Bleib bei mir, Greg
„Nein, das geht nicht. Sie leben allein. Sie müssen an Ihren Ruf denken.“
Ihr Lächeln war so bezaubernd, dass sein Herz einen Satz machte. „Zu spät.“
Er runzelte die Stirn. „Was meinen Sie damit?“
„Ich hatte heute Nachmittag einen Besuch, der Ihre Anwesenheit entdeckt hat.
Als ich dann später ins Dorf ging, hatte sich bereits herumgesprochen, dass ich eine leidenschaftliche Affäre mit einem mysteriösen Fremden habe.“
Er sah sie prüfend an. „Es tut mir sehr Leid, wenn meinetwegen über Sie geklatscht wird und Ihr guter Ruf gefährdet ist. Aber als ich hier ankam, hätte ich nie gedacht, dass ich mehrere Tage krank sein würde.“
„Machen Sie sich deswegen keine Sorgen. Ich ignoriere den Klatsch einfach, und das sollten Sie ebenfalls tun. Sie waren krank und brauchten ein Bett, da gibt es nichts zu erklären. Manche Leute scheinen nichts Besseres in ihrem Leben zu tun zu haben, als ihre Nase in die Angelegenheiten anderer Menschen zu stecken.“
Er antwortete nicht, sondern nahm nur den Becher auf und trank. Dabei verzog er leicht das Gesicht.
„Sie mögen den Tee nicht besonders, nicht wahr?“
„Oh, entschuldigen Sie, ich wollte nicht unhöflich sein. Ihr Tee ist gut, sehr gut sogar, aber ich bin nun mal ein leidenschaftlicher Kaffeetrinker.“
„Ich kann Ihnen einen Kaffee machen, wenn Sie möchten.“
„Wirklich? Ich würde das Angebot gern annehmen, selbst wenn ich dann noch tiefer in Ihrer Schuld stehe, als ich es ohnehin schon tue.“
Fiona erhob sich und suchte in einem der Regale herum. Schließlich schaute sie zufrieden über die Schulter. „Ich wusste, dass ich noch Kaffee habe. Ich habe allerdings keine Ahnung, wie frisch er ist“, erklärte sie entschuldigend und begann, die Kaffeemaschine vorzubereiten.
„Das spielt keine Rolle. Hauptsache, es ist Kaffee“, erwiderte er. „Übrigens, falls es Ihnen wirklich nichts ausmacht, dass ich hier bleibe, nehme ich Ihr Angebot gern an. Allerdings nur unter der Bedingung, dass Sie mir erlauben, Sie dafür zu bezahlen.“
Sie hörte auf, das Kaffeepulver abzumessen, und schaute zu ihm hinüber. „Sie sind fest entschlossen, nicht wahr?“
„So oder gar nicht, Miss MacDonald.“
„Bitte, nennen Sie mich Fiona.“
„Ich heiße Greg.“
Sie nickte und stellte die Kaffeemaschine an. „Die Akten sind in Kartons verpackt, die in der Garage stehen. Ich schlage vor, dass Sie sich die Kartons hereinholen.
In Ihrem Zustand sollten Sie nicht in der ungeheizten Garage sitzen.“
„Es machten Ihnen wirklich nichts aus?“
„Nein. Normalerweise bin ich tagsüber sowieso unterwegs und besuche meine Patienten. Sie haben das Haus also fast den ganzen Tag für sich allein.“
Er nickte. „Danke.“
Als der Kaffee fertig war, goss sie ihm einen Becher voll ein und reichte ihn ihm.
„Brauchen Sie Zucker oder Milch? Oder beides?“
„Nein, danke. Ich trinke ihn immer schwarz.“ Er atmete genüsslich den Duft ein und seufzte. „Ich hatte schon ernste Entzugserscheinungen“, witzelte er, nippte an dem heißen Getränk und lächelte. „Genau so mag ich ihn.“
Der Kaffee war angenehm stark. Seit er bei der New Yorker Polizei gearbeitet hatte, trank er ihn so. Nur, dass der Kaffee dort nie so frisch gebrüht gewesen war. Meistens hatte der Kaffee schon einige Stunden auf der Wärmeplatte gestanden.
Als von draußen ein lautes Bellen erklang, ließ Fiona McTavish herein und kraulte ihn hinter den Ohren. Greg hätte schwören können, dass der Hund lächelte. Nach einer Weile trottete McTavish zu Greg hinüber, als ob er ihn begrüßen wollte, und Greg streichelte ihn ebenfalls. Als Greg aufschaute, sah er, dass Fiona ein überraschtes Gesicht machte.
„Was ist?“ fragte er.
„Nichts. Ich habe nur noch nie gesehen, dass er so an einem Besucher hängt.
Normalerweise hält er stets Distanz.“ Sie sah McTavish nachdenklich an. „Das passt irgendwie gar nicht zu ihm.“
„Und ob das zu ihm passt. Er ist eben ein guter Menschenkenner, nicht wahr, mein Freund?“
„Wie ich sehe, fühlen Sie sich heute Abend schon viel besser.“
„Warum nicht? Schließlich habe ich in den vergangenen Tagen nichts anderes getan als geschlafen.“
„Haben Sie das Gefühl, noch etwas Fieber zu haben?“
Er zuckte die Schultern. „Das bezweifle ich. Ich fühle mich fast wieder wie neu.“
„Warum gehen wir nicht ins Wohnzimmer? Dort kann ich uns ein Feuer machen“, schlug sie vor und trug das Geschirr zur Spüle hinüber.
Weitere Kostenlose Bücher