Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
Vom Netzwerk:
Besonderes. Ich hatte immer Halluzinationen. Auch, wenn ich auf den Punkt genau meine Pillen nahm, konnte das gelegentliche … Merkwürdigkeiten nicht verhindern.
    Nur waren nicht alles Halluzinationen gewesen. Ms Harrison hatte bestätigt, dass etwas am Fenster gewesen war. Hungrige Dinger , hatte sie gesagt.
    Aber ich hatte keine Zeit, über kryptische Bemerkungen nachzudenken. Der halbe Tag war vergangen, und ich hatte immer noch keine Freunde gefunden. Ich wusste nicht, was ich falsch machte. Ich hatte mich noch nie darum bemühen müssen. Die Leute waren sonst immer auf mich zugekommen. Vielleicht waren die Menschen in kleinen Städten schüchterner, und ich musste nur die Initiative ergreifen.
    Mir fiel sofort Wyatt in der schwirrenden Menge während der Mittagspause auf. Sein grünes Shirt leuchtete in dem Meer von schwarz gekleideten Kids noch vorwitziger als mein lila Kleid. Ungefähr eine Million andere Kids quetschten sich um ihn, darunter auch Carmin aus der Geometriestunde. Ich kämpfte mich so nah wie möglich ran.
    »Ja, wir sind in den Dunklen Park gegangen«, sagte Wyatt, während er an etwas herumschnitt, das wie ein Salisbury Steak aussah. »Aber es ist nichts passiert. Die Mortmaine brauchten nur Hilfe, um einen Tunnel zu graben. Ich muss aber wahrscheinlich noch mal vor Schulschluss hin. Da sind diese Kreaturen, die unter der Erde leben, und …«
    Wyatt unterbrach sich, als er bemerkte, dass ihm seine Freunde nicht mehr zuhörten.
    Sie starrten mich an. Den Eindringling.
    Ich lächelte Wyatt an. Er hatte mich schon im Sekretariat eingehend betrachtet. Er tat es wieder. Also hoffte ich, dass er meine Eintrittskarte sein könnte. »Kann ich mich hier hinsetzen?«
    »Wohin?«, fragte Carmin, der Wyatt gegenüber saß. Er glotzte mich über den Rand seiner blauen Brillengläser an. »Siehst du hier noch freie Stühle?«
    »Ich kann mir ja einen suchen.«
    »Vergiss es«, sagte Wyatt und drehte sich von mir weg. »Hier ist kein Platz mehr, es sei denn, du willst dich auf meinen Schoß setzen.«
    Das war keine sehr anständige Bemerkung. Vielleicht lag ich ja falsch, was ihn anging. Vielleicht sah er nur anständig aus.
    Ich schenkte Wyatt mein süßestes Lächeln. »Danke schön.« Ich setzte mich auf seinen Schoß.
    »Mann, du und Frems«, kicherte Carmin. »Das hört wohl nie auf.«
    »Was soll ich dazu sagen?«, rief Wyatt und machte ein erstauntes Gesicht. »Ich bin nun mal ein höflicher Kerl.«
    »Oh, wunderbar«, sagte ich. »Ich steh auf höfliche Männer.«
    »Ich hab nur einen Witz gemacht.«
    »Höflich und lustig? Was hab ich da nur für ein Glück.«
    »Ich komm nicht an mein Essen!«
    »Wir teilen uns meinen Obstsalat«, tröstete ich ihn. »Aber du musst versprechen, nicht zu viel abzubeißen.«
    Er sah mich genauso perplex an wie Rosalee, als wäre ich ein Alien. An seinem Kinn entdeckte ich eine leichte Narbe in Form eines Fragezeichens. Sein ganzes Gesicht schien ein Fragezeichen zu sein.
    »Wer bist du?«, fragte er.
    »Wir haben uns heute Morgen im Sekretariat mehr oder weniger kennengelernt. Hanna Järvinen. Und du?« Ich streckte ihm meine Hand entgegen.
    Er schüttelte sie. »Wyatt Ortiga. Freut mich, Sie kennenzulernen, Mylady.«
    »Mach dich nicht über mich lustig«, sagte ich. »Ich bin nicht halb so schräg drauf wie ihr hier.«
    »Schräg drauf?«, sagte Wyatt, und die anderen am Tisch lachten. »Wir?«
    Ich nickte. »Und Geometrie war sogar noch schräger.«
    »Was ist passiert?«, fragte ein Mädchen, das links neben Carmin saß. Lecy Gandara. Sie war mit mir in Geschichte. Ich hatte sie mir gemerkt, weil sie gelbe Gänseblümchen in ihren blauschwarzen Zopf gesteckt hatte.
    Carmin ploppte seine Limonadenflasche auf. »Ein Lockvogel hat sie gerufen.«
    »Ist sie schreiend weggerannt?«, fragte Lecy, als ob ich ihr nicht direkt gegenüber sitzen würde.
    »Zum Teufel, nein«, sagte Carmin und funkelte mich an, als wäre ich das widerwärtige Ding. »Sie saß nur da und hat sich Notizen gemacht. Hat mich zehn Dollar gekostet.«
    »Was ist ein Lockvogel?«, fragte ich und stocherte in dem Obstsalat herum, den ich unsicher auf meinen Beinen balancierte.
    »Die Dinger am Fenster«, sagte Carmin.
    »Was für Dinger ?«
    »Mach ihr keine Angst«, sagte Lecy. »Sie muss noch den Rest des Tages überstehen.«
    »Lass immer deine Ohrenstöpsel drin«, riet mir Wyatt. »Und dann ist Geometrie auch nicht mehr schräg.«
    Sehnsüchtig schielte er auf sein einsames Salisbury Steak

Weitere Kostenlose Bücher