Bleib doch, liebes Hausgespenst!
Streuselkuchen und eine mit einer angeschnittenen gedeckten Apfeltorte und präsentierten sie, während ihnen selber das Wasser im Mund zusammenlief. Niemand ließ sich zweimal bitten.
„Die Sahne!“ rief Frau Schmidt. „Jetzt habe ich die Sahne vergessen!“
Monika flitzte noch einmal in die Küche, fand die Schüssel voll Schlagsahne im Kühlschrank und bot sie reihum an. Alle bedienten sich.
Danach kam für eine Weile das Gespräch zum Erliegen, weil alle mit Begeisterung aßen.
„Köstlich!“ lobte Frau Stein mit vollem Mund. „Diese Apfeltorte...“
„Das ist ein altes bayerisches Rezept. Wenn Sie Interesse daran haben, kann ich es Ihnen mitgeben.“
„Das wäre sehr lieb!“
Herr Stein wartete, bis alle Teller leer und auch der letzte Krümel verspeist war, aber seine Ungeduld war ihm deutlich anzumerken. „Können wir?“ fragte er endlich.
„Möchte nicht jemand noch ein Stückchen?“ fragte Frau Schmidt. „Es ist noch genügend da!“
„Danke, ich platze!“ wehrte Monika ab.
„Gerade du solltest noch etwas essen, damit du wieder Fleisch auf die Knochen bekommst“, meinte Frau Schmidt besorgt.
Monika lächelte ihr zu. „Ich fühle mich sehr wohl, so wie ich bin!“
„Wenn diese nächtlichen Störungen erst aufhören, wird sie auch wieder zunehmen“, behauptete Herr Stein zuversichtlich.
„Vorsicht!“ rief Monika und ergriff mit beiden Händen die Sahneschüssel. „Ich glaube, das bringe ich erst in die Küche, bevor wir anfangen!“
„Amadeus klatscht einem gern was ins Gesicht“, fügte Liane erklärend hinzu.
„Ich bin dafür, daß wir überhaupt erst mal den Tisch abräumen!“ sagte Herr Schmidt. „Falls nicht jemand noch etwas zu essen oder zu trinken möchte?“ Er blickte sich in der Runde um.
Alle lehnten ab, und Liane, Monika und Norbert machten sich eifrig daran, den Vorschlag Herrn Schmidts in die Tat umzusetzen. Zum Schluß nahm Frau Schmidt sogar noch die Decke ab, so daß sie nun um den großen blanken Eichentisch saßen, auf dem nichts stand als das Likörglas von Frau Stein und das Cognacglas von Herrn Schmidt. Die beiden hatten das Gefühl, die Auseinandersetzung mit dem Hausgespenst ohne ein bißchen Alkohol nicht überstehen zu können.
„So, ich denke, jetzt können wir beginnen!“ Herr Stein beugte sich vor, die Fingerspitzen gegeneinander gedrückt, ganz offensichtlich froh, den gemütlichen Teil des Nachmittags hinter sich zu haben. „Wie pflegst du das Gespenst zu rufen, Monika?“
„Nun ja!“ Monika legte sich den Zeigefinger auf die Nase. „Das erste Mal bin ich nachts auf den Dachboden gegangen, und da ist Amadeus mir erschienen. Aber im allgemeinen kommt er ganz von selber.“
„Von selber? Wie?“ fragte Herr Stein und zog ein grüngebundenes Notizbuch aus seiner Jackentasche.
„Wenn man über ihn spricht!“
„Dann erscheint er?“
„Nein!“
„Aber du sagtest doch eben
„Sehen kann bloß ich ihn, wenn wir miteinander allein sind. Manchmal rufe ich ihn, aber meistens kommt er ganz von selber. Aber daß er da ist, merken alle. Er läßt Gegenstände durchs Zimmer fliegen und so etwas „Einmal hat er die Kartoffeln die Kellertreppe hinaufhüpfen lassen!“ warf Liane ein.
„Ja, das war was!“ sagte Frau Schmidt.
„Er bringt Gegenstände in Bewegung“...wiederholte Monika.
„Auch Menschen!“ ergänzte Liane. „Er läßt Bodo scheuen!“
„Ja. Aber er hat mir auch das Leben gerettet! Einmal, als ich auf den Balkon hinausgelaufen bin „Der war damals noch baufällig!“
„...und dann, als ich ins Eis eingebrochen bin! Er hat mir auch den Schatz in der Ruine gezeigt!“
„Schön und gut“, sagte Herr Stein, „die Geschichten kenne ich alle. Norbert hat sie mir, wenn auch in etwas verbrämter Form, erzählt. Aber wo steckt das Gespenst? Jetzt in diesem Augenblick?“
„Er hat es nicht gern, wenn man ihn als Gespenst bezeichnet“, erklärte Monika. „Er selber hält sich für einen lebendigen Jungen, nur daß er nicht essen kann und nicht schlafen muß, sich sichtbar und unsichtbar machen kann und seit Hunderten von Tagen hier wohnt.“
„Eine sehr interessante Definition.“ Herr Stein machte sich eine Notiz. „Aber wo ist er jetzt?“
„Ich wette, hier im Raum! Irgendwo hockt er und hört sich unser Gespräch mit an! Warten Sie mal.“ Monika rutschte von ihrem Stuhl, lief in den Erker, sie stieg die Stufe hinauf und nahm ein Ölbild von der Wand. „Das ist Amadeus!“ sagte sie zu Herrn Stein
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