Bleib für immer!: Roman (German Edition)
wahrscheinlich die ganze Nacht mit dir geredet.«
Ich lache leise. Inzwischen fühle ich mich selbstbewusst genug, um auch ein bisschen zu flirten.
»Tja«, sage ich lächelnd. »Ich glaube, ich wäre problemlos damit einverstanden gewesen.«
Jack sieht mich immer noch an, und mein Puls beschleunigt sich wieder. Die Chemie zwischen uns ist unverkennbar. Nichts wird gesagt, aber unsere Mienen sprechen Bände. Er weiß es und ich weiß es. Und ich bin hin und weg davon.
»’tschulligung, Herzchen, hasse ma’n Stift?«, fragt die Frau neben mir, sich schwer auf die Theke stützend.
»Mmm«, gebe ich zurück, ohne meinen Blick von Jack abzuwenden. Diesen Augenblick will ich nicht so schnell unterbrechen.
Blind taste ich in meiner Tasche nach dem Stift, von dem ich weiß, dass er da drin sein muss.
»Ich hab hier vor zwanzig Minuten den tollsten Typen aufgerissen, den du dir vorstellen kannst … aber mein Handy ist kaputt und ich hab nichts, um mir seine Nummer aufzuschreiben«, brummelt die Frau. Doch ich kann mich auf kein Gespräch mit ihr einlassen. Nicht jetzt. Ich kann nur Jack ansehen.
Ich wage ein Lächeln – den Hauch eines Lächelns -, und er erwidert es mit atemberaubender Wirkung.
Abwesend ziehe ich Graces Lockenstab heraus und lege ihn auf den Tresen, um besser wühlen zu können. Sobald meine Hand wieder in den Tiefen der Tasche abtaucht, finde ich den Stift und reiche ihn der Frau.
»Danke«, sagt sie. Dann kichert sie und geht weg. Und zwar mit einem seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht.
Ich denke mir nichts dabei, als ich mich wieder Jack zuwende. Bis mir auffällt, dass auch er einen seltsamen Gesichtsausdruck hat.
Etwas missgestimmt, dass der Zauber zwischen uns gebrochen wurde, will ich Graces Lockenstab von der Theke zurück in die Tasche packen. Als er ungefähr dreißig Zentimeter vor Jacks Gesicht schwebt, bemerke ich etwas.
Ich halte gar keinen Lockenstab in der Hand.
Ich halte Georgias fünfundzwanzig Zentimeter langen Vibrator in der Hand.
41
I M RESTAURANT war der Vibrator blau. Jetzt, im Discolicht, ist er fluoreszierend. So leuchtend, dass man damit ein Flugzeug einweisen könnte. Mir ist klar, dass Panik die denkbar schlechteste Taktik in einer solchen Situation ist. Aber um ehrlich zu sein, fällt mir nichts anderes ein.
Meine Augen weiten sich, meine Hände umklammern den Vibrator fester und stopfen ihn energisch zurück in die Handtasche, wider alle Hoffnung hoffend, dass Jack nicht erkannt hat, was es ist. Doch die Bestimmtheit, mit der ich das Gerät wegpacke, löst etwas aus. Und der Vibrator beginnt zu vibrieren .
Nun völlig hysterisch stecke ich die Hand wieder in die Tasche und suche verzweifelt nach dem AUS-Schalter, ohne das Ding wieder ans Licht der Öffentlichkeit bringen zu müssen. Leider muss ich mit schwitzenden Handflächen und pochendem Herzen feststellen, dass mindestens vier Knöpfe zur Auswahl stehen.
Meine Instinkte übernehmen, und ich betätige jeden einzelnen von ihnen; einer muss das verdammte Ding doch zum Schweigen bringen.
Leider nicht. Stattdessen vollführt der Vibrator jetzt heftig stoßende Bewegungen, wie man sie eher am Fließband einer Autofabrik erwarten würde.
Meine Handtasche entwickelt ein Eigenleben, beult sich aus und wieder ein, als würde sie von einem durchgedrehten kleinen Nagetier bewohnt, dem man Elektroschocks verabreicht. Hektisch drücke ich die anderen Knöpfe, untermalt von Barry Whites Stimme, die »My First, My Last, My Everything« schmachtet. Doch egal, welchen Knopf ich ausprobiere, das Stoßen wird nur schneller und das Vibrieren heftiger … und heftiger … und heftiger.
In dem Bewusstsein, dass ich nur Zentimeter vom Mann meiner Träume entfernt stehe und mit einem fünfundzwanzig Zentimeter langen elektrischen Dildo ringe, überlege ich fieberhaft, was ich tun soll. Ich stehe kurz davor, die Tasche über die Theke zu schleudern und »Bombenalarm« zu brüllen, als endlich, Gott sei Dank … Ruhe ist.
Schwitzend, zitternd sehe ich zu Jack auf.
»Alles klar?«, fragt er.
Ich schlucke. »Äh, ja.« Ich richte mich auf und stelle die Tasche auf den Fußboden, als wäre das gerade Geschehene das Normalste auf der Welt.
»Alles klar bei dir?«, frage ich und stelle im selben Augenblick fest, was für eine lächerliche Frage das ist. Er hat ja nicht gerade mit Beate Uhses Prachtstück gekämpft und verloren.
»Ja, alles wunderbar«, sagt er.
»Also, ähm, Jack. Das war natürlich nicht
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