aufgeklappt wurde, die ganze Vorderseite des Hauses bedeckte.
Diese Alte hatte einen Enkel auf der See, und ich schrieb einen Brief für sie an ihn und zeichnete oben drüber die Kaminecke, in der er aufgewachsen war und wo sein Stuhl noch auf seinem alten Fleck stand. Das ganze Dorf hielt das für das größte Kunstwerk der Welt, und als eine Antwort von Plymouth kam, worin er äußerte, daß er das Bild mit nach Amerika hinübernehmen und von dort wieder schreiben wollte, rechnete man mir all das Gute, das von rechtswegen dem Postamt gebührte, hoch an und schrieb alle Verdienste des ganzen Beförderungssystems mir zu. Das viele Spazierengehen in frischer Luft, das Spielen mit den Kindern, das Plaudern mit so vielen Leuten, die Besuche in den vielen Hütten, dazu noch der Unterricht für Charley und das tägliche Briefschreiben an Ada ließen mir kaum Zeit übrig, an den kleinen Verlust, den ich erlitten, zu denken. Und so war ich fast immer heiter. Wenn ich zuweilen doch daran denken mußte, ging es immer bald vorüber. Ich fühlte es tiefer, als ich hätte hoffen dürfen, als einmal ein Kind vor mir zu seiner Mutter sagte: »Warum ist die Dame jetzt nicht mehr so hübsch wie früher?« Aber als ich merkte, daß das Kind mich deshalb nicht weniger gern hatte und mit einer Art mitleidiger Zärtlichkeit mit seiner weichen Hand über mein Gesicht strich, war ich bald wieder beruhigt.
Die Luft wehte mich so frisch und erquickend an wie nur je, und die Farbe der Gesundheit kam nach und nach wieder. Charley sah prächtig aus, strahlend und rosig, und wir
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