Bleib cool Samantha
schlecht? Oder sehr schlecht?
»Und was ist mit mir?«, krächzte ich.
»Wieso? Was soll mit dir sein, Schatz?«, fragte meine Mutter.
»Na ja, ich meine… krieg ich jetzt Hausarrest? Hat das was mit dem zu tun, was ich im Fernsehen gesagt habe?«
»Ach Schatz.« Meine Mutter lächelte mich an. »Du weißt doch, dass wir uns um dich keine großen Sorgen machen. Du bist immer unsere Vernünftigste gewesen.« Sie dachte kurz nach. »Allerdings hoffe ich, dass ich dich, wenn ich mehr Zeit zu Hause verbringe, wenigstens davon abhalten kann, in Zukunft noch einmal so einen Blödsinn mit deinen Haaren anzustellen.«
Sie lächelte,um zu zeigen,dass das ein Witz sein sollte… aber ich sah ihr an, dass es eigentlich keiner war.
»Aha«, sagte ich. »Na toll.«
Wie in Trance ging ich die Treppe hoch in mein Zimmer. Okay, mein Vater hatte davon gesprochen, dass es bei uns drastische Veränderungen geben würde.
Aber so drastisch hätte ich sie mir niemals vorgestellt.
Ich stand so sehr unter Schock, dass ich noch nicht einmal hörte, wie Lucy meinen Namen rief, als ich an ihrer offenen Zimmertür vorbeiging. Erst als sie ein zweites Mal »Sam!« kreischte, begriff ich, dass sie mit mir sprach. Ich steckte den Kopf durch die Tür, um zu sehen, was sie von mir wollte.
»Hey! Du bist ja schon zurück!«, rief sie unter dem Baldachin ihres Himmelbetts hervor, in dem sie lag und las. Wahrscheinlich die neueste »Vogue«.
»Ihr seid ja auch früher zurückgekommen«, sagte ich. »Haben Dad und Grandma sich echt so gestritten?«
»Total«, sagte Lucy. »Dabei hatte ich mir schon überlegt, welchen Bikini ich mir für Aruba kaufe. Aber du kennst die beiden ja. Bis Montag haben sie sich bestimmt wieder versöhnt. Und… wie war es?«
»Schön«, sagte ich, weil ich weiß, dass Lucy das Langzeitgedächtnis einer Katze besitzt. Deshalb war es sehr unwahrscheinlich, dass sie sich noch an unser Gespräch von letzter Woche erinnerte, oder auch nur daran, dass sie mir Verhütungsmittel besorgt hatte.
Allerdings schien ihr unser Gespräch doch wichtiger gewesen zu sein, als ich glaubte – oder die Nachhilfestunden mit Harold hatten ihre Gedächtnisleistung verbessert. Sie sagte nämlich: »Jetzt mach’s nicht so spannend. Komm rein und erzähl mir alles. Du weißt schon. Wie war’s?« Den letzten Satz flüsterte sie.
Ich ging zu ihr rein und machte die Tür zu, damit keiner unsere Unterhaltung belauschen konnte. Auch wenn das nicht sehr wahrscheinlich gewesen wäre, immerhin spielte Rebecca unten noch laut Klarinette.
»Also.« Lucy klopfte einladend auf die Matratze. »Was ist passiert? Mit David, meine ich. Habt ihr zwei, du weißt schon, es gemacht?«
»Na ja.« Ich setzte mich auf die Stelle, auf die sie geklopft hatte. »Ehrlich gesagt…«
Lucys Augen wurden sehr groß. »Ja?«
»Okay, ich habe…« Ich holte tief Luft. »…ihn flachgelegt.«
Lucy quietschte und schüttelte sich. In diesem Moment bemerkte ich, dass sie gar nicht die »Vogue« gelesen hatte, sondern das Fremdwörterlexikon.
Wow. Anscheinend liebte sie Harold wirklich.
»Wie war es? Bis in alle Einzelheiten bitte!«, verlangte sie. »Habt ihr den Verhütungsschaum benutzt? Hat er ein Kondom verwendet? Ihr müsst nämlich beides nehmen. Heather Birnbaum hat bloß Kondome benutzt und dann ist sie schwanger geworden und musste zu ihrer Tante nach Kentucky ziehen.«
»Wir haben den Schaum genommen«, sagte ich. »Und die Kondome auch. Danke.«
»Und? Hast du einen… Du-weißt-schon-was gehabt?« Lucy senkte ihre Stimme zu einem Flüstern.
»Ich glaub, dazu muss man noch ein bisschen mehr üben«, sagte ich und spürte, wie ich rot wurde. »Aber das kriegen wir bestimmt auch noch hin.«
»Meinst du, ja?« Lucy sah begeistert aus. »Tiffany hat immer gesagt, dass es funktioniert. Wenn man in der Badewanne übt und so. Aber ich habe ihr das nie geglaubt. Dann war das also doch nicht gelogen. Gut.«
Ich sah sie neugierig an.
»Aber«, sagte ich, »was ist denn mit deiner persönlichen Erfahrung? Ich meine, wie war es denn mit dir und Jack?«
»Mit JACK?« Lucy lachte, als hätte ich einen genialen Witz gemacht. »Mein Gott, Jack!«
Ich starrte sie an.
»Aber…?« Irgendetwas verstand ich hier nicht. »Lucy… du und Jack, ihr habt doch miteinander geschlafen, oder?«
Lucy verzog das Gesicht.
»Ich? Mit Jack? Igitt! Niemals!«
»Warte mal.« Ich sah sie scharf an. »Dann… dann bist du noch Jungfrau?«
»Na klar.« Lucy sah erstaunt aus.
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