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Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch

Titel: Bleeding Violet - Niemals war Wahnsinn so verfuehrerisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dia Reeves
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und kniff mir dabei in die Hüfte, als wollte er prüfen, ob ich schon reif sei. So aus der Nähe waren seine Augen so klar und durchscheinend wie Fensterglas, obwohl sie dunkel waren. Ich hatte die verrückte Idee, ich könnte sein Gehirn sehen, wenn ich nur nahe genug heranginge und dabei vielleicht noch seinen Kopf ins Licht drehte.
    »Darf ich dich zurückkneifen?«, flüsterte ich ihm ins Ohr und lachte, als er ehrlich verwundert feststellte, dass er mich die ganze Zeit betatscht hatte.
    Dann war ich verwundert, weil sein Schoß anfing zu vibrieren.
    »Entschuldigung.« Wyatt schob mich ein wenig zur Seite, um an sein Handy zu kommen. Er hatte knallrote Ohren. Als er die Nummer sah, stöhnte er.
    »Wer ist es?«, fragte Carmin.
    »Rate mal.«
    Jeder am Tisch lachte.
    » Pet, du hast die Grippe «, schrie Wyatt in sein Handy. »Leg dich wieder hin und werde gesund, und hör verdammt noch mal auf, mich anzurufen!«
    »Keine Sorge«, sagte Lecy zu mir. »Pet ist seine Ex freundin.«
    Ich weiß nicht, warum sie dachte, sie müsste mich beruhigen. Was interessierte es mich, ob Wyatt eine Freundin hatte, ex oder nicht? Er wollte was von mir, nicht andersherum.
    »Wie gut, dass er nicht mehr mit Pet zusammen ist«, sagte Carmin laut. »Sonst hätte er ein echtes Problem, ihr die heiße Tussi auf seinem Schoß zu erklären.«
    »Welche Tussi?« Die Stimme der Exfreundin klang schrill und panisch.
    »Niemand«, sagte Wyatt. »Muss-aufhören-gute-Besserung-tschüs.« Er steckte das Handy wieder in seine Hosentasche, griff sich die leere Milchtüte auf meinem Tablett und warf sie Carmin an den Kopf.
    » Arschloch .«
    »Ich versuch ja nur, den Weg für eine neue Frem in deinem Leben zu ebnen.« Carmin tat verletzt.
    »Ich hab den Scheiß schon mit Pet durchgemacht. Ich werde ganz sicher nicht zweimal hintereinander so blöd sein.« Wyatt warf mich von seinem Schoß. »Keine Frems mehr. Nie wieder !«
    Ich umklammerte fassungslos mein Tablett. Der Weg vom Abgetastet zum Weggeworfen werden war ein kurzer. Kurz, verwirrend und ärgerlich.
    Ich kippte meinen Obstsalat in Wyatts Schoß.
    »Ich wünschte, ich hätte mir was Scharfes gekauft.« Meine Stimme bebte. Ich bebte. »So was wie Chili. Etwas, das brennt .«
    Wyatt hingegen war so ruhig wie ein Panther, der vorhatte zu töten. »Chili gibt’s hier nur freitags«, sagte er, als verriete er mir ein großes Geheimnis. »Tu dir selbst einen Gefallen, Frem, und verzieh dich.« Er schaufelte eine Handvoll von dem Obstsalat aus seinem Schoß und bewarf mich damit.
    Alle am Tisch machten es ihm nach. Sie warfen mit Kartoffelbrei, Salisbury Steak und Pommes und riefen »Frem!«, als wäre es ein Fluch.
    Ich floh aus der Cafeteria und rannte auf das nächstbeste Mädchenklo. Am Waschbecken begutachtete ich den Schaden. Ich war es nicht gewohnt, von einem Jungen zurückgewiesen zu werden, und es versetzte mir einen Stich. Alle hatten mich zurückgewiesen. Aber nur, weil Wyatt damit angefangen hatte.
    Wyatt .
    Ich säuberte mein Kleid so gut es ging und fragte mich, wie anmaßend Wyatt noch gewesen wäre, wenn ich ihm statt Chili Batteriesäure auf den Schoß gekippt hätte. Wo bekam man eigentlich Batteriesäure? Wal-Mart?
    Das sich rötende Licht in dem stillen Waschraum unterbrach meine Rachegedanken. Der Lichtwechsel kam nicht von den Leuchtröhren an der Decke, sondern vom Fenster am anderen Ende des Waschraums.
    Wo noch eine Glasstatue stand.
    Die Hände des Mädchens lagen flach auf dem Milchglas. Eine dicke, rote Suppe wirbelte im Glas herum und erinnerte mich daran, was ich im Sekretariat gesehen hatte.
    Normalerweise ergaben meine Halluzinationen Sinn: eine flüsternde Stimme in meinem Ohr, ein Raum voller Vögel, die nur ich sehen konnte. Nichts war so verdammt wahllos wie das hier.
    Ich schlich mich an der Statue vorbei und berührte das Fenster. Das kühle, rote Glas saugte hinterhältig an meinem Finger. Ich riss mich los. Mein Finger pochte, als hätte er den fiesesten aller Knutschflecke abbekommen. Aber ich bekam keinen blauen Fleck. Mein rechter Finger war bis zum zweiten Knöchel runter zu Glas geworden.
    Ich sah von meinem Finger auf und betrachtete die Finger der Statue neben mir. Ihr kristallenes, zum Pagenkopf geschnittenes Haar. Ihre durchsichtigen Zehen, die aus gläsernen Sandalen hervorschauten.
    Ich würde nicht zu einer Statue werden. Es war egal, dass die anderen Kids mich nicht mochten und mich mit Essen bewarfen . Ich war trotzdem noch ein Mensch. Ich

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