Bleib für immer!: Roman (German Edition)
Problem gewesen wäre, hätte sie das nicht im Dunklen und in ihrem neuen, etwas zu langen Barbie-Nachthemd versucht.
Als sie auf der untersten Stufe ankam, war sie tatsächlich bewusstlos. Patrick rief natürlich sofort einen Krankenwagen, und als der eintraf, war sie zwar schon wieder bei Bewusstsein, aber sie brachten sie trotzdem für eine gründliche Untersuchung in die Klinik. Kein einziger Knochen ist gebrochen, was sie offenbar zu einer Art medizinischem Wunder macht.
»Du musst ja einen Schock gehabt haben«, sage ich zu Patrick.
»Das kannst du glauben«, gibt er zurück. »Wenigstens hat Scarlett die ganze Zeit durchgeschlafen.«
Das Baby ist ein Bild des Friedens und der Behaglichkeit.
»Es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben«, sagt Grace leise.
»Mir auch.« Patrick küsst sie auf die Stirn.
Ich spüre, dass meine Anwesenheit nicht mehr erwünscht ist.
»Jemand Lust auf einen Kaffee?«, frage ich. »Hier muss es irgendwo einen Automaten geben.«
Zweimal laufe ich das komplette Krankenhaus ab, bis ich endlich einen Kaffeeautomaten ausfindig mache. Nach zwei Bechern ist der Kaffee alle, und ich bekomme eine Hühnersuppe, die vermutlich 1972 in pulverisierter Form in den Automaten gefüllt wurde.
Als ich endlich zurückkomme, wird Polly noch ein allerletztes Mal zur Sicherheit geröntgt, und Grace und Patrick scheinen sich – zu meinem großen Erstaunen – schon wieder zu zanken.
»Tja, tut mir leid, aber einer von uns beiden muss Scarlett nach Hause bringen«, sagt Patrick gerade. »Sie wird Hunger haben, wenn sie aufwacht.«
»Wir können uns hier sicher ein bisschen Säuglingsmilch ausleihen, um sie über Wasser zu halten«, meint Grace.
»Danach kannst du nicht fragen.«
»Warum denn nicht?«
»Weil das ein Krankenhaus ist. Die können nicht jedem x-Beliebigen Milch schenken.«
»Ich bin keine x-Beliebige«, widerspricht Grace. »Ich bin die Mutter einer gerade eingelieferten Patientin.«
»Das spielt doch keine Rolle. Scarlett ist ja nicht die Patientin.«
»Hör mal, ich kann ja dafür bezahlen, wenn es sein muss«, sagt sie ungeduldig. »Ich bin sicher, dass so was hier öfter vorkommt.«
»Sei nicht albern«, sagt er.
»Ich bin nicht albern.«
»Hallo, ihr zwei!«, grätsche ich dazwischen. Beide drehen sich um und sehen mich an. »Ich habe euch Kaffee mitgebracht.«
Ich verteile die Becher, froh, sie wenigstens vorübergehend zum Schweigen gebracht zu haben.
»Sieht leider aus wie der Inhalt einer Spülschüssel«, verkünde ich.
»Macht nichts«, sagt Grace. »Hauptsache warm und nass.«
»Hmm«, macht Patrick, nimmt einen Schluck und verzieht das Gesicht. »Nass schon.«
»Hört mal, ich mache mich mal auf den Weg«, teile ich ihnen mit. »Ihr braucht mich ja hier nicht mehr.«
»Ach Evie, vielen, vielen Dank, dass du mitgekommen bist«, sagt Grace. »Du bist eine wahre Freundin.«
»Gern geschehen. Wenn du jemals von einem Vierhundertmetersprint hörst, bei dem die Läufer in Stöckelschuhen antreten müssen, dann meld mich an.«
»Tut mir auch sehr leid, dass du Jack stehen lassen musstest«, fügt Grace noch hinzu. »Sah aus, als hättest du dich gut unterhalten.«
»Mach dir keine Gedanken«, versuche ich die positive Seite zu sehen. »Ich bin einfach nur froh, dass es Polly gut geht. Und es dauert ja auch nicht mehr lange bis zu Georgias Hochzeit.«
»Ja, stimmt, dauert nicht mehr lange. Bis dann, Evie.«
»Bis dann«, sagt auch Patrick.
Warum nur habe ich den Verdacht, dass die beiden in die nächste Runde gehen, sobald ich weg bin?
44
Nachrichtenredaktion des Daily Echo, Mittwoch, 4. April
D AS NENNE ICH mal ein journalistisches Dilemma: Wie kann man eine Kurzmitteilung über eine voraussichtliche Verlängerung der Öffnungszeiten einer Einrichtung der staatlichen Gesundheitsfürsorge auf Seite 23 spannend formulieren?
Ich sitze da und studiere die Pressemitteilung. Um mich herum herrscht reges Treiben. Rechts von mir arbeitet Jules den Aufmacher aus – eine brandheiße Story über eine terroristische Verschwörung, in deren Zentrum eine Liverpooler Pommesbude steht und die von der Polizei erst heute Morgen aufgedeckt wurde. Laura mir gegenüber hängt am Telefon, weil sie für ihre Schlagzeile auf Seite eins über die Massenkarambolage auf dem M 56l noch ein Zitat vom Bereitschaftsdienst braucht. Selbst Larry, der zweiundzwanzigjährige Praktikant, feilt an der Bildunterschrift für das Foto auf der Titelseite.
»Ist bei
Weitere Kostenlose Bücher