Bleib doch für immer!
begrüßte ihn schwanzwedelnd. Gavin bedankte sich bei dem Mann, der ihn mitgenommen hatte. Auf dem Weg zum Haus entdeckte er Beccas Gepäck auf der Rückbank ihres Wagens. Sofort befielen ihn die schlimmsten Befürchtungen.
„Wie geht es ihr? Wie geht es dem Baby?“, wollte Becca wissen.
„Es ist noch mal gut gegangen. Beide sind erstaunlich hart im Nehmen.“
„Gott sei Dank.“
Er setzte sich neben sie. „Ich habe gesehen, wie du dich mit Shana unterhalten hast.“
„Komisch, nicht? Die Welt ist wirklich klein.“
Ihr Sarkasmus verriet ihm, wie aufgebracht sie war.
„Ich wollte dir gerade alles erzählen, als das Auto ins Schaufenster krachte.“
„Ein bisschen spät, findest du nicht?“
Pancho saß zwischen ihnen und schaute von einem zum anderen, als sie miteinander redeten.
„Willst du es trotzdem hören?“
„Eigentlich wollte ich sofort nach Hause fahren. Aber ich finde, ich habe das Recht, die Wahrheit zu erfahren.“
„Gut. Du weißt also jetzt, dass ich aus Chance City stamme und Arzt bin.“
„Ja.“
„Ich wollte schon immer Arzt werden, und ich glaube, ich bin ein guter Arzt. Was nicht heißt, dass einen die Patienten nicht verklagen, wenn sie glauben, nicht richtig behandelt worden zu sein. Mich hat eine Frau verklagt, bei der die Wehen zu früh eingesetzt haben. Dabei habe ich gar nichts Falsches getan, im Gegenteil. „
Er fuhr sich durchs Haar. „Ich habe ihr und das Leben ihres Kindes gerettet. Es war ziemlich dramatisch, aber ich habe es geschafft. Leider ist das Kind behindert und wird zeit seines Lebens Pflege brauchen. Aber das hatte nichts mit den Umständen der Geburt zu tun, wie sich später herausstellte, sondern war genetisch bedingt. Selbst bei einer normalen Geburt wäre das Kind mit dieser Behinderung zur Welt gekommen. Das wollte die Klägerin nicht einsehen. Außerdem wirft sie mir vor, dass sie keine Kinder mehr bekommen kann. Natürlich mache ich mir die größten Vorwürfe. Hätte ich anders handeln müssen? Hätte ich einen Kollegen konsultieren sollen?“
„Ist das der Grund für deine Albträume?“
Statt ihre Frage zu beantworten, sagte er: „Für die Mutter zählt nur das Ergebnis. Und das ist niederschmetternd. Jedes Mal, wenn sie ihre Tochter ansieht, wird sie an mich denken – an den Arzt, den sie für inkompetent hält.“
„Wirst du denn trotzdem wieder praktizieren?“
Er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. „Als ich dieser jungen Frau heute Nachmittag geholfen habe, ist mir klar geworden, wie sehr ich meinen Beruf liebe. Es ist alles, was ich kann – und was ich gut kann.“
„Es tut mir leid, was du durchgemacht hast.“
Er lächelte schwach. „Du fragst dich jetzt vermutlich, warum ich dir das alles nicht sofort erzählt habe.“
„Spielt das jetzt noch eine Rolle? Wir haben beide mit der Wahrheit hinterm Berg gehalten – du bei mir, ich bei meinen Brüdern. Ich bedaure, dass wir uns unter diesen Umständen kennengelernt haben. Aber so ist es nun mal gekommen, und wir können es nicht mehr ändern. Weißt du, mit uns hätte es ohnehin nicht geklappt. Dafür erwarten wir zu unterschiedliche Dinge vom Leben. Wir haben uns vom Sex täuschen lassen.“
Er schwieg. Es stimmte – sie erwarteten unterschiedliche Dinge vom Leben. Aber war eine gemeinsame Zukunft deshalb wirklich unmöglich?
Noch ehe er etwas erwidern konnte, erhob sie sich. „Ich muss jetzt los. Du kennst bestimmt genug Leute, die dich nach Sacramento fahren.“
Gavin stand ebenfalls auf. „Ich wünschte, du würdest bleiben.“
„Ich muss mir jetzt erst einmal überlegen, wie es weitergehen soll und was ich meinen Brüdern erzähle. Ich mache dir übrigens keinen Vorwurf; das alles war meine Idee. Was mich ziemlich wütend macht – am meisten auf mich selbst. Ich mag gar nicht daran denken, wie Eric reagiert.“
„Vielleicht wirst du überrascht sein. Ihm war gar nicht klar, wie sehr er dich mit seiner Fürsorge erdrückt hat.“ Um dich vor dir selbst zu retten. Aber das mussten die beiden allein ausdiskutieren.
„Eines muss ich dir noch sagen, Gavin. Dich habe ich nie belogen. Das ist mehr, als du von dir behaupten kannst.“
Sie beugte sich zu Pancho hinunter. „Mach’s gut, Kleiner. Ich wünsche dir ein schönes Leben.“
Dann lief sie die Treppe hinunter, stieg ins Auto und fuhr davon.
Winselnd sah Pancho zu Gavin hoch.
„Ich dir auch“, flüsterte Gavin, als der Wagen verschwunden war.
Er ging ins Haus. Die Stille war
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