Bleib bei mir, Gabriella
geringste Geräusch machte, erfasste sein Blick sie, noch bevor sie den zweiten Schritt zurücklegen konnte.
Er stand auf. „Haben Sie Blake erreicht?“
„Ja. Er hat gesagt, dass ich Ihren Schutz brauche.“
Das selbstzufriedene Lächeln, mit dem sie gerechnet hatte, blieb aus. „Also findet Blake, dass Sie auf mich hören sollen?“
„Nein, das hat er nicht gesagt. Er hat nur gesagt, dass Sie gut sind und ich mich auf Sie verlassen kann.“
„Und? Hat er Sie überzeugt?“
„Nein. Ich mag es nicht, beaufsichtigt zu werden und gesagt zu bekommen, was ich tun soll.“
„Das habe ich bei jemandem wie Ihnen auch nicht anders erwartet.“
Obwohl sie wusste, wie riskant es war, ging sie auf ihn zu. „Jemand wie ich? Wie meinen Sie das?“
„Ich hätte nichts sagen sollen“, murmelte er.
„Aber Sie haben etwas gesagt.“
„Normalerweise halte ich den Mund.“ Dass er es diesmal nicht getan hatte, schien ihn zu überraschen.
„Sie wissen nichts über mich.“
„Ich weiß, dass Sie die Tochter Joseph McCords und einer italienischen Schauspielerin königlicher Abstammung sind. Sie haben mit siebzehn als Model angefangen und es sofort auf die Titelseiten der Spitzenmagazine geschafft. Man hat mir erzählt, dass Frauen sich zum Vorbild nehmen, wie Sie sich kleiden, wie Sie gehen und welche Frisur Sie tragen. Ich weiß auch, dass Sie von Menschenmengen bedrängt worden sind und Paparazzi Ihnen überallhin folgen, Sie belauschen und Sie bei allem, was Sie tun, fotografieren. Sie werden wie ein Star behandelt. Wie eine Prinzessin. Das meinte ich mit ‚jemand wie Sie‘.“
„Mr. Balthazar …“
„Nennen Sie mich Rafe. Wir werden die nächsten zwei Wochen zusammen verbringen; da können Sie mich so anreden, wie alle anderen es tun. Wie soll ich Sie nennen? Miss McCord?“
Gabby sah ihm ins Gesicht und schätzte ihn auf Ende dreißig. Die dunkelbraunen Augen verrieten Scharfsinn und Intelligenz. Aber vor allem spürte sie die Kraft und die männliche Ausstrahlung, die von ihm ausging. Seine Nähe war verlockend, und ihr Herz schlug schneller. Warum war das so, obwohl Miko sie zutiefst enttäuscht hatte? Warum ließ sie es zu, obwohl sie nicht mehr sicher war, ob sie sich auf ihre Menschenkenntnis verlassen konnte?
„Ja. Nennen Sie mich Miss McCord.“ Sie drehte sich um. „Ich hole Ihnen eine Decke und ein Kissen. Die brauchen Sie, wenn Sie auf der Couch schlafen.“
Heftiger als nötig zerrte Rafe an der Ausziehcouch. Er spürte, dass Gabrielle ihn nicht in der Suite haben wollte und nur duldete, weil Blake darauf bestanden hatte.
Er wusste auch, dass er aufhören musste, sie als Frau zu sehen. Seit er beim Secret Service ausgeschieden war, hatte er überwiegend Männer beschützt – Milliardäre, die nicht entführt werden wollten, Wirtschaftsbosse auf Auslandsreise, einige Filmstars bei öffentlichen Auftritten. Dann war da die Firmenchefin gewesen, die in einem Betrugsverfahren als Zeugin ausgesagt hatte. Sie war sehr hübsch, aber für ihn nur ein Auftrag wie jeder andere gewesen. Genau wie die Kongressabgeordnete aus Washington.
Aber Gabriella? Auch sie war ein Auftrag. Aber jedes Mal, wenn er in ihre ausdrucksvollen Augen blickte, wollte er mehr über sie erfahren. Warum war sie Model geworden? Wie war ihre Beziehung mit dem griechischen Unternehmer wirklich gewesen? Hatten sie sich tatsächlich getrennt, wie es die Boulevardblätter behaupteten? Falls ja, warum hatte der Mann hinter ihr gestanden, als der Paparazzi sie halb nackt fotografierte?
Rafe redete sich ein, dass es ihm egal war. Dass er kein Recht hatte, solche Fragen zu stellen. Und dass er Connie und das ungeborene Kind, das sie verloren hatten, noch immer liebte, selbst nach fünf langen Jahren.
Plötzlich kam Gabriella zurück und warf die Decke und das Kissen auf die ausgezogene Couch. Bei jeder Bewegung schmiegte sich das Kleid an ihren Körper. Das stellenweise noch feuchte Haar streifte die Schultern, und in ihrem makellosen Gesicht zeigten sich die ersten Spuren von Erschöpfung.
Hastig wandte Rafe sich ab. „Die Decke brauche ich nicht“, sagte er. „Meistens schlafe ich ohne.“
Ihre Wangen röteten sich leicht, und er fragte sich, ob sie ihn sich gerade unbekleidet vorstellte. Vielleicht sollte er diesen Auftrag lieber an einen Kollegen abgeben.
„Haben Sie morgen Termine?“, fragte er so sachlich wie möglich.
„Nur eine kurze Rede am Abend. Es sei denn, Blake arrangiert noch etwas
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