Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleakhouse

Bleakhouse

Titel: Bleakhouse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
Nutzen ist. Die Eile, mit der er auf sein Ziel losstürmt, ist so groß, daß, als er hält, das Pferd wie in eine Dampfwolke gehüllt ist, die ihn fast erstickt.
    »Laß es eine halbe Minute rasten, damit's wieder munter wird. Ich bin gleich zurück.«
    Er läuft den langen Plankengang hinein und findet den Kavalleristen, wie er sich gerade seine Pfeife schmecken läßt.
    »Recht so, George, nach dem, was Sie durchgemacht haben, mein Junge. Ich habe kein Wort übrig. Drauf und dran, jetzt gilt's, eine Frau zu retten. Wo wohnt Miß Summerson, die hier war, als Gridley starb – so hieß sie – ich weiß es doch –, schnell, schnell! – Wo wohnt sie?«
    Der Kavallerist kommt eben von dort und gibt ihm die Adresse. Nähe von Oxford-Street.
    »Sie werden es nicht bereuen, George. Gute Nacht.«
    Schon ist er wieder draußen, mit einer dunkeln Ahnung, daß er Phil an dem kärglichen Feuer, mit offnem Munde und ganz verblüfft ob seines Kommens, sitzen gesehen habe, und rasselt in scharfem Trab weiter und steigt, abermals von einer Dampfwolke umgeben, aus.
    Mr. Jarndyce, der einzige im Haus, der noch auf ist, will eben zu Bett gehen; er sieht von seinem Buche auf, als er das ungestüme Klingeln hört, und kommt im Schlafrock an das Haustor hinunter.
    »Erschrecken Sie nicht, Sir!«
    Im Augenblick steht Bucket mit Mr. Jarndyce in vertraulichem Gespräch in der Vorhalle, hat die Tür zugemacht und die Hand auf das Schloß gelegt. »Ich habe schon früher einmal das Vergnügen gehabt. Inspektor Bucket. Sehen Sie dieses Taschentuch an, Sir. Gehört Miß Esther Summerson. Fand es vor einer Viertelstunde in einem Schubkasten bei Lady Dedlock. Kein Augenblick zu verlieren. Handelt sich um Leben oder Tod. Sie kennen Lady Dedlock?«
    »Ja.«
    »Es ist heute dort etwas vorgefallen. Familiengeschichten sind an den Tag gekommen. Sir Leicester Dedlock, Baronet, hat einen Schlaganfall gehabt und konnte nicht zu sich gebracht werden, und kostbare Zeit ist verloren worden. Lady Dedlock ist diesen Nachmittag verschwunden und hat einen Brief zurückgelassen, der schlimm aussieht. Überfliegen Sie ihn selbst. Hier ist er!«
    Nachdem ihn Mr. Jarndyce gelesen hat, fragt er den Inspektor, was er davon halte.
    »Weiß es nicht. Sieht aus wie Selbstmord. Jedenfalls wird mit jeder Minute die Gefahr größer, daß es dazu kommt. Ich gebe für jede Stunde, die ich gewinnen kann, hundert Pfund. Mr. Jarndyce, ich bin von Sir Leicester Dedlock, Baronet, beauftragt, Mylady zu folgen und sie zu finden – sie zu retten und ihr seine Verzeihung zu überbringen. Ich habe Geld und unbeschränkte Vollmacht, aber ich brauche noch etwas: Ich brauche Miß Summerson.«
    Mr. Jarndyce wiederholt erschrocken: »Miß Summerson?«
    »Hören Sie, Mr. Jarndyce!« – Mr. Bucket hat während der ganzen Zeit mit der größten Aufmerksamkeit in dem Gesicht seines Gegenübers gelesen. – »Ich spreche zu Ihnen wie zu einem Mann, der ein menschliches Herz in der Brust hat, und unter so drängenden Verhältnissen, wie sie nicht oft vorkommen. Wenn jemals Gefahr im Verzug war, so ist es jetzt der Fall; und wenn Sie sich später nicht bittere Vorwürfe machen wollen, schuld an einem Unglück zu sein, so willfahren Sie meiner Bitte. Acht oder zehn Stunden, jede wenigstens hundert Pfund wert, sind seit Lady Dedlocks Verschwinden verloren gegangen. Ich muß sie auffinden, koste es, was es wolle. Ich bin Inspektor Bucket. Außer all dem, was sie sonst noch schwer bedrückt, glaubt sie, des Mordes verdächtig zu sein. Wenn ich ihr allein folge, so kann sie, da sie nicht weiß, was Sir Leicester Dedlock, Baronet, mir mitgeteilt hat, zu einem verzweifelten Schritt getrieben werden. Aber wenn ich ihr in Begleitung einer jungen Dame folge, die der Beschreibung einer jungen Dame entspricht, für die sie eine zärtliche Neigung hat – ich stelle keine Fragen und sage weiter nichts –, so wird sie wissen, daß ich als Freund komme. Wenn ich sie einhole und imstande bin, diese junge Dame ein paar Worte vorher mit ihr sprechen zu lassen, so kann ich sie retten und sie überreden, zurückzukehren, wenn sie am Leben ist. Hole ich sie allein ein – was viel schwerer ist –, werde ich wohl mein Bestes tun; aber ich stehe nicht dafür, wie dieses Beste ausfallen wird. Die Zeit verstreicht; es geht stark auf ein Uhr. Wenn es eins schlägt, ist wieder eine Stunde verloren; und sie ist jetzt tausend Pfund wert anstatt hundert.«
    Das ist alles sehr einleuchtend, und die

Weitere Kostenlose Bücher