Bleib für immer!: Roman (German Edition)
weit kommt’s noch.«
»Du meine Güte«, sagt Charlotte. »Man möchte doch meinen, dass sich ein Bauunternehmer besser zu benehmen weiß.«
»Das ist auch noch so eine Sache«, erzählt Valentina frustriert. »Er ist überhaupt kein Bauunternehmer. Er ist Grundstücksmakler. In Ausbildung .«
»Und hast du mit ihm geschlafen?«, erkundige ich mich neugierig.
»Mit Sicherheit nicht!«, empört sie sich. »Ich würde nicht im Traum mit jemandem schlafen, der erwartet, dass ich für ein Essen bezahle.«
Komischerweise geht es mir schlagartig besser.
46
Scilly-Inseln, Samstag, 7. April
G EORGIA HAT NICHT übertrieben mit ihrer Schwärmerei von der Schönheit der Inseln. Beim Landeanflug gestern Abend auf der Hauptinsel der Scillys, St. Mary’s, glitzerte eine rote Sonne auf dem Wasser, und es sah fast aus, als wären wir auf den Seychellen statt in Großbritannien.
Wenn man dann aussteigt, wird natürlich sofort klar, dass man nicht auf den Seychellen ist. Es gibt eine Pommesbude, drei Pubs und einen Tante-Emma-Laden, der die OK! und Benson & Hedges verkauft. Aber trotzdem.
Per Schnellboot fuhren wir dann auf eine kleinere, etwas urtümlichere Insel, die abgesehen von dem Hotel den Eindruck vermittelt, praktisch unbewohnt zu sein. Und was für ein Hotel: zugleich luxuriös und trendig, mit dem zusätzlichen Plus einer atemberaubenden Lage direkt am Atlantik. Viel schöner geht es kaum noch.
Heute ist kein Wölkchen am Himmel, und als ich auf der Holzterrasse von Georgias Hochzeitssuite stehe, flüstert nur eine zarte Brise an meiner Haut. Die Stufen führen zu einem Privatstrand hinunter, wo der Sand fein und hell ist und das Meer kristallklar. Das Einzige, was den Blick heute Morgen gestört hat, waren Valentinas Pilates-Übungen, die mit viel Vorbeugen und Hintern-in-die-Höhe-recken verbunden waren.
»Es ist einfach wunderbar hier«, seufze ich.
»Ja, toll, oder?«, sagt Georgia. Sie sitzt in ihrem Hochzeitskleid auf dem Hocker vor einem Stutzflügel, bereit für die Trauung. »Ich liebe diesen Ort. Hier sind wir früher als Kinder immer mit unseren Eltern in den Ferien gewesen.«
»Also nicht auf dem Campingplatz?«, frage ich.
»Campingplatz hätte mir bestimmt genauso gut gefallen«, beteuert sie.
»Ja, ja, wie du meinst«, necke ich sie.
Die Suite ist groß und üppig, aber gleichzeitig schlicht auf die Art und Weise, die sich nur wirklich teure Hotels leisten können – mit Kokosteppichen, weiß lackierten Möbeln und der ein oder anderen impressionistischen Landschaft an den Wänden.
Es bleiben noch fünfundvierzig Minuten Zeit, bis Georgia heiratet, aber in krassem Gegensatz zu Graces Hochzeit scheint sie schon seit Ewigkeiten fertig zu sein. Wie nicht anders zu erwarten, kann ich von meiner besten Freundin nicht dasselbe sagen.
»Hast du Grace schon gesehen?«, fragt Georgia still.
Sie hat sich heroisch bemüht, nicht in Panik zu geraten, weil eine ihrer Brautjungfern sich offenbar unerlaubt absentiert hat.
»Ähm, ganz kurz«, sage ich.
»Langsam mache ich mir nämlich ein bisschen Sorgen«, fährt Georgia fort. »Den ganzen Morgen war ich völlig ruhig, und jetzt schau mich an.« Sie streckt ihre Hand aus, um zu zeigen, wie sie zittert.
»Sie kommt gleich«, sage ich so überzeugend wie nur möglich. »Ehrlich, mach dir keine Gedanken.«
Plötzlich wird die Tür aufgerissen.
»Tut mir leid! Ich weiß, ich bin zu spät.« Es ist Grace mit dem immerwährend abgekämpften Gesichtsausdruck, den sie so gut beherrscht.
»Du warst heute ungefähr so leicht aufzuspüren wie Osama bin Laden«, begrüße ich sie.
»Ich weiß, entschuldigt bitte. Erst hat sich Adele am Telefon über eine Vereinbarung beschwert, die ich ausgehandelt habe, dann hat sich meine Mutter beschwert, dass Scarlett ihre pürierte Nierenpastete nicht essen will, und dann hat sich die Reinigung beschwert, dass ich den Teppich immer noch nicht abgeholt habe, den ich vor drei Monaten gebracht habe.«
»Grace«, sage ich. »Was du brauchst, ist deine eigene Kundendienstabteilung.«
»Aber jetzt bist du ja hier«, schaltet sich Georgia ein und wirft ihr das letzte Brautjungfernkleid zu. »Also zieh dich um, und bitte schnell.«
»Klar. Kein Problem«, meint Grace und fängt das Kleid auf. Sie dreht sich um und prallt im Türrahmen zum Ankleidezimmer mit Valentina zusammen.
»O... Grace.« Valentina kann ihren Schrecken bei dem Anblick kaum verbergen. »Brauchst du … ein neues Gesicht?«
Grace runzelt
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