Bleib doch für immer!
Hund auf sie zu und sprang freudig an ihr hoch. Becca begrüßte ihn ausgiebig, um Zeit zu gewinnen, ehe sie mit Gavin reden musste.
„Warum hast du nicht angerufen?“, fragte sie ihn.
Er sah gut aus. Geradezu fantastisch.
„Weil ich mir nicht sicher war, ob du mit mir sprechen würdest.“
Sie öffnete die Korridortür. „Eric kommt gleich. Er will sich nach einem Haus umsehen.“
Pancho galoppierte in die Wohnung. Aufgeregt schnüffelnd erkundete er die fremde Umgebung.
„Ich musste unbedingt mit dir sprechen.“
„Ich mit dir auch, Gavin.“ Sie setzten sich aufs Sofa und ließen viel Abstand zwischen sich. „Ich habe lange über uns nachgedacht. Auch darüber, warum du mir die Wahrheit verschwiegen hast. Und warum du mir selbst während unserer ‚Flitterwochen‘ noch keinen reinen Wein eingeschenkt hast. Ich habe versucht, die Sache mit deinen Augen zu betrachten. Und ich glaube, ich habe verstanden, warum du so gehandelt hast. Weil du so hohe Ansprüche an dich hast, hat dich dein vermeintlicher Fehler umso härter getroffen. Und es war dir unangenehm, darüber zu reden.“
Gavin nickte stumm. Er hatte nicht damit gerechnet, auf so viel Verständnis bei Becca zu stoßen – nach allem, wie er sie behandelt hatte.
Er griff nach ihrer Hand. Die Berührung durchzuckte sie wie ein Stromstoß. Nur zögernd entzog sie ihm ihre Hand.
„Ich habe inzwischen meinen größten Fehler eingesehen“, entgegnete Gavin nach einer Weile. „Und diese Einsicht verdanke ich dir.“
„Mir?“ Erstaunt sah sie ihn an.
„Ja. Ich habe gesehen, wie viel du arbeitest. Du verbringst mehr Zeit im Büro als in deiner Wohnung. Mir ist es genauso ergangen. Vielleicht ist es so, wenn einem der Beruf Spaß macht. Trotzdem …“
„Was hat sich denn für dich geändert?“
„Ich habe eine neue Stelle. In Chance City. Ich übernehme die Praxis von Dr. Saxon.“
Ihre Überraschung hätte kaum größer sein können. Gerade als sie darüber nachdachte, ob sie nach Palo Alto ziehen sollte, um Gavin näher sein zu können, präsentierte er ihr diese Neuigkeiten. „Wie bist du darauf gekommen?“
„Saxon ist dreiundsiebzig. Er will schon seit Jahren aufhören, aber er hat noch keinen Nachfolger gefunden. Bis jetzt.“
„Und du wirst …?“
„Ja. Ich möchte etwas kürzertreten und mehr vom Leben haben. Von der hektischen Großstadt habe ich die Nase voll. Ich sehe doch, was sie aus mir gemacht hat.“
„Aber du bist doch Gynäkologe und kein Landarzt.“
„Aber auch Allgemeinmediziner. Das habe ich schließlich zuerst gelernt.“
Becca betrachtete ihn. Er sah glücklich aus. Sie wäre auch gern so glücklich. Aber die Worte, die sie hatte hören wollen, hatte er noch nicht ausgesprochen. Doch nun …
„Ich liebe dich, Becca. Es war Liebe auf den ersten Blick. Sonst hätte ich mich gewiss nicht auf deinen verrückten Plan eingelassen.“
„Gavin …“
„Ich bin noch nicht fertig. Ich habe es nämlich herausbekommen.“
„Was hast du herausbekommen?“
„Dein Problem.“
„Mein Problem?“
„Du hast Angst, dich zu verlieben, weil du Angst hast, von der Liebe erdrückt zu werden. Wie von der Liebe deiner Brüder …“
„Das ist doch etwas ganz anderes …“
Gavin wurde ernst. „Umso besser, Becca. Dann lass mich dir beweisen, dass meine Liebe anders ist. Ich will dich für immer bei mir haben. Und ich verspreche dir, dass ich dich immer lieben werde, aber dass ich dich mit dieser Liebe nicht ersticken werde. Riskier es doch einfach, Becca. Eine Garantie gibt es sowieso nicht, nur die Hoffnung auf ein langes glückliches Leben. Wenn es nach mir geht – das will ich dir bieten. Gib mir die Chance, es dir zu beweisen.“
Sie schwieg so lange, dass er schon befürchtete, sie würde seinen Antrag ablehnen. Doch schließlich entgegnete sie: „Ich liebe dich auch, Gavin.“
Er schloss die Augen und hielt den Atem an. Dann nahm er sie in den Arm und küsste sie so zärtlich und leidenschaftlich zugleich, dass ihr ganz schwindlig wurde.
Nach einer Ewigkeit löste er sich von ihr. „Natürlich werde ich in Chance City leben müssen. Ich weiß, dass es ein weiter Weg für dich ist, denn du arbeitest ja auch so viel. Aber ich hoffe, es ist die Sache wert. Ich möchte dich heiraten und Kinder mit dir haben. Chance City ist ein guter Ort für Kinder. Wenn nicht sogar der beste.“
Es gab so viel, das sie ihm erzählen wollte. Sie würde nicht mit ihrer Firma umziehen. Sie würde sich eine neue
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